Am Freitag, dem 1. Juni 2007 rief ich beim Mobilitätscallcenter der ÖBB unter der Servicehotline 05 17 17 an, um mir für die Fahrt von Linz nach Vöcklabruck zur Landesgartenschau am 22. Juni 2007 ein Zugticket zu lösen.
Weiters wollte ich eine Ein- und Ausstiegshilfe in Vöcklabruck reservieren lassen. Nach längerem Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Servicehotline der ÖBB, stellte sich heraus, dass ich als Benützer eines Rollstuhls diese Fahrt nicht antreten kann, da es weder eine Ein- bzw. Ausstiegshilfe noch Personal gibt, die diese Einstiegs- und Ausstiegshilfe bedienen würde.
„Brücken bauen“
Pikanterweise steht die Landesgartenschau vom 18.06. – 22.06.07 unter dem Motto „Brücken bauen“ zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Ich finde es schlichtweg skandalös, dass es die ÖBB im Rahmen einer Landesgartenschau nicht schaffen, den Bahnhof Vöcklabruck für Menschen mit Behinderungen so zu gestalten – mit einer Ein- bzw. Ausstiegshilfe zu versehen -, dass auch Menschen mit Behinderung die Landesgartenschau besuchen können.
Zudem findet am 22. Juni 2007 in der Festhalle „Wasserpark“ ein Abend unter dem Motto „integrativer Musik“ statt. Unter diesen Umständen wird diese Veranstaltung und vor allem der Slogan „Brücken bauen“ für Menschen mit Behinderungen zur Farce und ich fühle mich wieder einmal als Mensch zweiter Klasse.
Reinhard Rodlauer / ÖBB – Konz,
18.06.2007, 14:35
Sehr geehrter Herr Prantl!
Ich darf Sie auf diesem Wege darüber informieren, dass ab nächster Woche zwei Hebelifte am Bahnhof Vöcklabruck installiert sein werden. Nach Voranmeldung einer Reise unter 05 17 17 ist diese mit den ÖBB nach und ab Vöcklabruck somit möglich und Personal, das die Einstiegshilfe leistet, wird vor Ort sein.
Ich möchte mich für die Umstände entschuldigen und darf darauf hinweisen, dass die ÖBB in den nächsten zwei Jahren 100 weitere Hebelifte anschaffen werden. Dies ist ein weiterer großer Schritt in Sachen Barrierefreiheit des ÖBB Konzerns.
Mit freundlichen Grüßen Reinhard Rodlauer, ÖBB – Holding AG Konzernkoordination Barrierefreiheit
Sebastian Ruppe,
11.06.2007, 18:31
Ich kann Ihnen/Dir nur raten ein Schlichtungsverfahren beim zuständigen Bundessozialamt gegen die ÖBB einzuleiten und so auf die erlittene Diskriminierung hinzuweisen. Auch wenn der Bahnhof deswegen nicht sofort umgebaut werden wird, ist dies das einzige rechtliche Instrument, das uns behinderten Menschen derzeit in Österreich offen steht, und aus Erfahrung weiß ich, dass es es doch ein bissl Wirbel macht in einem Unternehmen, wenn da plötzlich ein offizieller Brief mit einer Ladung zu einem Verfahren wegen Diskriminierung hereinflattert.
So ein Verfahren kostet nichts, hat für den behinderten Menschen auch kein Risiko und ist kein großer bürokratischer Aufwand. Das Bundessozialamt kümmert sich um die Ladung der beiden Parteien an einen Tisch!
Wenn wir alle regelmäßig von diesem Instrument Gebrauch machen, können wir langsam gemeinsam etwas ändern. Siehe z.B. Bericht von Kornelia Götzinger im letzten Heft von „behinderte menschen“, wo durch ihre eigene Initiative (mehrere Schlichtungsverfahren gegen verschiedene Betriebe und Veranstaltungsorte) einige Orte zugänglicher wurden. Lassen wir uns nichts mehr gefallen, es reicht wirklich langsam! In diesem Sinne! Let’s fight together for a better future!
Siegfried Allacher,
11.06.2007, 13:54
Diese Zustände bei der ÖBB gibt es schon lang und sie werden immer schlimmer. Keiner tut etwas dagegen. Ich bin letztens mit einem ICE der DB (Deutsche Bahn) v. Linz nach Wien gefahren. Das nenne ich behindertengerechte Zuge! Geräumige Waggons, viele Rollstuhlplätze, man kann sogar mit dem Rolli herumfahren. Ich werd jetzt immer – wenn möglich – mit einem Zug d. DB fahren. ÖBB nehmt euch ein Beispiel an der DB!!!
Stefanie Strubreiter,
05.06.2007, 15:07
Die Überschrift „ÖBB an Integration von Menschen im Rollstuhl nicht interessiert“ trifft nicht nur in diesem Fall zu, sondern auch allgemein. (Fast) immer wenn ich zu Ferien nach Hause fahre, haben ich und meine Freundinnen Probleme mit der ÖBB. Letztes Mal zu Pfingsten musste ich einen früheren Zug nehmen, da anscheinend der gewünschte Zug nur von 2 Rollstuhlfahrerinnen benutzt werden kann. Naja, es ist aber nun mal so, dass wir mehrere RollstuhlfahrerInnen sind und nicht nur 2! Es ist schade, wenn Rollstuhlfahrerinnen getrennt von ihren Freundinnen fahren müssen/sollen. Schließlich glaub ich nicht, dass eine Gruppe von Nichtbehinderten mit getrennten Zügen fahren.