ÖFB kündigt Verbesserungen für behinderte Fans an

Die Plattform football 4 all führte mit dem Generalsekretär des Österreichischen Fußballbundes ein Interview über geplante Serviceverbesserungen.

Menge bei einem Fußballspiel
Florent Bertiaux auf Pixabay

Die Plattform football 4 all arbeitet seit dem Jahr 2007 an der Durchsetzung einiger wichtiger Ziele. Zunächst war eine möglichst barrierefreie EURO 08 Motivation, nun geht es um ein barrierefreies Fußballerlebnis für alle.

In diesem Zusammenhang wurden einige Fragen an ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig gerichtet. Wir danken für die zur Verfügungstellung.

football 4 all: Im Vorfeld und während der EURO 08 gab es mit Mag. Britta Wagner von football 4 all eine ständige Ansprechpartnerin für die UEFA, die als Bindeglied zwischen Fans und Nationalmannschaft für die Interessen der blinden und sehbehinderten Fans eintrat. Würde es der ÖFB begrüßen, wenn es auch für ihn so eine Ansprechperson gäbe?

ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig: Ja und de facto hat sich das in den Wochen nach der EURO auch sehr gut eingespielt. Zwischen Frau Wagner und unserem Ticketing-Verantwortlichen Thomas Wittner herrscht reger Kontakt und so war es uns auch möglich, bei den Heimspielen im Wiener Ernst Happel-Stadion gegen Frankreich und Serbien gemeinsam ein tolles Angebot für blinde und sehbehinderte Fußballanhänger zu bieten.

football 4 all: In Deutschland sind Behindertenfanbeauftragte bei den großen Vereinen längst Usus. Gibt es dazu in Österreich Initiativen?

Alfred Ludwig: Das liegt ausschließlich in der Verantwortung der einzelnen Vereine. Natürlich darf man aber Großklubs der deutschen Bundesliga nicht mit heimischen Vereinen vergleichen. Hier gibt es massive Unterschiede in den Rahmenbedingungen, angefangen von der zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Möglichkeit bis hin zu den damit verbundenen Differenzen bei der Anzahl der Beschäftigten. Alleine auf der Geschäftsstelle des deutschen Rekordmeisters Bayern München arbeiten rund 150 Mitarbeiter, bei jener des österreichischen Pendants Rapid Wien ist es rund ein Zehntel, ganz zu schweigen von eher kleinen Klubs wie Kapfenberg oder Altach.

Ich bin überzeugt, dass auch die österreichischen Vereine im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, die besten Bedingungen für behinderte Fußballanhänger zu bieten. Ein Vorbild ist hier sicher Sturm Graz, der steirische Traditionsklub hat ja gemeinsam mit den Profi-Moderatoren von Antenne Steiermark entscheidend dazu beigetragen, dass bei den Länderspielen im September und Oktober das Angebot für blinde und sehbehinderte Anhänger verfügbar war.

football 4 all: Die website www.football4all.eu wurde installiert, um blinden Fans den Zugang zu Informationen und Tickets zu ermöglichen. Zu Spitzenzeiten gab es 10.000 Zugriffe. Da die ÖFB Seite nicht barrierefrei ist, wird dieser Service von behinderten Fans begeistert genutzt. Ist an eine barrierefreie Gestaltung der ÖFB Seite in nächster Zeit gedacht?

Alfred Ludwig: Wir planen für kommendes Jahr einen Relaunch von oefb.at und haben eine barrierefreie Gestaltung fix eingeplant. Beim letzten Relaunch im Jahr 2005 haben wir das leider verabsäumt.

football 4 all: Die Tribüne für Rollstuhlfahrer ist eine von allen Betroffenen sehr gelobte Lösung, die jedoch nur bis Oktober bestehen soll. Wird es danach ein vergleichbares Angebot geben?

Alfred Ludwig: Laut Auskunft der Verwaltung des Ernst Happel-Stadions ist nicht daran gedacht, diese Lösung befristet anzubieten, zumindest bei Fußballspielen soll diese Tribüne langfristig erhalten bleiben, was uns auch als ÖFB sehr freut.

football 4 all: Wird es bei den Heimspielen der Nationalmannschaft auch in Zukunft 50 Plätze für Rollstuhlfahrer geben?

Alfred Ludwig: Im Happel-Stadion ja, an den anderen Spielstätten sind wir natürlich genauso auf die verfügbaren Kapazitäten in den jeweiligen Stadien angewiesen und diese sind unterschiedlich hoch.

football 4 all: Die 10 moderierten Plätze für blinde und sehbehinderte Fans wurden begeistert angenommen. Die Karten für das Frankreich Spiel waren innerhalb einer Stunde weg. Hat der ÖFB mit so einer Begeisterung seitens der blinden Fans gerechnet? Wird es auch in Zukunft moderierte Plätze geben? Wenn ja, wie viele?

Alfred Ludwig: Aufgrund der positiven Erfahrungen nehmen wir uns vor, dieses Service auch in Zukunft anzubieten und je nach Nachfrage planen wir zehn bis fünfzehn Plätze zu vergeben.

football 4 all: Hat der ÖFB im Hinblick auf Barrierefreiheit ein Vorbild im internationalen Vergleich?

Alfred Ludwig: Wir konnten in diesem Bereich natürlich gerade bei der vergangenen EURO im eigenen Land sehr viel lernen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass der ÖFB ein Stadion, egal ob in Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, etc. – jeweils „nur“ für die Veranstaltung, also das Spiel, vom Eigentümer mietet und daher eine gewisse Abhängigkeit bei den Rahmenbedingungen gegeben ist. Da alle für A-Länderspiele in Frage kommenden Stadien in unserem Land nicht in privatem, sondern öffentlichem Besitz sind, sollte die Barrierefreiheit aber ohnehin gewährleistet sein!

football 4 all: Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich