„Österreich hat sich verpflichtet“ – NGOs fordern mehr Engagement für Frauenrechte

Frauen mit Behinderungen sind besonders häufig von Gewalt, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen. Expertinnen fordern mehr Schutz und umfassende Inklusionsmaßnahmen. Cornelia Scheuer vom BIZPES fordert: "Es müssen Unterstützungsangebote für Frauen mit Behinderungen geschaffen und ausgebaut werden."

Cornelia Scheuer
BIZEPS

Frauen mit Behinderungen sind in Österreich besonders von Gewalt, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen. Expertinnen fordern umfassendere Schutz- und Unterstützungsangebote.

Der NGO-Koalitionsbericht, der dem UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau vorgelegt wurde, zeigt massive Defizite in Bereichen wie Gewaltschutz, Bildung und Erwerbstätigkeit auf.

Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen: Hohe Dunkelziffer

Cornelia Scheuer vom BIZEPS betont die besondere Gefährdungslage von Frauen mit Behinderungen:

Frauen mit Behinderungen sind häufiger Opfer von Gewalt als nichtbehinderte Frauen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil auf Grund von Abhängigkeiten in der Lebenssituation der Frauen eine Anzeige bei der Polizei oft nicht möglich ist. Die wenigsten Frauenhäuser sind barrierefrei im eigentlichen Sinn. Informationen in leichter Sprache oder in ÖGS (Österreichischer Gebärdensprache) gibt es kaum.

Scheuer warnt davor, dass Abhängigkeitsverhältnisse, in denen sich viele Frauen mit Behinderungen befinden, einen „Nährboden für sexuelle und psychische Gewalt“ darstellen. Sie fordert deshalb:

Es müssen Unterstützungsangebote für Frauen mit Behinderungen geschaffen und ausgebaut werden. Die bestehenden Angebote für Frauen müssen endlich im Sinne der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit jeglicher Art von Behinderungen zugänglich gemacht werden.

CEDAW: Verpflichtung zur Gleichstellung von Frauen

Grundlage der Forderungen ist die CEDAW-Konvention der Vereinten Nationen. CEDAW steht für „Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women“ (Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau). Dieses Übereinkommen, auch als Frauenrechtskonvention bekannt, verpflichtet die Unterzeichnerstaaten – darunter Österreich – zur Förderung der Gleichstellung und zur Beseitigung jeglicher Diskriminierung von Frauen.

Theresa Hammer, fachliche Geschäftsführerin des Klagsverbands zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern, erklärt:

Österreich hat sich zum Abbau von Geschlechterdiskriminierung verpflichtet. Im Rahmen der kommenden Staatenprüfung werden wir als Zivilgesellschaft kritisch und schonungslos frauenpolitischen Handlungsbedarf aufzeigen.

Gemeinsam mit 31 NGOs, Universitäten und Institutionen hat der Klagsverband einen umfassenden Schattenbericht erstellt, der nun beim UN-Komitee eingereicht wird. Ziel ist es, den Druck auf die Regierung zu erhöhen und konkrete Verbesserungen einzufordern.

Bildung und Arbeitsmarkt: Fehlende Inklusion

Der NGO-Koalitionsbericht kritisiert, dass Österreichs Bildungssystem nicht inklusiv ist. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben nur eingeschränkte Chancen auf höhere Schulabschlüsse und sind häufig von weiterführender Bildung ausgeschlossen. Im Arbeitsmarkt gibt es ähnliche Barrieren: Frauen mit Behinderungen sind seltener erwerbstätig als Männer mit Behinderungen oder Frauen ohne Behinderungen.

„Es fehlen spezifische Ausbildungsmodelle, wie Teilzeitausbildungen, die auf die Lebensrealität von Frauen mit Behinderungen zugeschnitten sind“, heißt es im Bericht.

Handlungsbedarf im Gewaltschutz

Elisabeth Udl vom Verein Ninlil hebt hervor, dass Frauen mit Behinderungen oft mehrfach diskriminiert werden – sowohl aufgrund ihres Geschlechts als auch ihrer Behinderung. Trotz Fortschritten bei der Barrierefreiheit fehlt es vielen Gewaltschutzeinrichtungen an spezialisierten Angeboten wie Peer-Beratung oder alltagsnaher Unterstützung.

Die Ungleichheiten, die Frauen in der patriarchalen Gesellschaft benachteiligen, treffen Frauen mit Behinderungen umso mehr. In Österreich fehlen flächendeckende Strukturen, die angemessene Unterstützung für größtmögliche Selbstbestimmung im Alltag mit Behinderung sicherstellen.

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