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Österreich war Vorreiter: 10 Jahre BIZEPS-INFO online

Der österreichische Nachrichtendienst BIZEPS-INFO online wurde 10 Jahre alt.

Der österreichische Nachrichtendienst BIZEPS-INFO online wurde am 10. August 2005 10 Jahre alt. kobinet-Redakteurin Christiane Link hat mit dem Redakteur von BIZEPS-INFO online, Martin Ladstätter, über die vergangenen Jahre und die Ziele des Dienstes gesprochen.

kobinet-nachrichten: BIZEPS-INFO war eines der ersten behindertenpolitischen Angebote im deutschsprachigen Internet. Wie kam es dazu?

Martin Ladstätter: Es lag an mehreren Faktoren und wir hatten Glück. Wir produzierten schon damals unsere monatliche Zeitung BIZEPS-INFO digital und die Zeitung wurde auch als Diskettenversion für blinde Menschen angeboten. Für uns war das eine Selbstverständlichkeit, weil BIZEPS als Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderungsübergreifend arbeitet.

Wir konnten daher – und das war unser Vorteil – als eine der ersten im Behindertenbereich auf Nachrichten zurückzugreifen, die in elektronischer Form vorlagen. So war es für uns leicht, unsere Artikel ins Internet zu stellen.

Inhaltlich war das Internetangebot für uns eine konsequente Beschleunigung unseres Informationsdienstes. Zuerst erschien unsere Zeitung quartalsmäßig, ab 1992 monatlich und 1995 hatten wir durch das Internet die Chance täglich Nachrichten zu verbreiten. Für uns war das ein großer Fortschritt und eine billige Art Nachrichten zu verteilen.

kobinet-nachrichten: Wer steht heute hinter BIZEPS-INFO?

Martin Ladstätter: BIZEPS-INFO online wird von BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben betrieben und wir haben rund ein Dutzend Partnerorganisationen mit denen wir eng zusammenarbeiten. Unsere Partner sind People-First Organisationen, Selbstbestimmt Leben Organisationen, Integrationsinitiativen, eine Blindenorganisation sowie der Österreichische Gehörlosenbund, Heimbetreiber, Dienstleistungsorganisationen und auch der Nachrichtendienst kobinet. Von diesen Organisationen und von einer Reihe von Autorinnen und Autoren erhalten wir die täglichen Beiträge.

Wir werden weiters von Tripple Internet Content Services (beim Newsletter und der Werbung) und von der Bildagentur BilderBox tatkräftig unterstützt.

Und zum Schluss seien hier die tausenden Leserinnen und Leser genannt, die uns mit ihren vielen Forumsbeiträgen, ihrem Lob und Tadel über die gesamte Zeit begleitet und unterstützt haben.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie zurückblicken, was waren die größten Erfolge? Welche Rückschläge gab es?

Martin Ladstätter: Als größten Erfolg sehe ich an, dass wir nie öffentliches Geld für den Nachrichtendienst BIZEPS-INFO annehmen mussten und auch keinem Druck von werbenden Organisationen nachgeben mussten.

Der Erfolg hängt häufig auch davon ab, ob man den langen Atem hat, über viele Jahre konsequent an einer Sache zu arbeiten (z. B. Gleichstellung, Mobilität oder Persönliche Assistenz). Sehr gefreut hat uns die Internationale Auszeichnung im Jahr 2003, als wir den BIENE-Award im Bereich Medien entgegennehmen konnten.

Ein wesentlicher Bestandteil unserer Flexibilität und Reichweite ist auch das von uns selbst erstellte Redaktionssystem. Hier sei besonders mein Bruder Markus Ladstätter erwähnt, der außer schönen Fotos für Artikel auch erstklassige Programmierarbeit für BIZEPS-INFO online leistet.

Aber in 10 Jahren hatten wir auch eine Reihe von Rückschlägen zu verkraften. Der damals sehr gefürchtete Datumsfehler im Jahr 2000 traf auch uns. Unser Terminkalender ist gnadenlos abgestürzt und musste neu programmiert werden. Im Jahr 2001 wurden wir Opfer einer Hackerattacke und tausende Mails wurden innerhalb von wenigen Stunden über unseren Newsletter verschickt.

Gescheitert ist bisher auch unser Versuch in allen Bundesländer Artikelschreiberinnen und -schreiber zu finden, die für BIZEPS-INFO aktuelle Nachrichten verfassen.

Manches konnte erreicht werden, aber mancher Artikel aus dem Jahr 1995 wäre auch heute ohne Umarbeitung abdruckbar, weil noch immer keine Realisierung erfolgte, wie z. B. die Forderung nach verpflichtendem barrierefreiem Bauen.

kobinet-nachrichten: Welche Vorteile sehen Sie, einen solchen Dienst im Internet anzubieten?

Martin Ladstätter: Spontan würde ich sagen, dass Geschwindigkeit und geringe Kosten die größten Vorteile sind.

Allerdings muss man bei Geschwindigkeit sehr aufpassen. Bei einem Medien-Workshop der Nachrichtenagentur APA hat dies ein Vortragender sehr gut mit den Worten zusammengefasst: „The choice between being first and being right is no choice at all.“ Genau dies ist auch unsere Richtlinie bei BIZEPS-INFO. Wichtig ist die Richtigkeit einer Nachricht und erst dann kommt es auf die Geschwindigkeit an. Es darf nie umgekehrt sein.

Der Vorteil eines Nachrichtendienstes wie BIZEPS-INFO im Internet ist weiters die Reichweite, die wir mit geringen Kosten erreichen und die guten Möglichkeiten der Vernetzung. Auf vielen Internetangeboten unserer Partner stehen unsere Nachrichten, weil diese vollautomatisch dort eingeblendet werden.

kobinet-nachrichten: Welchen Stellenwert hat das Angebot in der österreichischen Behindertenbewegung und in der österreichischen Politik allgemein? Gibt es prominente Leser?

Martin Ladstätter: Ich glaube wir dürfen mit ein wenig Stolz sagen, dass wir in Österreich seit Jahren als DER Nachrichtendienst im Behindertenbereich anerkannt sind und daher Organisationen dafür bezahlen unsere Nachrichten anzeigen zu dürfen.

Den Stellenwert von BIZEPS-INFO in der Politik würde ich aber nicht überbewerten. Wir sind ein klassischer Sparten-Nachrichtendienst, der primär im Behindertenbereich Bedeutung hat. Wir konnten uns aber im Laufe der Jahre unsere Stellung ausbauen. Zitatanfragen an Ministerbüros werden heute – wenn auch manches Mal widerwillig – nicht mehr ignoriert, sondern wir erhalten die benötigten Statements.

Das wir gelobt werden ist nicht unser Ziel, wichtig ist mir, dass BIZEPS-INFO als Nachrichtendienst geachtet und gelesen wird.

Lob von den falschen Leuten mit der falschen Motivation kann gefährlich sein und Autorinnen und Autoren in unvorteilhafte redaktionelle Linien treiben. Hier muss man sehr genau aufpassen, weil das noch viel gefährlicher ist, als direkte Lobbying-Versuche von einzelnen Organisationen oder Parteien.

Da wir einen Newsletter mit 2.000 Bezieherinnen und Beziehern haben, wissen wir auch, dass sich eine Reihe von prominenten Persönlichkeiten darunter befindet und BIZEPS-INFO in den Ministerien und Landesverwaltungen gelesen werden.

kobinet-nachrichten: Was kann kobinet vom älteren Bruder BIZEPS lernen?

Martin Ladstätter: Der Nachrichtendienst kobinet hat seit Bestehen eine großartige Entwicklung hinter sich und wir von BIZEPS sind stolz daran mitgearbeitet zu haben.

Wenn man kobinet etwas raten darf, dann wäre es die aktive Suche nach Partnern im Behindertenbereich um Synergieeffekte zu nutzen. Uns ist es z. B. gelungen auf diese Art einfache Sprache zu forcieren und unsere Nachrichten teilweise auch in Gebärdensprache anbieten zu können.

Mir persönlich ist auch ein Spruch von Mark Twain sehr wichtig, in dem er das Wesen einer guten Zeitung so beschrieb: „Zeitungen sollen nicht nur berichten, was geschieht; sie sollen die Leute auch dazu anhalten, aktiv zu werden.“

Die Interaktion zwischen Nachrichtendienst und Leserinnen und Leser ist – so meine ich – daher ein ganz wichtiger Punkt, dem man nie genug Aufmerksamkeit schenken kann.

kobinet-nachrichten: Wo sehen Sie BIZEPS-INFO in 10 Jahren?

Martin Ladstätter: Spontan fällt mir dazu ein Zitat, dass Winston Churchill zugeschrieben wird, ein, der auf eine ähnliche Frage geantwortet hat: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Im Ernst: Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil der Zeitraum von 10 Jahren ein sehr langer ist. Aber ich versuche es mit 3 Jahren.

Einerseits möchten wir konsequent die Anzahl der Autorinnen und Autoren erhöhen und andererseits die erreichte Qualität sichern – und wenn möglich – ausbauen.

Als Ziel setzen wir uns offen für Entwicklungen zu sein und die Präsentation von Nachrichten verstärkt multimedial zu ergänzen. Dies können Videos, Töne aber auch Bilder sein.

Aber es könnte auch sein, dass wir ganz neue Angebote präsentieren, wie z. B. Blogs oder evtl. WIKI basierte Informationsaufbereitung. Man sollte sich überraschen lassen.

Für BIZEPS-INFO trifft sicherlich das Zitat von Rudolf Augstein zu, wenn er meint „Ich glaube, dass ein leidenschaftlicher Journalist kaum einen Artikel schreiben kann, ohne im Unterbewusstsein die Wirklichkeit ändern zu wollen.“

Eines kann ich für die nächsten Jahre daher versprechen: Wir werden uns in diesem Sinne bemühen.

kobinet-nachrichten: Danke für dieses Gespräch!

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