ÖAR: Jedes Jahr wird Pflegegeld zum unsinnigen Diskussionspunkt für Einsparungen warum?

Im ORF-Abendjournal vom 25.8. forderte ÖAAB-Generalsekretär Werner Amon die Einführung einer umlagefinanzierten Pflegeversicherung, da das gegenwärtige System so nicht mehr lange finanzierbar sei. Ähnlich äußerte sich kürzlich auch der Tiroler AK-Präsident Fritz Dinkhauser.
Der ÖAAB-Generalsekretär weiß offensichtlich nicht genau Bescheid über die Finanzierung der Pflegevorsorge, denn seine Forderung nach einer umlagefinanzierten Pflegeversicherung ist bereits Realität: Die Mehrkosten zum damaligen Hilflosenzuschuss wurden mit der Einführung aus Zuschlägen zur Krankenversicherung finanziert (je 0,4 % von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, 0,5 % von Pensionisten).
Gänzlich vergessen wird ebenfalls immer wieder, zu welchem Zweck das Pflegegeld eigentlich eingeführt wurde: Die den Betreffenden zur Verfügung gestellten Geldmittel sind ein Schritt näher hin zu einem selbstbestimmten Leben. Führt man diesen Gedanken konsequent weiter, dann ist es nur logisch, dass das Pflegegeld zukünftig nicht als Schecksystem angedacht werden darf, sondern in Richtung persönlicher Assistenz erweitert werden muss.
Wenn Amon im Interview abschließend feststellt, dass das Pflegegeld nicht der Weisheit letzter Schluss sei, dann ist ihm nur anzuraten, sich intensiv mit dem Diskussionsprozess der letzten 11 Jahre auseinander zusetzen! Zahlreiche dokumentierte Arbeitsgruppen- und einschlägige Foren-Berichte und eine Studie von Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt mit dem Titel Analyse und Auswirkungen des Pflegevorsorge-Systems (Wien, 1997) haben hinlänglich den revolutionären Schritt Österreichs, der mit der Einführung der Pflegesicherung 1993 gesetzt wurde, dokumentiert! so Eduard Riha, Generalsekretär der ÖAR, abschließend.
Anonymous,
30.08.2004, 14:34
Ist nicht eigentlich ursprünglich das Pflegegeld eingeführt worden, um nicht für alle die Menschen, die vorraussichtlich sog. Pflegefälle werden, die vielen neuen, dafür benötigten Pflegeheime bauen zu müssen?
Willibald Kremser,
27.08.2004, 18:39
Schließe mich der Meinung von Eduard Riha voll inhaltlich an. Denn selbstbestimmtes Leben und gleiches Recht für alle Bürger Österreichs (siehe auch den Wunsch für ein Gleichstellungsgesetz) sind für mich Mindestanforderungen an einen demokratisch geführten Staat. Weiters darf ich auf die Ausarbeitung einer all umfassenden Rehabilitationsversicherung in Zusammenarbeit mit dem ÖAR hinweisen: siehe http://www.hsm.or.at/Rehabilitationsversicherung.htm
meia,
27.08.2004, 14:17
Herr Amon vom ÖAAB der ÖVP, sollte nach so unqualifizierten Aussagen sofort seine gut bezahlten Amterln zur Verfügung stellen, die von der Allgemeinheit bezahlt werden – Er sollte eine Woche Assistenz mit geschultem Helfer für einen Schwerstbehinderten leisten, dann würde er anders denken.. Auche eine Woche in einem Rollstuhl könnte bei solchen Politikern „Wunder“ bewirken. Eine Schande für Österreich!!!
Martin Ladstätter,
27.08.2004, 11:39
Ich stimme Manfred Fischer voll zu. Deutlicher hätte man es kaum sagen können.
Manfred Fischer,
27.08.2004, 11:08
Warum wird das Pflegegeld jeden Sommer von der ÖVP thematisiert? WEIL das Budget verhandelt wird und absehbar ist, dass der Sozialminister die Forderung nach der überfälligen Valorisierung des Pflegegeldes nicht durchbringen wird. Um den Protest bei den Betroffenen gering zu halten, stellt man diesen daher die Rute ins Fenster, nach dem Motto: Seid nur ja still, sonst nehmen wir euch auch vom bestehenden Pflegegeld etwas weg!!
Ist eine sehr geschickte Taktik! Hoffentlich geht sie heuer nicht wieder auf. Pflegegeldbezieher haben ein RECHT auf die Valoriisierung, Auch in Zeiten der Budgetkonsolidierung. Nur eine neoliberale Wirtschaftspolitik stellt dies in Abrede.