ÖVP: Hinterhältige Verhöhnung pflegender Angehöriger

Das Problem Pflege – wer pflegt ältere Personen und Menschen mit Behinderungen – ist ungelöst und droht zusammenzubrechen.

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Die Kurz-ÖVP wälzt das Thema wieder auf die Familien, vorwiegend Frauen, aber auch auf Kinderarbeit ab.

1.500,- Euro klingt im ersten Moment nach viel Geld, verglichen mit den geleisteten Arbeitsstunden ergibt es nur 68 Cent. Dies deckt keinesfalls die teure Lohnsteigerung für 2019 mit über 1,- Euro je Stunde und zeigt, dass die ÖVP nicht rechnen kann.

Damit soll Pflege in Österreich finanziert oder Angehörige entlastet werden? Angehörige und die betroffenen Personen und somit jeder/jede 4. Österreicher/in, bekommt durch dieses „hinterhältige Wahlzuckerl“ ein weiteres Belastungspaket!

Volkswirtschaftliche Arbeitsleistung

Mehr als 900.000 Österreicher/innen pflegen Angehörige zu Hause (Quelle: Caritas). Ein Teil davon als „Kinderarbeit“ da rund 42.700 pflegende Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren Pflege leisten. (Quelle: Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband).

Die Arbeitsleistung pflegender Angehöriger entspricht bezüglich Pflegearbeit dem volkswirtschaftlichen Nominalwert von 30.128.000.000,- Euro. Diese 30 Milliarden bilden somit einen volkswirtschaftlichen Wert als fünftgrößter Sektor der österreichischen Wirtschaft, hinter dem Sektor Finanz-, Versicherung und Grundverwaltung.

Im Alltag reicht vielfach der Zuschuss-Betrag des Pflegegeldes nicht einmal aus um Pflegemittel, Arzneien, Selbstbehalte und Hilfsmittel zu bezahlen.

Die Politik offenbart damit nicht nur Ignoranz gegenüber der Leistung von über einer Milliarde Stunden pflegender Angehöriger. Es zeugt von Entscheidungsschwäche und Inkompetenz für den überfälligen und besonders komplexen „Masterplan Pflege“.

Zukunftsfähige Lösungen statt Wahlzuckerl

Expert/innen und Betroffene fordern zeitgemäßes Denken, Trennung von medizinischen Einstufungen und Umgestaltung zum bedarfsgerechten Pflegemanagement. Gemeindenahe Dienste, bundesweite Persönliche Assistenz und mobile Angebote für die Intensivpflege müssen aufgebaut werden. Diese Forderung stellt nicht nur SLIÖ, sondern legt auch die UN-Behindertenrechtskonvention eindeutig fest.

Der Dachverband SLIÖ nimmt die kommende Regierung in die Pflicht: Sie hat die Verantwortung ob die Pflege von Österreicher/innen auf die Familien als prekäre Arbeit abgewälzt wird, oder ob die Existenz pflegender Angehöriger, Kinder und Schüler gesichert ist und in Österreich „Kinderarbeit“ für immer abgestellt wird.

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5 Kommentare

  • Da auch bei professionalisierte Pflege mindestens 2 Personen im Einsatz sind, sollten die 1500 Euro auch mal 2 gerechnet werden.

    Grundsätzlich wäre es sehr sinnvoll, pflegende Angehörige auch VOLL zu unterstützen und Pflege nicht völlig zu kommerzialisieren und den Pflege benötigenden Menschen auch wirklich eine freie Wahlmöglichkeit zu gewährleisten. Mitunter machen Menschen, die schon selbst eine Kur brauchen, um den Job durchzudrücken, die Pflege mehr wegen des Geldes, weil sie keine andere Arbeit finden. Auch nicht das was wir wollen, oder?

    Es gehört zum fortgeschrittenen Kapitalismus, alle Lebensbereiche der Kapitalverwertung zu unterwerfen. Das hat André Gorz schon vor über 20 Jahren in „Kritik der ökonomischen Vernunft“ dargelegt.

  • Jeder Behinderte, der schwarz oder blau wählt, schaufelt nicht nur sich selbst sondern auch uns allen das Grab.

  • Was heißt „wälzt“ ab. Ohne Familien würde die Pflege zusammenbrechen. Wenn man Ihnen dafür etwas gibt, heißt das „hinterhältig“ !
    PFUI !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    (e-Mail franz.karl@gmx.at)

  • Nicht sparen, sondern die Unterstützung derer, die diese brauchen ist wichtig!

  • Dem kann ich nur zustimmen!