Ungedeckte Schecks und Halbwahrheiten gehen an der Realität und am Willen der Betroffenen vorbei
Bei einem Stundensatz von Euro 50,- bräuchte ein rund-um-die-Uhr pflegebedürftiger Mensch im Monat ca. Euro 35.000,- für den Zukauf von professionellen Betreuungsleistungen. „Einen Betreuungsscheck in dieser Höhe wird es wohl niemals geben. Einen Teil des Pflegegeldes dafür umzuwidmen würde – im Lichte der tatsächlichen Erfordernisse – bedeuten, dass es sich nur um einen ungedeckten Scheck handeln kann“, meint Dr. Klaus Voget, Präsident des ÖZIV.
Die Volkshilfe reagiert auf die Forderungen der behinderten Menschen ganz einfach damit, dass nur mehr von Alten- und Krankenbetreuung die Rede ist. Eine Darstellung, die die Realität nur schemenhaft abbildet. Das Pflegegeld dient ausschließlich dazu, einen Teil der pflegebedingten Mehraufwendungen abzudecken – Pflege, die Menschen aufgrund ihres Alters und / oder einer Behinderung benötigen. Die Finanzierung des Krankenpflegebereichs kommt aus anderen Quellen – dafür sind vor allem die Krankenkassen zuständig.
Offensichtlich ist man hier bemüht, jene, um die es vor allem geht – nämlich Menschen mit Behinderung – aus der Diskussion herauszuhalten. Weil sie nichts von der Einführung eines Betreuungsschecks halten, welcher komplett an ihren Bedürfnissen vorbeigehen würde.
„Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Volkshilfe zwar offensichtlich ganz gute Geschäfte mit pflegebedürftigen Menschen macht, sich allerdings bei der Forderung nach einer bedürfnisgerechten Weiterentwicklung des Systems nur mehr an die eigenen Bedürfnisse erinnert. Ich bin schon froh, dass es solche Dienstleistungs-Angebote gibt und ich weiß auch, dass es bei den Verantwortlichen immer wieder Sorge um die Finanzierung dieser Angebote gibt. Das darf aber nicht so weit gehen, dass Änderungen im System primär dazu dienen, das eigene Geschäft anzukurbeln. Im Vordergrund müssen wohl immer die Bedürfnisse von uns Betroffenen stehen!“ so Voget abschließend.
Günter,
26.06.2007, 13:41
Sehr geehrter Herr Flecker! Mit großer Besorgnis habe ich Ihren Vorschlag gelesen das Pflegegeld in einer Sachleistung umwandeln zu wollen. Haben Sie dabei auch einmal daran gedacht was Sie damit anrichten?Sie nehmen damit den Behinderten Menschen die letzte Würde! Selbst zu entscheiden von wem er betreut werden will! Wenn Sie selbst betroffen wären würden Sie nie so einen Vorschlag machen,denke Ihnen wäre auch lieber sie würden betreut aus dem Umfeld Ihrer Familie!
Mein Name ist Günter Leonhartsberger, bin 44 Jahre und lebe in der Nähe von Zell am See. Bin seit meinem 10. Lebensjahr schwer gehbehindert, durch eine chronische Polyarthritis und kann mich nur mit Krücken und den Rollstuhl fortbewegen. Aber man gewöhnt sich daran und man lernt das Leben zu meistern.
Auch hat das Pflegegeld sehr zu meiner persönlichen Eigenständigkeit beigetragen,so kann ich selbst entscheiden von wen ich betreut werden will.Und ich habe das große Glück von meiner Frau betreut zu werden. Meine Frau ist viel flexibler als eine Heimhilfe, Rotes Kreuz usw. Bekomme die Pflegegeldstufe 4,muß sagen ich bin zufrieden,weil es eine große Hilfe ist.Nur wenn ich meiner Frau 5 Euro oder mehr pro Stunde zahlen müsste würde das bei weiten nicht ausreichen. Aber für mich ist das allerwichtigste das ich selber entscheiden kann, wer mich wäscht und mir den Arsch putzt usw.und auch dann bitte wenn ich auf das WC muss und nicht wenn die Helfer von 8-10 Uhr da sind.
Sehr geehrter Herr Flecker,ich will Ihnen damit nur sagen Pflegegeld soll eine Geldleistung bleiben und bitte lassen Sie uns noch dieses Recht selbst zu entscheiden von wenn wir uns helfen lassen und halbwegs Menschenwürdig leben! So lange meine Frau gesund ist und es machen kann,Sie ist selbst Pflegehelferin von Beruf werde ich mich nie von einer Organisation betreuen lassen!
erwin riess,
08.02.2006, 20:12
liebe freunde, wenn wir nicht wachsam sind, ist das pflegegeld bald vergangenheit. erhebt eure stimme, wehrt euch rechtzeitig bei politikern bzw. zeitungen. mit tatenlosem zusehen werden wir die debatte u ihre für uns schrecklichen konsequenzen nicht mehr wegkriegen. für die plattform pflegegeld: e. riess
meia,
08.02.2006, 12:09
Tatsache ist, wie Dr. Voget richtig ausführt, auch wenn man auch nur Euro 20,- Stundensatz für die rund 450.000 Pflegegeldbezieher in Österreich berechnet, daß ein staatliches Pflegeschecksystem weit mehr kostet, auch vermutlich nicht leistbar ist, als eine gesetzlich Nachvalorisierung (an die 20% bis 2007) und eine jährliche Inflationsanpassung des Pflegegeldes. Außerdem wird der Budgetrahmen, der jährlich von den eingenommen Sozialabgaben, die die Arbeitgeber und Arbeitnehmer, aber auch Pensionisten für das Pflegegeld einzahlen, nicht ausgeschöpft. Ferner gibt es für ein flächendeckendes Modell zuwenig qualifiziertes Personal. Wie Wolfgang Mizelli richtig feststellt, wird jedes Jahr die selbe Diskussion ums Pflegegeld von inkompetenten Politikern angezettelt – Dies hat anscheinend den Grund, den Pflegegeldbeziehern die Inflationsanpassung zu verwehren, wieder jährliche finanziellen Einbußen gegenüber anderen Mitbürgern zu begründen. Ein verwerfliches Spiel auf Kosten einer Gesellschaftsschicht, die sich am aller wenigsten wehren kann und zu Almosenempfängern degradiert wird. Eine Schande für eines der reichsten Länder dieser Erde. Eine Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie mit den Schwächsten umgeht.
harald Walchshofer,
08.02.2006, 08:53
Wer Stundesätze als Grundlage für Monatsentgelte hochrechnet ist selber schuld. Wenn ich bei einer Firma kurze Tätigkeiten in „Regie“ , also per Stundensatz zahle, werden mit dem Stundensatz auch die realtiv hohen Verwaltungskosten und eventuell die extra Anfahrt und oft auch Kleinmaterial, Werkzeug etc. bezahlt. Wer jedoch ein ganzes Monat, den ganzen Tag beschäftigt ist hat all diese Nebenkosten nicht in diesem Ausmaß und es wird in anderen Bereichen daher auch kein Stundesatz bezahlt sondern über die Leistung ein Gesamt entgelt (Monatshonorar) vereinbart.
Wer bisher auch längere Leistungen über Tage, Wochen und Monate per Stundensatz abgerechnet hat, ist verantwortlich für die hohen Sozialkosten, und sollte sich für seine Verschwendung öffentlicher Kosten nicht auch noch beschweren. Der angemessene Betrag für die rund um Betreuung wäre sicher weit unter der Hälfte der angeführten 35.000,-
Wolfgang Mizelli,
02.02.2006, 14:11
Alle Jahre wieder! Immer zu Jahresanfang nerven inkompetente PolitikerInnen oder Trägerorganisationenmit der entmündigenden Idee von Schecks und Bons und und und … und die Argumente sind auch immer dieselben. Langsam wird es fad.