Sehr geehrte Frau Frauenvorsitzende, mit Bestürzung haben wir gestern die Live-Diskussion in der ZIB 3 zwischen Ihnen und Bischof Küng mitverfolgt.
Die ÖAR und mit ihr die Ethikkommission FÜR die Bundesregierung empfinden Ihre Position „Selbstbestimmungsrecht der Frau contra Lebensrecht behinderter Menschen“ als zutiefst menschenverachtend und entwürdigend.
Bei der diskutierten Methode der Früherkennung durch Messung der Nackenfaltentransparenz handelt es sich nach Ansicht der Behindertenverbände um eine Screeningmethode, die, wenn sie im Mutter-Kindpass tatsächlich etabliert werden sollte, zu einer durch den Staat gelenkten Rasterfahndung nach behindertem Leben wird.
Fest steht: Frauen können nur dann selbst bestimmen, wenn sie auch ausreichend über ihre Situation informiert sind. Gerade im Bereich der Pränatalen Diagnostik ist aber nach unseren Erfahrungen der Druck auf schwangere Frauen enorm, sich diesen Untersuchungen zu unterziehen, ohne dass sie vorher adäquat und umfassend beraten werden. Eine solche – lebensperspektivische, non-direktive und objektive Beratung – ist aber für eine Entscheidungsfindung unabdingbar.
Weil eine solche fehlt, enden 95% der Schwangerschaften bei „positiven Befund“ im Schwangerschaftsabbruch.
Die Interessenverbände fordern, dass kein sozialer Druck zur „freiwilligen“ Inanspruchnahme von pränataler Diagnostik entstehen darf. Pränatale Diagnostik fordert zur Bewertung menschlichen Lebens heraus.
Es darf Menschen mit Behinderungen nicht abgesprochen werden, dass ihr Leben ebenso sinnerfüllt ist, wie das von nichtbehinderten Menschen.
Wir laden Sie ein, mit uns zu diesem Thema in Diskussion zu treten.