Oklahoma Polizei erschießt gehörlosen Mann

Zu schnell zur Waffe gegriffen mit tödlichen Folgen

Polizeiauto in den USA
Matt Popovich

Es ist eine Zahl, die mehr als nachdenklich stimmt. Im Jahr 2016 wurden 752 Menschen von der amerikanischen Polizei getötet, so berichtete die Daily News. Auch dieses Jahr hat die Polizei anscheinend nichts dazugelernt.

Diesmal traf es den 35-jährigen gehörlosen Madgiel Sanchez. Die Polizei ermittelte in einem Fall von Fahrerflucht. Ein Verwandter von Sanchez soll beteiligt gewesen sein, Sanchez selbst war unbeteiligt.

Der Grund für die Schüsse auf ihn: Sanchez hielt eine Eisenstange in der Hand und kam der Aufforderung nicht nach, sie abzulegen. Madgiel Sanchez habe die Stange immer bei sich getragen, um streunende Hunde abzuwehren, sagt ein Nachbar gegenüber der New York Times.

Der gehörlose Mann habe die Stange auch benutzt, um mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren, erläutert der Nachbar weiter.

Tunnelblick der Polizei

Von der Polizei wurde die Metallstange aber als Waffe interpretiert. Das führte offenbar zu einer Art Tunnelblick seitens der Polizei, denn die Zwischenrufe der Nachbarn, dass der Mann gehörlos sei, wurden überhört. Der Polizist, der zur Verstärkung gerufen wurde, feuerte gleich mehrere Male auf Madgiel Sanchez, obwohl sein Kollege auch einen Taser bei sich hatte.

Was bleibt ist Schock und Unverständnis. „Es geschah alles so schnell und es erschien so, als wären sie gekommen, um ihn zu erschießen“, kommentiert ein Nachbar das Geschehen.

Warum wurden die Zwischenrufe der Nachbarn überhört? Warum griff man trotz Taser gleich zur Schusswaffe? Warum wurden gleich mehrere Schüsse abgegeben?

Der Fall wird untersucht, heißt es in der New York Times. Der Polizist, der die Schüsse abgefeuert hat, wurde beurlaubt, der andere beteiligte Polizist befindet sich weiterhin im aktiven Dienst.

Was bleibt, sind Fragen, Unverständnis und ein weiteres Leben, das durch die fahrlässige Handhabung von Schusswaffen ausgelöscht wurde.

Ein tragisches Ereignis wiederholt sich

Schon einmal fiel ein gehörloser Mann der Polizei zum Opfer. Im Vorjahr, wie von BIZEPS berichtet, erschoss die Polizei des US-Bundesstaates North Carolina den gehörlosen Autofahrer Daniel Harris. Er hatte die Polizeisirene nicht gehört und deshalb auf die Anweisungen der Polizei nicht reagiert. Daniel Harris war damals unbewaffnet.

Man sollte meinen, dass der tragische Vorfall von damals zu einem Umdenken bei der US-Polizei geführt hätte. Der Tod von Madgiel Sanchez zeigt: Dem ist nicht so.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

4 Kommentare

  • Ich möchte nicht zynisch sein, aber ein gehörloser Autofahrer ist nicht nur durch eine schießfreudige Polizei gefährdet. Überhaupt dürften die Vorbedingungen für einen Führerschein drüben leichter zu erfüllen sein als hier – ein amerikanischer Freund von mir hat nur ein Auge und trotzdem einen Führerschein – bei uns undenkbar.

    • Da muss ich sie korrigieren. Ich habe selbst einen Bekannten, der nur ein Auge hat und den Führerschein besitzt. Den Führerschein hat er erst nach der Augenentfernung gemacht, also ganz regulär.

  • „Sanchez hielt eine Eisenstange in der Hand und kam der Aufforderung nicht nach, sie abzulegen.“
    „Der gehörlose Mann habe die Stange auch benutzt, um mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren.“
    Auch wenn ich kritisch gegen die Staatsmacht eingestellt bin, aber was da steht klingt sehr wie eine Räuberpistole.
    Mit einer Eisenstange kommunizieren!
    Jedes Kind weiß, wie abartig schießwütig die Amerikaner sind, insbesondere die Polizei.
    Hauptgrund: sie haben keine Meldepflicht und Flucht renriert sich viel eher als bei uns. Freiheit eben…

    @ Günther: „vielleicht haben sie geglaubt, ihn dadurch von seinem Leiden erlösen zu müssen.“ – M.E. eine abartige Unterstellung.

  • Polizisten entscheiden, auch hier, oft über Leben und Tod. Ich finde es bei uns schon ziemlich fahrlässig, wie gering die Anforderungen an Ausbildung und Charakter ausfallen.
    In den Vereinigten Staaten steht ihr auch noch eine bis auf die Zähne bewaffnete Bevölkerung gegenüber, die darin unterstützt wird, im Zweifel einfach zu schießen. Tja, in dieser Situation überlebt nur der, der zu erst schießt. Dafür wird das Opfer mit der Ewigkeit belohnt, das finde ich eine mehr als faire Entschädigung. In diesem Fall glaube ich auch, dass sie gekommen sind, um ihn zu erschießen. deswegen würde ich ihnen nicht sofort böse Absichten unterstellen, vielleicht haben sie geglaubt, ihn dadurch von seinem Leiden erlösen zu müssen. Auch eine Eigenheit der Amis, schnell helfen zu wollen.