OÖ: Forschungsbericht über Persönliche Assistenz online

Die Persönliche Assistenz GmbH hat 2007/2008 zusammen mit der Universität Linz und PundP-Sozialforschung ein Forschungsprojekt zur Persönlichen Assistenz in Oberösterreich durchgeführt.

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Eine Studienreise nach Schweden ermöglichte zudem einen Vergleich mit der dortigen Situation der Menschen mit Beeinträchtigung und den angebotenen Formen der Persönlichen Assistenz.

Methodik der Studie

Ziel der vorliegenden Studie ist eine Bestandsaufnahme der Persönlichen Assistenz in Oberösterreich inklusive einer Analyse von vorhandenen Entwicklungspotenzialen und von Verbesserungsmöglichkeiten. Ergänzend dazu fanden Expert/innengespräche und eine Exkursion nach Schweden statt.

Zur Begleitung der Studie wurde entsprechend der Zielsetzung von Disability Studies, die eine aktive Teilhabe von Personen mit Beeinträchtigungen im Forschungsprozess einfordern, ein Arbeitskreis eingerichtet, der sich aus Auftraggeber/innen, Assistent/innen, Geschäftsführung und Mitarbeiterin der Persönlichen Assistenz GmbH, Vertreter/innen der SLI-Oberösterreich und der Sozialabteilung des Landes OÖ zusammensetzte.

Folgend ein Auszug aus den Ergebnissen:

Motive der Auftraggeber/innen und Assistent/innen

  • Hauptmotiv für die Inanspruchnahme der Persönlichen Assistenz durch die Auftraggeber/innen sind Selbstbestimmung und die Entlastung/Unabhängigkeit von der Familie. Für 43% hat die Persönliche Assistenz zudem eine heimersetzende Funktion.
  • Die Persönliche Assistenz wird aus sozialen Motiven ausgeübt. Flexibilität, Zuverdienst und Vereinbarkeit mit der Familie sind weitere wichtige Motive.

Erwartungen der Assistent/innen und Auftraggeber/innen

  • Sehr wichtige Erwartungen/Anforderungen der Assistent/innen an ihre Tätigkeit sind: Respektvoller Umgang in der Assistenzbeziehung (89%), gute Beziehung zwischen Assistent/innen und Auftraggeber/innen (80%), Akzeptanz persönlicher Grenzen (80%), korrekte Abrechnung durch Persönliche Assistenz GmbH (72%), gesicherte Arbeitsverhältnisse der Assistent/innen (61%), Wahrung des eigenen Privatbereichs (57%) und positive Konfliktbewältigung in der Assistenzbeziehung (55%).
  • Die Erwartungen der Assistent/innen beziehen sich zum einen auf den persönlichen Umgang, sehr stark aber auch auf die Abgrenzung in der Assistenzbeziehung.
  • Bereits eine Gegenüberstellung der Erwartungen der beiden Gruppen ergibt latente Konfliktpotenziale, die sich in weiteren Analysen bestätigen.
  • Grundsätzlich wird von beiden Gruppen das Konzept der Persönlichen Assistenz aber sehr positiv beurteilt. Die individuelle Auswahl und Einstellung der Assistent/innen durch die Auftraggeber/innen wird erwartungsgemäß von den Auftraggeber/innen dabei positiver gesehen. Neutraler werden die beiden Interessensvertretungen (Betriebsrat, Auftraggeber/innen-Interessensvertretung) beurteilt.

Rahmenbedingungen der Assistenzsituation

  • Die Auftraggeber/innen haben im Durchschnitt 2,2 Assistent/innen. Monatlich nehmen sie durchschnittlich 66 Stunden in Anspruch, wobei es eine große Variationsbreite von 10 Stunden bis 250 Stunden gibt.
  • Die von den Assistent/innen ausgeübten Tätigkeiten sind sehr vielfältig und reichen von der Grundversorgung bis zu Behördenwegen und Freizeitaktivitäten. Sie lassen sich in fünf Bereiche zusammenfassen: Emotionale Unterstützung, Grundversorgung/ pflegerische Hilfen, Haushalt, Freizeit und Mobilität sowie Bürotätigkeit. Emotionale Unterstützung (obwohl kein Auftrag in der Persönlichen Assistenz), Grundversorgung und Haushaltstätigkeiten bilden den Schwerpunkt. Freizeittätigkeiten finden seltener als erwartet statt.

Zufriedenheit und Belastungen

  • Der Großteil der Assistent/innen und Auftraggeber/innen ist mit der Assistenzbeziehung und auch der Beziehung zu der Persönlichen Assistenz GmbH zufrieden. So z.B. berichten 97% der Assistent/innen, dass sie mit ihren Aufgaben im Allgemeinen sehr zufrieden (49%) oder zufrieden (48%) sind. Noch deutlich positiver fallen die Beurteilungen der Bezahlung, der Beziehung zu den Auftraggeber/innen und die Arbeitszeitregelungen aus (Anteile von sehr zufriedenen über 60%).
  • Bei den Auftraggeber/innen werden die Abrechnung der Assistenzleistungen, die Leistungen der Assistent/innen, die Beziehung zu den Assistent/innen und die Selbstbestimmungsmöglichkeiten sehr positiv gesehen. So z.B. geben 97% der Auftraggeber/innen an, dass sie mit den Selbstbestimmungsmöglichkeiten sehr zufrieden (74%) und zufrieden (23%) sind.
  • Umgekehrt sind auch Bereiche erkennbar, in denen die Zufriedenheit geringer ausfällt. Bei den Assistent/innen sind dies die Zusammenarbeit mit den anderen Assistent/innen (sehr zufrieden = 32%), arbeitsrechtliche Belange (26%), die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten (15%) und die Bekanntheit der Persönlichen Assistenz in der Gesellschaft (7%).
  • Bei den Auftraggeber/innen liegen geringere Zufriedenheiten mit den Weiterbildungsangeboten der Persönlichen Assistenz GmbH (sehr zufrieden = 38%) und der Bekanntheit der Persönlichen Assistenz (13%) vor.
  • Defizite zeigten sich durch eine Gegenüberstellung der Wichtigkeit von Aufgabenfeldern mit ihrem Realisierungsgrad. Zusätzlich wurde direkt nach Belastungen gefragt. Bei den Assistent/innen rangieren dabei an vorderer Stelle: Persönliche Situation der Auftraggeber/innen (12% sehr belastend), der Zeitdruck (ebenfalls 12%), kurzfristige Absagen (10%) und schwere körperliche Arbeit (10%).
  • Aufseiten der Auftraggeber/innen sind die belastenden Situationen der Wechsel der Assistent/innen (21% sehr belastend), fehlende Urlaubs- und Krankenstandsvertretungen (18%), Zeitdruck (12%) sowie mangelnde Erreichbarkeit (11%) und kurzfristige Absagen (14%).
  • Bei der unmittelbaren sozialen Anerkennung der Assistenztätigkeit zeigte sich, dass Auftraggeber/innen und Assistent/innen diese deutlich unterschiedlich erleben: Auftraggeber/innen berichten beinahe doppelt so häufig, ihre Assistent/innen zu loben, wie Assistent/innen dies wahrnehmen.
  • Einen Wechsel der Assistenzbeziehung haben 22% der Assistent/innen und 63% der Auftraggeber/innen erlebt. Häufigster Grund des Wechsels waren Konflikte in der Beziehung, gefolgt von Änderungen der Lebensumstände der Assistent/innen. In vielen Fällen eines Wechsels wird die Unterstützung durch die Persönliche Assistenz GmbH von den Auftraggeber/innen als ausreichend oder zumindest eher ausreichend bezeichnet. Jeweils etwa ein Viertel der Auftraggeber/innen bzw. Assistent/innen empfand diese aber als nicht ausreichend.

Neben den Erwartungen und der Zufriedenheit wurden auch Aspekte der Beziehung zum Sozialunternehmen selbst, Fragen der Weiterbildung erhoben. Neben Experteninterviews wurde eine Exkursion nach Stockholm/Schweden durchgeführt und die dortigen Assistenzangebote erhoben.

Der Forschungsbericht kann unter Bekanntgabe der Identität kostenlos im Volltext von der Homepage der Persönlichen Assistenz GmbH heruntergeladen werden.

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