Opfergehirne vom Spiegelgrund: Ablauf der Bestattungsfeierlichkeiten

Pittermann gibt umfangreiches Gedenk- und Veranstaltungsprogramm bekannt

Elisabeth Pittermann
SPÖ

„Die Bestattung der sterblichen Überreste der Spiegelgrund-Opfer ist für die Stadt Wien Anlass zu einem umfassenden Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“, betont Wiens Gesundheitsstadträtin Prim. Dr. Elisabeth Pittermann anlässlich der Bekanntgabe aller im Zusammenhang mit den Gedenkfeierlichkeiten geplanten Veranstaltungen.

Nachdem im Sommer 2001 das Wiener Landesgericht die Gehirnpräparate der Spiegelgrund-Opfer freigegeben hat, wurde sofort mit den Vorbereitungsarbeiten zu einer würdigen Bestattung begonnen. „Dabei war es uns besonders wichtig, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Überlebenden vom Spiegelgrund und der Angehörigen der Opfer berücksichtigt werden“, betont Pittermann. In mehreren Projektgruppen wurde daher laufend über den Ablauf der Bestattungsfeierlichkeiten beraten. Die Überlebenden und Angehörigen der Opfer wurden regelmäßig über die Beratungsergebnisse in den Projektgruppen informiert und hatten Gelegenheit ihre Wünsche mit einzubringen.

Exakt 597 Urnen mit Gewebsteilen der Opfer wurden bereits vergangene Woche – auf Wunsch der Angehörigen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – beerdigt. In der Woche vor dem feierlichen Gedenkakt am 28. April wird eine Urne unter Anwesenheit von Vertretern aller Religionsgruppen, im Rahmen einer ökumenischen Trauerfeier, beerdigt. Diese Beisetzung wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Überlebenden und der Angehörigen der Opfer organisiert und dient dem stillen Abschiednehmen unter Ausschluss der Medienöffentlichkeit.

Breites Gedenken am 28. April am Zentralfriedhof
Die öffentlichen Gedenkfeierlichkeiten werden am Sonntag dem 28. April 2002 ab 14 Uhr am Wiener Zentralfriedhof stattfinden. In der „Aufbahrungshalle 2“ werden symbolisch für alle am Spiegelgrund ermordeten Kinder zwei Urnen aufgebahrt werden. Um die Toten zu visualisieren, wird der Weg zur Aufbahrungshalle von einem Spalier aus Kindern gesäumt, die Bilder der am Spiegelgrund ermordeten Kinder halten werden. Ein Endlos-Tonband wird die Namen und das Alter der Umgekommenen in den Raum stellen.

Bundespräsident Dr. Thomas Klestil und Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl werden Worte des Gedenkens an die Trauergemeinde und die Öffentlichkeit richten.

Der Trauerzug wird sich dann zur Grabstätte – einem Ehrengrab der Stadt Wien – auf der Gruppe 40 des Zentralfriedhofes bewegen. Den Abschluss der Gedenkfeierlichkeiten bildet ein Text des österreichischen Schriftstellers Robert Schindel, der an der Grabstätte gesprochen werden wird.

Weitere Gedenkaktivitäten
Im Vorfeld bzw. im Anschluss an die Bestattungsfeierlichkeiten gibt es zahlreiche weitere Gedenk-Aktivitäten:

  • Am 24. April 2002 um 18 Uhr findet am Institut für Geschichte der Medizin die Präsentation des Buches „Von der Sterilisation zur Ermordung – zur Geschichte der NS- Euthanasie in Wien, Teil II“, Hrsg.: Gabriel – Neugebauer, statt.
  • Am 27. April 2002 wird mit der Aufführung des Dokumentarstückes „Spiegelgrund und der Weg dorthin“ des Hamburger Theatermachers Michael Batz an die Schicksale der Opfer erinnert und eindringlich die nationalsozialistischen Verbrechen an Menschen mit Behinderung nachgezeichnet.
  • Am 6. und 7. Mai findet im Otto Wagner Spital das dritte Gedenksymposium zur NS-Zeit statt. Dabei wird auch die Gedenkausstellung „Der Krieg gegen die Minderwertigen: zur Geschichte der NS-Medizin in Wien“ im Pavillon V des Spitals eröffnet. Die Gedenkstätte soll Interessierten die Verbrechen der NS-Zeit vor Augen führen. Die Ausstellung, die einen Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema leisten soll, wird auch via Internet abrufbar sein.
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