Papst: Keine Reservate der frömmelnden Fürsorge und des Wohlfahrtsstaates

Papst Franziskus findet klare Worte gegen Ausgrenzung von kranken Menschen und Menschen mit Behinderung.

Papst Franziskus
Agência Brasil (CC BY 3.0 br)

Am 12. Juni 2016 feierte das Kirchenoberhaupt am Petersplatz eine Heilige Messe mit behinderten und kranken Menschen sowie Betreuerinnen und Betreuern. Anlass war das Heilige Jahr der Barmherzigkeit.

„Die Welt wird nicht besser, wenn sie nur aus augenscheinlich ‚perfekten’ Menschen besteht, sondern wenn die Solidarität unter den Menschen, die gegenseitige Annahme und die Achtung zunehmen“, stellte Papst Franziskus unmissverständlich klar.

„Man meint, ein kranker oder behinderter Mensch könne nicht glücklich sein, weil er nicht imstande ist, den von der Genuss- und Unterhaltungskultur aufoktroyierten Lebensstil zu verwirklichen“, so der Papst.

Niemanden ausgrenzen

Er wendet sich gegen die Tendenz, kranke Menschen oder Menschen mit Behinderung „besser im Abseits [zu halten], in irgendeinem – vielleicht vergoldeten – ‚Gehege’ oder in den ‚Reservaten’ der frömmelnden Fürsorge und des Wohlfahrtsstaates, damit sie den Rhythmus des künstlichen Wohlbefindens nicht stören.“ Das sei eine Selbsttäuschung.

„In Wirklichkeit sind wir alle früher oder später aufgerufen, uns mit unseren Gebrechlichkeiten und Krankheiten sowie mit denen anderer auseinanderzusetzen“, unterstreicht Papst Franziskus.

Er warnt jedoch eindringlich: „Es kann sich auch eine zynische Einstellung in unsere Seele einschleichen, als könne alles gelöst werden, indem man es geduldig erträgt oder indem man sich allein auf die eigenen Kräfte verlässt.“

Stattdessen ermutigt Papst Franziskus dazu, sich angesichts der eigenen Schwäche nicht in sich selbst zu verschließen und damit „die Gelegenheit des Lebens zu verpassen: trotz allem zu lieben.“

Diese Messe wurde übrigens in Internationale Gebärdensprache übersetzt. Außerdem wurde der Evangelientext szenisch dargestellt, damit ihn Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher mit Lernschwierigkeiten leichter verstehen konnten.

Es ist zu hoffen, dass das selbstverständliche Miteinander letztendlich auch Spezialveranstaltungen wie diese ablösen wird.

„kath.net“ hat die Predigt unter dem Titel „Die Kraft der Liebe – der Raum der wahren Freiheit“ veröffentlicht. Einen weiteren Bericht finden Sie hier.

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