Paralympics 2024: Pariser Verkehrsnetz versagt auf ganzer Linie

Seit 28. August 2024 finden in Paris die 17. Paralympischen Spiele statt. Bisher gibt es schon einen großen Verlierer und der ist das öffentliche Verkehrsnetz von Paris. Denn es ist für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung unmöglich, die Metro (U-Bahn) zu benutzen.

Paralympics 2024 in Paris
Paralympics 2024 in Paris

Von 28. August bis 8. September 2024 finden in Paris, der Hauptstadt Frankreichs, die Paralympischen Spiele statt. 4400 Athlet:innen nehmen an 11 Wettkämpfen in 22 Sportarten teil. Alle Wettbewerbe finden in und rund um Paris statt.

Während die Behörden viel Geld in das Thema Sicherheit investiert haben, wurde ein Thema völlig vernachlässigt, nämlich der öffentliche Verkehr. Zum Beispiel ist die U-Bahn-Fahrt von der großen Paris Sud Arena zur Port de Versailles (U-Bahn-Linie 12) für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung ein Ding der Unmöglichkeit, denn es gibt weder Lifte noch Rolltreppen und alles ist sehr veraltet.

Nur 29 U-Bahn-Stationen mit dem Rollstuhl zugänglich

Die erste Pariser U-Bahn (Metro) wurde schon 1900 eröffnet. Sie zählt zu den verkehrsreichsten Netzen der Europäischen Union. Laut eines Beitrags auf inside the games verfügt sie über 320 Stationen auf 16 Linien. Doch nur 29 dieser Stationen sind für Menschen im Rollstuhl benutzbar. Die restlichen 291 sind es nicht.

So sind zwar alle Busse im Zentrum von Paris für Rollstühle geeignet, aber nur 25 % der U-Bahnen, der Straßenbahnen und S-Bahnen. Beim öffentlichen Verkehr hat man wohl auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen vergessen.

Valérie Pécresse, Präsidentin der Region Paris, gibt zu, dass die historischen U-Bahn-Linien nach wie vor einen Schwachpunkt haben, wenn es um Barrierefreiheit geht. Auch der Leiter des Pariser Nahverkehrsnetzes hat laut „inside the games“ zugegeben, dass das U-Bahn-Netz für Menschen mit Behinderungen fast unmöglich benutzbar ist. Eine Modernisierung in Richtung Barrierefreiheit würde laut Pécresse 20 Jahre dauern und zwischen 15 und 20 Milliarden Euro kosten.

Menschen mit Behinderungen sind frustriert

Wenn Franck Maille durch Paris fährt, muss er immer einen Plan A, B und C haben, wenn es um die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel geht. Der 53-Jährige lebt seit über 20 Jahren in Paris und setzt sich bei der Organisation APF France handicap für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein.

Denn, nicht nur zu den Verkehrsmitteln zu kommen, ist ein Problem, sondern auch in sie einzusteigen – will er mit dem Rollstuhl in die Pariser S-Bahn einsteigen, muss zuerst jemand von den Verkehrsbetrieben ans Gleis kommen und eine Rampe ausklappen. Das dauert! Für eine Fahrt durch Paris muss Maille mindestens dreimal so viel Zeit einplanen wie ein Mensch ohne Behinderung.

In ZDFheute drückt er seinen Frust aus: „Wir müssen uns immer an die Situation anpassen. Aber die Situation soll sich auch mal an uns anpassen.“

Minibusse und eine Smartphone-App

Diese beiden Dinge sollen die fehlende Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr ausgleichen. So werden an den großen Bahnhöfen der Stadt Busse zur Verfügung gestellt, um Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu den Spielen zu bringen.

Laut ZDFheute müsste die Fahrt aber zwei Tage vorher reserviert werden. Auch gibt es eine Smartphone-App, die bei der Planung der Fahrt hilft. Ob das ausreicht, um mehrere tausend Rollstuhlfahrer:innen zu den Spielen zu bringen, ist fraglich. Außerdem spielt die fehlende Barrierefreiheit im Pariser Verkehrsnetz ja auch nach den Paralympics eine Rolle.

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