11 % der Menschen mit Behinderung manifest arm Beschäftigungspflicht im öffentlichen Dienst zu 95,6 % erfüllt
Um aktuelle Daten sowohl über die Anzahl von Menschen mit Behinderungen als auch über deren Probleme im Alltag zu erhalten, beauftragte das Sozialministerium die Statistik Austria mit der Durchführung einer Befragung zum Thema „Menschen mit Beeinträchtigungen“, deren Ergebnisse in den Behindertenbericht 2008 (III-23 d.B.) eingeflossen sind. Diese Befragung wurde von Oktober 2007 bis Februar 2008 durchgeführt. Insgesamt 8.195 zufällig ausgewählte Personen (hochgerechnet: rund 8,2 Mio. Personen) nahmen daran teil.
20,5 % aller Befragten gaben eine dauerhafte Beeinträchtigung an, das sind hochgerechnet 1,7 Mio. Personen der österreichischen Wohnbevölkerung in Privathaushalten. In dieser Zahl sind sowohl Menschen mit leichten Sehbeeinträchtigungen als auch Menschen mit psychischen Problemen oder vollständig immobile Menschen enthalten.
Dauerhafte Beeinträchtigungen sind stark altersabhängig. Bei den unter 20-Jährigen beträgt der Anteil der Beeinträchtigten 6,2 % bei den Männern und 4,5 % bei den Frauen; in der Altersgruppe der 20- bis unter 60-Jährigen sind 16,3 % der Männer und 14,7 % der Frauen betroffen. Den höchsten Wert erreichen bei beiden Geschlechtern die über 60-Jährigen (Männer: 48,3 %; Frauen: 48,5 %).
Rund 20,8 % der weiblichen und 20,2 % der männlichen Bevölkerung haben eine lang andauernde Beeinträchtigung. In den Altersgruppen unter 60 Jahren sind die Männer etwas stärker betroffen als die Frauen, in der Altergruppe der ab 60-Jährigen weisen die Frauen etwas häufiger dauerhafte Beeinträchtigungen auf. Die mit Abstand häufigsten dauerhaften Beeinträchtigungen sind Probleme mit der Beweglichkeit. Hochgerechnet sind rund 1 Mio. Personen, das sind 13 % der österreichischen Bevölkerung in Privathaushalten, davon betroffen.
7 % der Bevölkerung haben mehr als eine Beeinträchtigung, das entspricht etwa 580.000 Personen mit mehreren dauerhaften Beeinträchtigungen. Von Mehrfachbeeinträchtigungen sind vorrangig ältere, allein lebende Frauen betroffen. Das gemeinsame Auftreten von mehrfachen Beeinträchtigungen, höherem Alter und der Tatsache, allein zu leben, bedeutet einen erhöhten Versorgungsbedarf in dieser Bevölkerungsgruppe. Weitere 579.000 Personen (7 % der Bevölkerung) haben andere, vor allem chronische Beeinträchtigungen (z.B. Allergien, Bluthochdruck, Migräne, Asthma, Diabetes oder chronische Schmerzen).
Geistige Probleme oder Lernprobleme betreffen 1 % der Bevölkerung (rund 85.000 Personen), Probleme beim Sprechen 0,8 % (rund 63.000 Personen). Dauerhafte Beeinträchtigungen treten für beide Geschlechter im höheren Alter am häufigsten auf. Frauen im Alter ab 60 Jahren sind dabei generell stärker betroffen.
Personen mit dauerhaften Problemen mit der Beweglichkeit sind die größte Gruppe innerhalb der Personen mit Beeinträchtigungen (1 Mio. bzw. 13 % der Bevölkerung). Frauen sind dabei insgesamt häufiger betroffen als Männer (14,1 % gegenüber 11,9 %). Was die Stärke der Beeinträchtigungen betrifft, leiden hochgerechnet 6,1 % der Wohnbevölkerung unter dauerhaften Bewegungsbeeinträchtigungen mittlerer Stärke, bei 4,3 % sind sie schwerwiegend und bei 2,7 % leicht.
Rund 50.000 Personen (0,6 % der Bevölkerung) sind auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Die überwiegende Mehrheit der Rollstuhlbenützer (90,3 %) verwendet einen manuell betriebenen Rollstuhl. Dauerhafte Bewegungsbeeinträchtigungen treten unabhängig von ihrer Stärke bei den ab 60-Jährigen am häufigsten auf. Frauen dieser Altersgruppe sind sowohl von schwerwiegenden Bewegungsbeeinträchtigungen als auch von Bewegungsbeeinträchtigungen mittleren Ausmaßes am häufigsten betroffen.
Dauerhafte Probleme mit dem Sehen sind die am dritthäufigsten genannte Beeinträchtigung (3,9 % der Bevölkerung bzw. rund 318.000 Personen). Als dauerhafte Sehbeeinträchtigungen wurden Sehbeeinträchtigungen gezählt, die trotz Brille, Kontaktlinsen oder anderer Sehhilfen bestehen. Auch hier sind Frauen häufiger betroffen als Männer (4,3 % vs. 3,4 %).
2,5 % der Bevölkerung (202.000 Personen) sind von dauerhaften Hörbeeinträchtigungen betroffen. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer (2,7 % bzw. 2,1 % der Bevölkerung).
Weitere 2,5 % der Bevölkerung gaben an, nervliche oder psychische Probleme zu haben (wie z.B. Depressionen, Angststörungen oder sychosomatischen Erkrankungen); Frauen häufiger als Männer (2,9 % gegenüber 2,1 %), und zwar in jeder Altersgruppe. Nervliche und psychische Probleme treten bereits im Alter zwischen 20 und 60 Jahren relativ häufig auf (2,1 % bei Männern, 2,8 % bei Frauen), sind jedoch im Alter von 60 und mehr Jahren am häufigsten (3,8 % bei Männern, 4,9 % bei Frauen).
Der Bund als Dienstgeber von Menschen mit Behinderungen
Die Republik Österreich als Dienstgeber versucht, der Beschäftigungspflicht behinderter Personen gemäß Behinderteneinstellungsgesetz so weit wie möglich nachzukommen. Die Anzahl der beschäftigten begünstigten Behinderten stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und zeigt, dass der öffentliche Dienst verstärkt bereit ist, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen.
In der Vorschreibungsperiode 2006 waren von 6.102 Pflichtstellen nur 268 nicht besetzt, die Beschäftigungspflicht war damit zu 95,6 % erfüllt. Die Problembereiche, die eine Beschäftigungsmöglichkeit für Menschen mit Behinderungen erschweren, liegen im Exekutivbereich und bei den Lehrern. Manche Ministerien wie das BMSK, das BMF oder das BMGFJ haben ihre Einstellungsverpflichtung allerdings bei weitem übererfüllt.