PDF: „Hier liegt einiges im Argen“

Barrierefreie Internetangebote und das Anbieten von PDF war sehr lange Zeit ein krasser Widerspruch. Nun hört man immer öfters, dass dies vereinbar ist. Doch man sollte genau hinhören!

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Adobe

Am 25. Februar 2008 erzählte Michael Stenitzer (WIENFLUSS) beim Accessibility-Stammtisch wie „Barrierefreie PDF Dokumente“ erstellbar wären. Er wies darauf hin, dass gerade bei diesem Thema Theorie und Praxis weit auseinander liegen.

Wie gut unterstützen Screenreader PDFs?

INCOBS (Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte) wollte es genau wissen und testete gemeinsam mit dem Projekt „BIK – barrierefrei informieren und kommunizieren“ verschiedene Screenreader bezüglich ihrer PDF-Unterstützung.

„Seit Längerem gibt es die Möglichkeit, PDF-Dateien barrierefrei zu gestalten und sie damit auch für blinde Nutzer zugänglich zu machen“, ist dem INCOBS-Infobrief – Ausgabe 04/2008 zu entnehmen, der ergänzt: „Leider ist dazu die Anschaffung der teuren Software Adobe Acrobat Professional notwendig.“

Das Ergebnis des Tests unter dem Titel „Hier liegt einiges im Argen“ ist ernüchternd: Nur der Marktführer JAWS meldet dem blinden Nutzer, wenn sich Überschriften, Links, Tabellen, Grafiken usw. im Dokument befinden. Die Screenreader Blindows, Hal und Virgo geben PDF-Dokumente als reinen Fließtext aus und nur wenig besser arbeitet der in Deutschland kaum bekannte Screenreader Window-Eyes.“

Anders gesagt: Selbst wenn man sich die Arbeit macht, PDFs barriereärmer zu gestalten, können Screenreader diese kaum nutzen.

Wie gut ist Adobe?

Nur weil eine Software teuer ist, muss sie nicht automatisch auch gut sein. Mag. Maria Putzhuber hat einen wirklich lesenwerten Leidensbericht unter dem Titel „Adobe, ich will mein Geld zurück“ für den MAIN-Blog verfasst.

Die zahlreichen Fehler von Adobe Acrobat Professional treiben sie fast zum Wahnsinn und „seltsame Dinge passieren“, hält sie fest. Ihr persönliches Resümee: „Ich mache u.a. auch barrierefreies Webdesign, weil ich ein Bedürfnis nach sinnstiftender Arbeit habe. Wenn es aber eh für den Hugo ist, dass ich hier meine Lebenszeit vertagge, hat das ja überhaupt gar keinen Sinn!“

PDF vermeiden?

Sollte man aus dieser Erkenntnis heraus PDFs auf Internetangeboten vermeiden oder sollte man unbedingt Dateien in alternativen Formaten zusätzlich anbieten? Diese Frage muss derzeit jeder für sich selbst beantworten. Doch die oben beschriebenen Fakten sollte er auf jeden Fall kennen.

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