Anfang Juni 2015 fanden die von der WAG Assistenzgenossenschaft und BIZEPS organisierten Seminare zu den Themen "Peer-Counseling" und "Selbstbestimmt-Leben" statt.
Die beiden Referenten kamen aus den USA, es waren Viktoria und Bill Bruckner aus San Francisco auf ihrer 13. Europa-Tour. Alteingesessenen der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung natürlich ein Begriff.
Bruckners kommen nach Wien
Für andere und auch für mich war es das erste Zusammentreffen.
„Die Bruckners kommen nach Wien.“ – diesen Satz hatte ich vorab immer wieder gehört. Es klang dabei stets etwas Außergewöhnliches, ja sogar Ehrfürchtiges mit.
Ich hatte bereits vor ein paar Jahren eine sehr gute Peer-Counseling-Grundausbildung absolviert. Lernen, Wiederholen und Neues Erfahren sind jedoch lebenslange Prozesse. Außerdem haben mich die Äußerungen meiner Kolleginnen und Kollegen neugierig gemacht.
Auch ein Blick ins Online-Archiv von BIZEPS-INFO hat sich gelohnt. Bereits 1996 kündigte Martin Ladstätter einen Besuch der Bruckners an und fasst in diesem Artikel sehr gut zusammen, um was es bei Peer Counseling eigentlich geht.
Aufbruchs- und Proteststimmung spürbar
Durch den Besuch des Seminars konnte ich ein Stück weit die Aufbruchs- und Proteststimmung bzw. die Atmosphäre aus früheren Tagen der Behindertenbewegung nachspüren. Ich habe diese Zeit leider nicht persönlich miterlebt.
Jedoch habe ich den Paradigmenwechsel von „Fürsorge, Betreuung und Mitleid“ hin zum „selbstbestimmt lebenden behinderten Menschen“ innerlich vollzogen und auch in der heute aktiven Behindertenbewegung erfahren.
Peer Counseling und die Persönliche Assistenz sind die Grundpfeiler der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung.
Ich bin sehr froh, die Bruckners kennengelernt zu haben, denn aufgrund ihres Alters war es vielleicht ihre letzte berufliche Tour durch Europa. (Siehe BIZEPS-Fotos / Siehe WAG-Fotos)
Neben großer Dankbarkeit war es aber auch Wehmut, die ich spürte. Etwas ganz Besonderes und Wichtiges geht vielleicht zu Ende.