Bericht von Josef Blaha und Marion Lindenthal
Der 5. Kongress für Menschen mit Lernschwierigkeiten war von People First Gruppen und Lebenshilfe Steiermark sehr gut organisiert. Rund 150 Personen haben daran teilgenommen. Geplant und geleitet wurde er von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Der Kongress stand unter dem Motto „Ich will leben, wie ich mirs vorstelle“.
Wir waren im Jugend- und Familiengästehaus Sigmundsberg in St. Sebastian bei Mariazell untergebracht. Natürlich haben wir auch die berühmte Wallfahrtskirche und die Stadt besichtigt.
Der Kongress begann mit Einleitungsreferaten und führte in Gruppenarbeiten zu konkreten Ergebnissen. Für Neugierige haben wir in der von uns besuchten Gruppe zum Thema „Selbst- und Mitbestimmung im Wohnhaus“ das gemeinsame Ergebnis von der Flipchart hier abgeschrieben:
Wie soll unsere Zukunft sein?
- Essensplan selbst bestimmen
- Freizeitgestaltung selber planen
- alleine Fortgehen und abends Weggehen können
- über das Taschengeld selbst bestimmen
- mehr Kontakt zu Menschen
Was wollen wir tun:
- Frauen und Männer sollen auf uns zukommen und uns akzeptieren wie wir sind
- Mehr Ausgehen, Kontakte knüpfen
- Mit den BetreuerInnen reden, was wir wirklich machen wollen
- Mehr Mitspracherecht
- Adressen austauschen
- Runder Tisch
- Wir wollen Alltagshandlungen selber machen und wir wollen entscheiden, wann wir es tun
Daher unsere Forderung:
- Wir haben das RECHT auf Mitbestimmung und Mitsprache.
- Fangt endlich an uns zuzuhören und uns zu verstehen!
- Fangt an uns ernst zu nehmen, Mitbestimmung im Wohnhaus!
- Selbstbestimmung im Wohnhaus!
- Wir sind alle Menschen, keine Tiere
Alle Gruppenergebnisse wurden zuletzt im Plenum berichtet – einen genauen Kongressbericht wird es demnächst geben, ein Kongressfilm wurde uns schon vorab gezeigt! Natürlich kam die Gemütlichkeit nicht zu kurz, es gab auch ein Fest mit Buffet und Kabarett.
Zum Abschluss hatten prominente Gäste wie Sozialminister Haupt, Soziallandesrat Flecker aus der Steiermark und andere wichtige Funktionäre von Lebenshilfe, Jugend am Werk etc. die Gelegenheit, in maximal 7 Minuten pro Redner Worte an uns zu richten – es war einfach umwerfend!
Der einzige Schatten, der auf diese Veranstaltung gefallen ist, war der ÖBB-Streik, der genau zeitgleich zum Kongress stattgefunden hat – es kam also keiner per Bahn, schon gar nicht mit der Mariazeller Schmalspurbahn von St. Pölten her, da diese nicht behindertengerecht ist.
Wir hoffen, dass es mehr Kongresse von People First Gruppen geben wird, und wir haben uns daher vorgenommen, unsere schon lange geplante Enquete zum Thema „Selbstbestimmung in Wien“ im neuen Jahr zu veranstalten.