Am 20. Mai 2003 fand in der Schweiz eine Tagung zum Thema Persönliche Assistenz für behinderte Menschen statt.
Die Schweiz hat Heime, viele Heime. Die Schweiz hat Geld, viel Geld. Doch behinderte Menschen bekommen vom Staat in der Schweiz nicht die Möglichkeit, selbstbestimmt mit Persönlicher Assistenz zu leben.
Eine in den letzten Monaten diskutierte Gesetzesänderung zur Finanzierung von Persönlicher Assistenz, genannt „Modell Langenberger“, wurde vom Ständerat abgelehnt. „Das war ein klarer Sieg für die Heimlobby“, zeigt sich Kat Kanka von der „Fachstelle für selbstbestimmte Assistenz Schweiz“ verärgert.
Nun wurde zumindest vereinbart, dass Pilotprojekte für die beschränkte Finanzierung von Persönlicher Assistenz eingereicht werden könnten. Diese Pilotprojekte könnten frühestens im Sommer 2004 starten.
„Wir wollen nicht schon wieder verwaltet werden“, wendet sich Simone Leuenberger – eine selbstbetroffene Expertin aus der Schweiz – gegen Tendenzen, behinderte Menschen schon wieder zu bevormunden und Bedingungen zu stellen, die Abhängigkeit erzeugen. Im Gespräch sind Beratungstätigkeiten, die jene durchführen sollen, die jetzt an der Aussonderung verdienen. „Ich brauche in 50 Jahren keine Persönliche Assistenz mehr“, meint Leuenberger und fordert eine schnelle Umsetzung von Persönlicher Assistenz in der Schweiz.
„Die Kontrolle über die Ressourcen ist der Schüssel für selbstbestimmtes Leben und für gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft“, formuliert Susanne Berg vom Institute on Independent Living in Stockholm eine Voraussetzung für Persönliche Assistenz.
„Damit Persönliche Assistenz bedarfsgerecht ist, muss sie kostendeckend ausbezahlt werden. Auf keinen Fall dürfen Geldleistungen nur einkommenabhängig gewährt werden“, legt Martin Ladstätter vom BIZEPS-Zentrum für Selbstbestimmtes auf die Rahmenbedingungen wert.
Elke Bartz vom Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen (ForseA) erklärte das deutsche Arbeitgebermodell und zeigt ihre Betroffenheit über die derzeitige Situation. „Dies war mein einschneidenstes Erlebnis bei dieser Tagung: Eine schwerbehinderte Teilnehmerin hat seit einem Tag keine Hilfe und musste in der Nacht sogar im Rollstuhl sitzend übernachten. Doch all das hat sie auf sich genommen, um bei dieser Tagung teilzunehmen.“