Persönliche Beziehungen II

war der Titel eines Seminares, das im Oktober 92 in Redhill/Südostengland stattfand.

Sexualität
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Daß es sich dabei um das zweite Seminar zum Thema „Behinderung und Sexualität (ersteres fand in Holland statt) handelte, jedoch nicht so benannt wurde, zeigt meines Erachtens, wie sehr Sexualität noch immer tabuisiert wird. Vor allem die Sexualität behinderter Menschen.

Eigene Betroffenheit

Um die zwanzig Personen aus fünf europäischen Ländern, mit unterschiedlichen Behinderungen waren gekommen. Die eigene Betroffenheit verhindert das Abgleiten in theoretische Abhandlungen zu einem Thema, das viel zu emotional besetzt ist, um alleine auf diesem Weg eine gesellschaftliche und individuelle Veränderung zu bewirken.

Was dieses Seminar besonders wertvoll machte,

war die Bereitschaft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in Gruppenarbeiten- und Spielen, sowie in Gesprächen, Sehnsüchte, Wünsche, aber auch Ängste vor einer Beziehung und deren Probleme zu artikulieren.

Es wurde sehr deutlich, daß behinderte Frauen und Männer herausgefordert sind sich zu emanzipieren, sich zu befreien: einerseits vor dem Stereotyp, daß behinderte Menschen geschlechtslos seien, andererseits von (den z. T. auch eigenen) Vorstellungen, daß eine behinderte Frau in jedem Fall weniger attraktiv und begehrenswert sei, als eine nichtbehinderte, bzw. daß nur ein starker (potenter?) Mann ein „richtiger“ Mann sei.

Klischees

Natürlich wissen wir, daß dies abgeschmackte Klischees sind, – aber Hand aufs Herz – ertappen wir uns nicht manchmal bei dem Gedanken: „Wenn ich so gehen könnte wie …“, „Wenn ich sehen könnte, dann …“?!

Spiele wie „Kontakte knüpfen“, „Flirten“, „Intimität“ und die Erfahrungen, die uns von SeminarteilnehmerInnen (auch PartnerInnen von nichtbehinderten oder behinderten Männern und Frauen) mitgeteilt wurden, ermutigten uns, eigene Vorzüge und Fähigkeiten zu erkennen.

Beziehungen nicht utopisch

Die Möglichkeit einer sexuellen, partnerschaftlichen Beziehung ist nicht utopisch oder unrealistisch!

Auch verschiedene technische Hilfsmittel wurden erklärt und gezeigt, die eine sexuelle Befriedigung trotz körperlicher Behinderung möglich und lustvoll machen können. Nicht vergessen wurden verschiedene Verhütungsmethoden und der Schutz vor Aids.

Themen wie: „Heimsituation“, „Prostitution“, „Gewalt gegen behinderte Frauen“, konnten aus Zeitmangel nur angeschnitten werden.

Natürlich konnten diese Tage nur Anstoß sein, sich weiterhin mit diesen Themen auseinander- bzw. sich mit anderen zusammenzusetzen.

Mobility International

Zuletzt möchte ich die gute Vorbereitung des Seminares von „MOBILITY INTERNATIONAL“ hervorheben, den Leitern des Kurses und den Angestellten und freiwilligen Helfern von Crabbhill House für ihre Unterstützung danken.

Ein nicht wegzudenkender Teil des Seminares war die Zeit zwischen 19 und 2 Uhr morgens, die singend, tanzend, im Gespräch viel zu schnell verging.

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