Pflegequalität gefährdet

Die neue Bundesregierung plant, Langzeitarbeitslose zu Arbeiten u.a. auch im Gesundheits- und Sozialbereich zu "geeigneten Arbeiten" zu verpflichten. Dagegen gibt es heftige Kritik.

Langzeitarbeitslose die sich weigern, Arbeiten in den Bereichen Gesundheits-, Sozial-, Umweltschutz und Denkmalschutz anzunehmen, sollen Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe stark oder auch ganz gestrichen werden. „Langzeitarbeitslose sollen nicht zwangsweise zu Helfern gemacht werden – sie brauchen selbst professionelle Stützung“, kritisiert Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich.

Der Arbeitszwang im Gesundheits- und Sozialbereich würde zu einer wenig sinnvollen Mischung von hilfebedürftigen Gruppen führen. „Arbeit im Pflegebereich erfordert bei den MitarbeiterInnen ein hohes Maß an psychischer Stabilität und fachliche Qualifikation“, so Chalupka. Ebenso DSA Erich Fenninger, Geschäftsführer des Niederösterreichischen Hilfswerk meint: „Unter einem Zwangsarbeitsdienst würde auch die Pflegequalität leiden.“

Die geplante Regelung sind sich Fenninger und Chalupka einig würde zu einer Stigmatisierung der Langzeitarbeitslosen führen. „Arbeitszwang ist ein soziales Abstellgleis für Benachteiligte“, ergänzt Chalupka. Viel sinnvoller wäre die Unterstützung von Projekten am „zweiten Arbeitsmarkt, wo die, die das Tempo am 1. Arbeitsmarkt nicht halten können, wieder Tritt fassen können.“

Auch die Lebenshilfe Österreich wehrt sich gegen „zwangsverpflichtete Mitarbeiter“. Die Lebenshilfe führt nicht nur ein eigenes Fortbildungsinstitut, um die Qualifikation ihrer Mitarbeiter ständig zu erhöhen. Sie hat auch eine Arbeitsgruppe im Unterrichtsministerium initiiert, um die Ausbildung von Behindertenassistenten in einem modularen System zu optimieren.

Lebenshilfe-Präsident Heinz Fischer: „Langzeitarbeitslose in soziale Dienste zu pressen, ist kontraproduktiv. Die Qualität der Einrichtungen sinkt zwangsläufig, weil Qualität nicht ohne Qualifikation erreichbar ist.“ Außerdem wäre diese Form der Zwangsarbeit für alle Beteiligten eine Zumutung: „für jene, die sich von unwilligen Menschen helfen lassen müssen, und für jene, die diese Arbeit freiwillig nicht wählen würden.“ Als arbeitsmarktpolitisches Instrument seien diese Ideen unbrauchbar, weil dadurch junge Menschen ihren Zielberuf nicht mehr ausüben können.

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