Ethikkommission

PID-Zulassung in Österreich: geheim und im Hochsommer?

In einem Entwurf zur Änderung des Gentechnik-Gesetzes und des Fortpflanzungsmedizingesetzes soll die Prä-Implantations-Diagnostik (PID) in Österreich zugelassen werden.

Die Ethikkommission für die Bundesregierung hat sich immer vehement gegen diese Methode ausgesprochen. Die Interessenverbände der Menschen mit Behinderung wurden jedoch nicht einmal zur Begutachtung eingeladen.

Die PID findet im Rahmen der künstlichen Befruchtung statt. Embryonen werden dabei noch vor der Einpflanzung in die Gebärmutter genetisch untersucht und nach bestimmten Merkmalen aussortiert. Die Ethikkommission für die Bundesregierung sieht darin eine moderne Methode, Menschen nach den Kriterien „lebenswert“ und „lebensunwert“ zu trennen.

Zugelassen werden soll PID dann, wenn schon mehrere Versuche der künstlichen Befruchtung gescheitert sind oder der begründete Verdacht besteht, dass ein Kind schwer behindert sein könnte. „Dass in den Erläuterungen steht, damit sei keine Diskriminierung behinderter Menschen beabsichtigt, ist blanker Hohn,“ so Birgit Primig, Vorsitzende der Ethikkommission für die Bundesregierung.

Als Hauptargument wird einmal mehr das Selbstbestimmungsrecht der Frau angeführt. Primig: „Hat eine Frau ein Recht auf Kind? Womöglich ein Recht auf perfektes Kind? Genau das gaukelt uns die Befruchtungsindustrie vor.“ Die PID ist aber keineswegs eine Garantie dafür, dass am Ende einer Schwangerschaft das gewünschte makellose Vorzeigekind geboren wird.

„Warum kümmert es niemanden, dass es im 21. Jahrhundert immer noch Frauen gibt, deren Selbstbewusstsein einzig von ihrer Fortpflanzungsfähigkeit abhängt? Die schwere medizinische Eingriffe, wie sie für die künstliche Befruchtung notwendig sind, über sich ergehen lassen, nur um unbedingt ein Kind zu gebären?“ Die Frauenpolitik versage in diesen Fragen völlig, so Primig.

Warum diese geplante Gesetzesänderung derart geheim und mit einer kurzen Begutachtungsfrist im Hochsommer vorgelegt wird: da habe die zuständige Ministerin Erklärungsbedarf, meint Primig abschließend.

Die ausführliche Stellungnahme der Ethikkommission für die Bundesregierung zur PID ist auf der Homepage der Ethikkommission nachzulesen.

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