Kampagneplakat mit dem Text: zum Tode verurteilt

„Plakataktionen tragen nichts Positives bei“

Äußerst kritisch reagiert der "Tiroler Arbeitskreis für integrative Entwicklung - Innsbruck-Land - TAFIE" auf die Kampagne der Lebenshilfe Tirol zum Thema "Pränataldiagnostik".

Die von der Lebenshilfe Tirol zu dem Thema „Pränataldiagnostik“ gestartete Kampagne rief eine Reihe von Reaktionen hervor, worüber sich die Initiatoren freuen.

Nun hat sich der „Tiroler Arbeitskreis für integrative Entwicklung – Innsbruck-Land – TAFIE“ am 11. April 2006 in einem Offenen Brief an den Präsidenten der Lebenshilfe Tirol, Dr. Hanspeter Zobl, gewandt.

„Wir vertreten die Meinung“, so Dr. Walter Krög (pädagogischer Leiter) und Dr. Reinhard Hug (Geschäftsführer) in dem Schreiben, „dass das eigentliche ‚Problem‘ nicht die Behinderung eines Menschen ist, sondern die Bedingungen, mit denen Menschen mit Behinderung bzw. deren Familien konfrontiert sind. Problemlos ist zwar der Weg zu aussondernden Strukturen, nicht aber der Weg in die Integration; der ist nach wie vor für die Eltern äußerst energieraubend und psychisch belastend!“

Lebenshilfe Tirol soll sich für Integration einsetzen

Der Verein TAFIE fragt daher, „warum sich die Lebenshilfe Tirol gleich massiv, wie sie bei der jetzigen ‚Pränatalkampagne‘ auftritt, nicht schon seit Jahren für die Kindergarten- und Schulintegration einsetzt und dadurch beitragen würde, die Bedingungen in diesem Bereich zu verbessern“.

TAFIE fordert ebenfalls, „dass Eltern viel mehr umsichtige Beratungsmöglichkeiten als bisher geboten werden“, weil damit „oftmals irrationalen Bedenken“ begegnet werden kann. Doch die Ängste vor den realen, aussondernden Zukunftsperspektiven und Bedingungen für Menschen mit Behinderung können auch durch sehr umfassende Beratungsgespräche nicht genommen werden, hält der Verein in dem Brief fest.

„Zukunftsängste lassen sich nur durch veränderte, positive Perspektiven zerstreuen. Daran gilt es – v.a. in sozial- und bildungspolitischer Hinsicht – zu arbeiten. Plakataktionen wie die der Lebenshilfe Tirol tragen in diesem Sinne nichts Positives bei“, hält TAFIE fest.

Nicht diskriminieren

Auch auf den Text der Aktion der Lebenshilfe Tirol wird Bezug genommen. „Die Behinderung als ‚besonderes‘ Leben zu etikettieren, für das ‚besondere Unterstützung‘ notwendig ist, wirkt extrem diskriminierend auf Menschen mit Behinderung! Diese Haltung schließt nämlich von vornherein eine Gruppe von Menschen aus der ‚allgemeinen Gesellschaft‘ aus. In einer breiten Öffentlichkeit muss vor allem an dem ‚Bild‘ gearbeitet werden, dass es normal ist, verschieden zu sein!“, gibt TAFIE abschließend zu bedenken.

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