Politischer Aschermittwoch der selbstironischen Art im Parlament

RollstuhlfahrerInnen und Blindenhunde sind im Parlament eher selten anzutreffen, am Mittwoch waren sie jedoch zu einem Politischen Aschermittwoch der anderen, nämlich selbstironischen, Art geladen.

Parlament
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Ziel der von Behindertensprecherin Helene Jarmer und dem ÖVP-Behindertensprecher Franz-Joseph Huainigg gemeinsam organisierten Veranstaltung war es, tradierte Denkmuster im Umgang mit behinderten Menschen aufzubrechen, erklärte Jarmer in ihrer Rede.

„Abseits von politischen Reden im Bierzelt und auch vom religiösen Charakter sollen an diesem Aschermittwoch die behinderten Menschen im Zentrum stehen“, erläuterte Jarmer. Und: „Wir rufen auf zur Umkehr im Umgang mit behinderten Menschen.“ Sie sollen einbezogen werden und am politischen Leben teilnehmen können.

Keine Almosen, sondern Rechte

Behinderte sollen sich nicht anzupassen, sondern Diskriminierung ebenso wie positive Beispiele aufzeigen. Menschen mit Behinderung sollen sich nicht verstecken: Kunst, Kultur, Politik, Medien – all das sei auch ihnen möglich. „Wir wollen keine Almosen, sondern Rechte“, pochte sie deshalb auf Gleichstellung. Zur Untermauerung ihrer Forderungen brachte sie mitunter lustige Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag.

Jarmer erzählte etwa von einer top-organisierten Veranstaltung, zu der sie geladen war. Ihre Gebärden-Dolmetscherin sollte dabei neben ihr Platz nehmen – ohne ihre Gebärden dabei zu sehen. Auch sei vielen Abgeordneten-KollegInnen nicht bewusst, dass jeder Zwischenruf, jedes Gelächter und Telefonläuten oder auch Rülpser für sie übersetzt werden. Jarmer stellte fest: „Es sind noch einige Schritte, um zur Normalität im Umgang mit behinderten Menschen zu kommen.“

Einstellungsquote im Bildungsbereich erfüllen

Huainigg kritisierte den Umgang des Unterrichtsministeriums mit Behinderten und drängte auf die Erfüllung der Behinderteneinstellungsquote in diesem Ressort. Es sei unverständlich, warum einE RollstuhlfahrerIn, GehörloseR oder BlindeR nicht unterrichten können soll: „Eine Behinderung sollte kein Gradmesser für den Lehrberuf sein, es geht um Kompetenz und Persönlichkeit.“ Auch habe sich das System der Sonderschule überholt, fordert er Reformen in diesem Bereich.

Unter den Gästen im Budgetsaal fanden sich unsere Klubobfrau Eva Glawischnig und der stv. Klubobmann Werner Kogler sowie ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf. Auf dem Programm standen dann neben den Ansprachen von Jarmer und Huainigg auch die österreichische Bundeshymne, vorgetragen von einem Kinderchor in Gebärdensprache oder Qualtingers „Krüppellied“. Im Anschluss wurde zum Kater-Frühstück – mit Aspirin – geladen.

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0 Kommentare

  • Mit blinden Hunden wird man auch weiterhin eher selten ins Parlament gehen können. Sofern nämlich der § 39a Bundesbehindertengesetz ernst genommen wird, können die höchstens Haushunde sein und die dürfen nicht ins Parlament. Blindenführhunde spielen da schon in einer anderen Liga …

  • Liebe Anna, wie kommen Sie zu diesem Schluss? Dieses verwirrende politisches Farbenspiel ist zwar undurchsichtig – jedoch wegen einer blauen Jeanshose Helene Jarmer der Strache-FPÖ zuzuordnen, ist ein bisschen weit hergeholt …

  • Dass die Jarmer mehr schwarz/blau als grün ist, haben wir jetzt schwarz auf weiß ;-)