47. Woche 2025 – Eingang zur Interspar Filiale
Dieses Foto des einzigen barrierefreien Eingangs beim INTERSPAR Meidling Niederhofstraße, der durch Fahrräder verstellt ist, steht stellvertretend für die vielen …
Das "Prinzip der Barrierefreiheit ist noch nicht bis in alle Lebensbereiche durchgedrungen", erläutert die Behindertensprecherin der Wiener ÖVP.
Die Behindertensprecherin der Wiener ÖVP, Karin Praniess-Kastner, zeigte in der „Aktionswoche Barrierefreiheit: Schau genau!“ zahlreiche Barrieren im Alltag behinderter Menschen in Wien auf.
„Wien hat zweifellos das Flair einer Weltstadt. Die Millionenstadt hat aber leider auch ihre Tücken. Das müssen viele Menschen mit Behinderung täglich erfahren“, hält sie fest und bedauert dies. Egal ob sie hier leben und arbeiten oder als Touristinnen und Touristen unterwegs sind. Überall gibt es Barrieren“, kritisiert Karin Praniess-Kastner, die weiß wovon sie spricht, da ihre Tochter einen Rollstuhl benützt.
Das „Prinzip der Barrierefreiheit ist noch nicht bis in alle Lebensbereiche durchgedrungen“, zeigt Praniess-Kastner die Versäumnisse in der Wiener Politik seit Jahren auf. Jüngstes Beispiel sei die mit Steuergeld der Stadt mitfinanzierte Ring-Tram, die nicht barrierefrei zugänglich ist.
Im Rahmen der Aktionswoche wurden auch positive Beispiele, wie umgebaute Amtshäuser gezeigt. Dass die notwendigen Umbaumaßnahmen etwa bei den Amtsgebäuden, Schulen und dergleichen nicht ohne die Aufwendung finanzieller Mittel geschehen könnten, sei klar – so die Abgeordnete.
„Es kann aber nicht so sein, dass die Stadtregierung diese Aufgabe einfach auf die Bezirke abwälzt. Hier muss ein Sonderbudget zur Verfügung gestellt werden, damit die barrierefreie Stadt in absehbarer Zeit auch tatsächlich verwirklicht werden kann“, kritisiert Praniess-Kastner die Wiener Gemeindepolitik.
Über 2.000 Protestunterschriften wird die Abgeordnete in den nächsten Tagen dem Wiener Bürgermeister, Dr. Michael Häupl (SPÖ), überreichen, kündigt sie an. „Er ist der Chef, er kann etwas tun!“, hält sie diesbezüglich gegenüber der Wiener Zeitung fest.
Wir führten im Anschluss an die Aktionswoche mit der Behindertensprecherin der Wiener ÖVP, Karin Praniess-Kastner, folgendes schriftliche Interview:
BIZEPS-INFO: Wie kam es zur Idee der Aktionswoche?
Praniess-Kastner (ÖVP): Die ÖVP Wien möchte den Wienerinnen und Wienern ihre Vorstellungen einer modernen bürgernahen Stadt näher bringen. Als Sprecherin für Menschen mit Behinderung ist für mich Barrierefreiheit eines der Zukunftsthemen schlechthin.
BIZEPS-INFO: Was war das Ziel der Aktionswoche?
Praniess-Kastner: Barrierefreiheit ist keine Leistung, die speziell auf Menschen mit Behinderung zugeschnitten ist, sie kommt ALLEN Menschen in unserer Stadt zugute. Mit der Aktionswoche wollen wir ein Zeichen setzen, wie wichtig die Integration des Prinzips Barrierefreiheit in alle Lebensbereiche (Stadtplanung, Wohnen, Freizeit, Bildung etc.) ist.
BIZEPS-INFO: Worin besteht die Kritik an der derzeitigen Politik der Stadtregierung im Bereich barrierefreies Bauen?
Praniess-Kastner: Es gibt kein klares Ziel, bis wann die Maßnahmen zum Abbau der Barrieren erfolgen werden. Der Bund hat dazu einen Etappenplan vorgelegt, Wien nicht! Es kann nicht sein, dass die Steigerung der Lebensqualität in unserer Stadt von den zuständigen StadträtInnen quasi nach eigenem Ermessen umgesetzt wird, nach dem Motto: Barrierefreiheit nur dann, wenn’s gerade passt!
BIZEPS-INFO: Was EXAKT würden Sie anders machen, wenn die ÖVP in der Stadtregierung Koalitionspartner wäre?
Praniess-Kastner: Ich würde zunächst eine Übersicht – eine Prioritätenliste – erstellen und dann den Bezirken mittels Sonderbudget bei der Umsetzung konkret unter die Arme greifen, denn mit den bisherigen Mitteln ist eine Realisierung bis 2016 ja kaum möglich!
BIZEPS-INFO: Welche Punkte möchten Sie mit Ihrer Arbeit im Bereich barrierefreies Bauen in den nächsten 3 Jahren erreicht haben?
Praniess-Kastner: Ich möchte die Menschen für das Thema Barrierefreiheit verstärkt sensibilisieren, damit Barrierefreiheit in Zukunft zum „Standard“ (z.B. in der Stadtplanung und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen) gehört. Für mich ist Barrierefreiheit keine Frage der Optik, sondern gehört zu den Menschenrechten. In der Umsetzung führt daher kein Weg an dieser Tatsache vorbei.
BIZEPS-INFO: Ist die Unterschriftenaktion „Initiative für ein barrierefreies Wien“ aus ihrer Sicht ein Erfolg gewesen?
Praniess-Kastner: Wir haben versucht, die Menschen für das Thema zu gewinnen, und das ist, denke ich, auch ganz gut gelungen. 2.000 Unterschriften sind erst der Anfang, denn wir wollen Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit natürlich auch in Zukunft in Wien vorantreiben.
BIZEPS-INFO: Was hat die Menschen motiviert zu unterschreiben?
Praniess-Kastner: Eigene Betroffenheit bzw. die Möglichkeit, selbst von mehr Barrierefreiheit zu profitieren, war ein sehr starkes Motiv, denke ich. Viele Menschen haben mir gesagt, dass sie durch die Kampagne nun im Alltag die Hindernisse bewusster wahrnehmen. Es lohnt sich also, den Abbau von Barrieren in Wien zu forcieren.
BIZEPS-INFO: Wir danke für das Interview.
Barrierefreiheit sichtbar gemacht: Jede Woche ein Bild, das Erfolge feiert oder Hürden aufzeigt.
Dieses Foto des einzigen barrierefreien Eingangs beim INTERSPAR Meidling Niederhofstraße, der durch Fahrräder verstellt ist, steht stellvertretend für die vielen …