Für respektvolle und tiefgründige Berichterstattung über soziale Themen wurden in Wien die Preisträger:innen des Journalismuspreises "von unten" geehrt. Die Auszeichnung wird seit 2010 von der Armutskonferenz vergeben.
In Wien wurde am 16. Dezember 2024 im Presseclub Concordia zum 15. Mal der Journalismuspreis „von unten“ verliehen. Der Preis würdigt sozial engagierte Berichterstattung und wird von einer Jury mit Armutserfahrungen vergeben.
In den Kategorien Print, Radio & Podcast, Online und Fernsehen wurden herausragende Beiträge ausgezeichnet.
Der Hauptpreis in der Kategorie Print ging an Max Miller (Profil) für einen Artikel über Energiearmut. Iris Haschek und Golli Marboe wurden in der Kategorie Radio & Podcast für „Armut ist unsichtbar“ prämiert.
Johannes Greß (wienerzeitung.at) erhielt den Online-Hauptpreis für seine Reportage über prekäre Arbeitsbedingungen in der Reinigungsbranche.
Čedomira Schlapper ist Preisträgerin in der Kategorie Fernsehen
Čedomira Schlapper (ORF) erhielt den Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen für ihren Beitrag „Sehbehinderte Eltern gewinnen Obsorgeverfahren“, ausgestrahlt im Oktober 2024 in „ORF Aktuell nach Eins“. (BIZEPS berichtete damals)
„Ich bin sehr froh, dass ich das Vertrauen der sehbehinderten Eltern gewinnen konnte, deren Fall aufrollen zu dürfen“, erzählte Čedomira Schlapper auf BIZEPS-Anfrage.
In diesem Fall, den sie journalistisch begleitete und für den sie nun ausgezeichnet wurde, mussten die sehbehinderten Eltern trotz erwiesener Unschuld „die hohen Verfahrenskosten selbst bezahlen“ und erhielten lediglich „eine dezente Entschuldigung für die erlittene Diskriminierung. That’s it“, berichtete sie gegenüber BIZEPS.
Sie kritisiert das „eklatant hohe“ Armutsrisiko behinderter Menschen, das durch „systematisch erschwerten Zugang zu Bildung und schlechte Perspektiven am Arbeitsmarkt“ verursacht wird. Die Preisträgerin will sich in ihrer journalistischen Arbeit weiter für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen einsetzen:
Viele von ihnen haben zum Glück auch den Mut und die Kraft ihre Probleme medial zu thematisieren. Öffentlichkeit hilft, sie schafft Bewusstsein und letztlich kann man so Druck auf die Gesellschaft und im besten Fall auf die Politik erzeugen.
Jury: „Der Beitrag berührt und geht unter die Haut.“
Die Jury würdigte „den einfühlsamen Beitrag, der aufzeigt wie Behörden mit Menschen mit Behinderung umgehen und dass Österreich in Bezug auf Behindertenrechte säumig ist“.
Besonders positiv hob die Jury hervor, dass neben einer Vertreterin der Behörden vor allem die Betroffenen selbst zu Wort kommen und ihre Sichtweisen offen schildern können, ohne dabei beschämt oder herabgesetzt zu werden.
Für diese sensible und respektvolle Herangehensweise wurde Čedomira Schlapper ausdrücklich gelobt: „Der Beitrag berührt und geht unter die Haut.“