Unter diesem Titel wird auf der Homepage von einer (hoffentlich bald nicht mehr) einzigartigen, chancengleichen Ausbildungsmöglichkeit berichtet. Ein Kommentar.
„Seit Anfang Oktober 2011 besuchen fünf gehörlose Frauen die Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder in der Wiener Leopoldstadt und absolvieren die einjährige Ausbildung zur Pflegehelferin“, ist der Presseaussendung zu entnehmen.
Die fünf gehörlosen Lehrgangsteilnehmerinnen werden 1.600 Ausbildungsstunden in Theorie und Praxis ganz im Sinne der in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung gemeinsam mit zwölf hörenden Kolleginnen und Kollegen unterrichtet.
Die praktische Umsetzung
Die Chancengleichheit für die gehörlosen Teilnehmerinnen wird einerseits dadurch gewährleistet, dass die gesamte Ausbildung in Pflegeakademie und Krankenhaus durch Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher begleitet wird.
Andererseits wird der theoretische Unterricht auf Video aufgezeichnet und steht den Auszubildenden gemeinsam mit einem laufend erweiterten medizinischen Fachlexikon in Österreichischer Gebärdensprache online zur Verfügung.
Wer steht hinter dem Projekt?
Die Dolmetschkosten werden zur Gänze vom Bundessozialamt übernommen, das neben dem equalizent, WITAF und AMS Kooperationspartner der Ausbildung ist.
Die Landesstellenleiterin des Bundessozialamtes Wien, Dr. Andrea Schmon, ist mit Recht stolz auf dieses Vorzeigeprojekt. „Wir freuen uns, dass bereits heute, kurz nach Ausbildungsbeginn, fast alle Teilnehmerinnen schriftliche Einstellungszusagen in Pflegeinrichtungen vorweisen können“, hält sie fest.
Barmherzige Brüder seit vielen Jahren Vorreiter
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien übernimmt unter anderem mit der Ambulanz für Gehörlose seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung. Dr. Reinhard Pichler, Gesamtleiter des Wiener Krankenhauses der Barmherzigen Brüder erläutert dazu: „Seit mittlerweile zwölf Jahren haben wir in unserem Krankenhaus eine eigene Gehörlosenambulanz. Die Mitarbeiter/-innen aus Medizin und Pflege kommunizieren mit den gehörlosen Patient/-innen in der Gebärdensprache. Indem beide Seiten offen und vor allem direkt miteinander kommunizieren können, kann ein gutes Arzt-Pflege-Patienten-Verhältnis aufgebaut werden.“
Zusammenarbeit
Aber nicht nur Gehörlosigkeit wird in der Ausbildung an der Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder thematisiert. Auch Referentinnen und Referenten mit anderen Behinderungen werden regelmäßig eingeladen. So besteht u. a. auch eine Zusammenarbeit mit BIZEPS. Wir freuen uns darüber, wünschen diesen Initiativen weiterhin viel Erfolg und viele Nachahmer!