"Pro choice" oder "Pro life" sind die Standpunkte in der Frage, ob die Abtreibung bis zum 3. Schwangerschaftsmonat strafrechtlich verfolgt werden soll oder nicht.
„Pro choice“ oder „Pro life“ heißt es auch in der Debatte um die Sterbehilfe.
Hat man das Recht, über sein Leben im letzten Akt, dem Sterben, selbst zu entscheiden (Pro choice) oder steht die Pflicht zu leben über allem, auch über dem Recht des Betroffenen, seine Art des Sterbens selbst zu bestimmen, inklusive des Rechts bei Bedarf fremde Hilfe beim Sterben in Anspruch zu nehmen (Pro life).
In allen Gesprächen, die ich führe, schlägt das Pendel in Richtung „Wahlfreiheit“. Dem modernen Menschen werden viele Entscheidungen während seines Lebens abverlangt und die Verantwortung dafür zugewiesen. Schulwahl, Partnerwahl, Berufswahl, Wahl des Wohnortes, etc.
Und dieser Druck und das Tempo werden stetig größer. Immer heißt es, „Das musst du alleine entscheiden“; „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und „Da kann dir niemand helfen“.
Nach einem Leben voller eigener Entscheidungen, die oft unter großen Mühen und Qualen getroffen wurden, will man gerade bei der letzten Entscheidung dem modernen Menschen die Wahlfreiheit nicht zugestehen.
Das ist ein totaler Widerspruch zwischen Leben und Sterben und eine Entmündigung, die von vielen Menschen auch nicht hingenommen wird. Gesetze dürfen hier dem Menschen nicht vorschreiben, wie er zu sterben hat.
Was der Wahlfreiheit entgegensteht, ist die Ökonomisierung des Sterbens. Die Wahlfreiheit wird unterlaufen, indem der schwerkranke, alte oder sterbende Mensch mit wirtschaftlichen Argumenten zum „Sterben gedrängt“ wird. So heißt es beispielsweise: „Man sei eine Last für die Familie“ oder „Man koste dem Sozialsystem zu viel Geld“.
Ziel muss es deshalb sein, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von sterbenden Menschen zu verbessern. Der Mensch muss der Gesellschaft nicht nur zu Leb-, sondern auch zu Sterbezeiten wertvoll sein und darf Geld kosten.
Wir müssen die ökonomische Seite aus der Debatte um die Sterbehilfe herauslösen, damit sich jeder Einzelne für ein Ende seiner Wahl entscheiden kann.