Problem erkannt: Bank Austria will barrierefreier werden

Am 20. Jänner 2011 lud die Bank Austria gemeinsam mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs zu einer Pressekonferenz in Wien. Ein Kommentar.

Rainer Hauser und Erwin Schauer (beide Bank Austria)
BIZEPS

Der Grund der Pressekonferenz ist schnell erklärt. Ab 24. Jänner 2011 bietet die Bank Austria eine Bankkarte mit größerer Schrift, gutem Kontrast und Brailleaufdruck an. (So sieht die Karte aus)

Pressekonferenz

Rainer Hauser (Vorstand für Privatkunden, Klein- und Mittelbetriebe), Erwin Schauer (Behindertenbeauftragter) sowie Irene Vogel (Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs) präsentierten die neue Karte.

Die Karte ist nett, wenn auch nicht wirklich revolutionär. Die HypoVereinsbank (HVB) – ehemals Eigentümerin der Bank Austria – brachte eine Karte mit Braille schon im Jahr 2003 heraus (BIZEPS-INFO berichtete).

Im Unterschied zur Bank Austria hat die HVB diese Karten für ALLE Kunden mit Blindenschrift versehen und diese 2 Millionen Karten wurden kostenlos ausgetauscht. Bei der Bank Austria handelt es sich um eine gesonderte Karte, die man extra bestellen muss.

„Behindertenoffensive der Bank Austria“

Die Bank hat aus den Versäumnissen der letzten Jahre anscheinend die richtigen Schlüsse gezogen. Seit 1. April 2010 ist Erwin Schauer der „Disability Manager“ der Bank, berichtet er und informiert darüber, dass er früher Behindertenvertrauensperson im BA-Leasing war.

„Die Bank Austria war in der Vergangenheit die Bank mit der höchsten sozialen Kompetenz“, so Schauer, der sich sicher zeigt, dass dies in der Zukunft wieder so sein wird. Es werde dafür eine „Investitionsoffensive“ mit dem Ziel geben, „in den nächsten fünf Jahren alle Filialen der Bank Austria komplett barrierefrei zu gestalten“. Auch die Homepage soll barrierefreier werden.

Bank Austria Vorstand Rainer Hauser erwähnt, wie wichtig die Barrierefreiheit der Bank Austria sei. Klingt alles recht gut, doch nach dem Abspulen der üblichen PR-Texte wurde es gruselig.

Detailkenntnisse mangelhaft

Auf Nachfrage, wie denn der Umbauplan im Detail aussehe und was er beinhalte, waren ebenso wenig Details zu vernehmen, wie auf die Frage, wie viele der Filialen denn schon umgebaut seien.

Man werde „bis Mitte des Jahres einen Maßnahmenplan“ erstellen und sei sich aber sicher, dass man die Barrierefreiheit gemäß Behindertengleichstellungsgesetz „bis 2020“ schaffe, hieß es. 2020? Es existiert im Behindertengleichstellungsgesetz keine diesbezügliche Bestimmung; im Gegenteil: Die Frist lautet längstens 31. 12. 2015.

Aber man soll ja nicht kleinlich sein. Kurz auf den Irrtum hingewiesen, wurde weiters gefragt, wann die Bank Austria nutzbare Bankomaten für Menschen mit Behinderung anschaffe. Erstaunlicherweise wurde die Existenz dieser Geräte verneint, was nicht wirklich von Sachkenntnis zeugt. (Siehe hier und hier bei Dibold). Ob die Anregung, sich mit anderen Banken in dieser Frage abzustimmen, auch aufgegriffen wird, wird sich zeigen.

Auch induktive Höranlagen in Filialen – wie beispielsweise von der Raiffeisen Bank im Jahr 2008 präsentiert – sind derzeit noch kein Thema. Überhaupt entstand der Eindruck, dass unter Barrierefreiheit der Filialen primär ein stufenloser Zugang gemeint ist.

IST-Stand

Zusammenfassend kann man sicherlich sagen, dass die Bank Austria noch ziemlich plan- und konzeptlos an die Verbesserung des Services herangeht. Doch immerhin wurde erkannt, dass der derzeitige Status völlig ungenügend ist; und das nicht nur vor dem Hintergrund der geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Ein Satz von Bank Austria Vorstand Hauser war interessant: Man wolle die Barrierefreiheit erhöhen und dies auch als Wettbewerbsvorteil nutzen. Das ist ein guter Ansatz, wenn auch der Weg dorthin noch weit ist.

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