Probleme mit der Lufthansa

Nicht nur beim Opernball werden RollstuhlfahrerInnen diskriminiert, neuerdings auch bei Flugreisen! Ein Artikel von DI Dr. Christoph Etzlstorfer in Sport-aktiv 1/95

Flugzeuge der Lufthansa
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Am 6.2.95 flog ich gemeinsam mit einem weiteren Rollstuhlfahrer nach Kapstadt. Geplante Flugroute: Linz-Zürich mit AUA, Zürich-Kapstadt mit SAA (South African Airways), Kapstadt-Frankfurt mit SAA, Frankfurt-Linz mit Lufthansa.

Das Ticket erhielt ich eine Woche vor dem Abflug. Am Abreisetag bekam ich am Vormittag einen Anruf von SAA, es sei ein Übermittlungsproblem aufgetreten, es könne von der Lufthansa beim Rückflug am 18.2. nur ein Rollstuhlfahrer mitgenommen werden, der zweite müsse mit der AUA nach Wien fliegen und von dort eben schauen, wie er nach Linz komme. Am Nachmittag, beim Abflug, wurde uns am Flughafen in Linz mitgeteilt, daß die Lufthansa beim Rückflug überhaupt keine RollstuhlfahrerInnen mitnähme. Wohl gemerkt: Ich war schon seit einer Woche im Besitz der Tickets für diese Flüge.

Nach der Rückreise ersuchte ich die Lufthansa um Auskunft über diese Änderung. Dort wurde mir mitgeteilt, daß bei den kleinen Maschinen, mit denen die Lufthansa von Frankfurt nach Linz fliegt, nur eine Stewardeß an Bord sei. Für Rollstuhlfahrer müsse aber eine zweite mitgenommen werden, für den Fall, daß eine Notlandung erfolge.

Wie gesagt, nur für diesen Fall. Um an Bord zu kommen und wieder auf den Boden, dafür ist auf dem jeweiligen Flughafen das Bodenpersonal zuständig. Und da von der SAA, die die Flüge gebucht hatte, keine Meldung an die Lufthansa gegangen sei, daß wir Rollstuhlfahrer seien, könnten wir nicht mitgenommen werden. Es war der Lufthansa also nicht möglich, in der Zeit vom 6.2. (Abflug) bis zum 18.2. (Rückflug) eine zusätzliche Stewardeß aufzutreiben, die uns für den Fall, daß das Flugzeug abstürzt (Ist es wirklich so gefährlich bei der Lufthansa?), von Bord trägt. Die SAA gibt natürlich an, alles ordnungsgemäß gemeldet zu haben.

Was kann man daraus folgern? Für RollstuhlfahrerInnen ist der Besitz eines Tickets noch lange keine Garantie, auch tatsächlich mitgenommen zu werden.

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