Psychisch kranke Menschen brauchen medizinische Rehabilitation

1. Österreichische Arbeitstagung für medizinische

habilitation in der Psychiatrie am 19. Oktober in Klagenfurt

Obwohl die Zahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren stark zugenommen hat, steckt die medizinische Rehabilitation in diesem Bereich vielerorts noch in den Kinderschuhen. Kärnten und Oberösterreich sind durch pro mente Vorreiter in Österreich. In zwei Rehakliniken stehen jetzt insgesamt 90 Reha- Betten zu Verfügung. Der Erfolg gibt dem Angebot Recht.

Medizinische Rehabilitation in der Psychiatrie ist das Thema einer für Samstag, 19. Oktober, von pro mente Kärnten organisierten Arbeitstagung in Klagenfurt. Es werden dazu Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, Internisten und praktische Ärzte aus ganz Österreich erwartet.

Die Zahl der psychisch Erkrankungen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. 50 Prozent der stationär Aufgenommenen werden auf internen Abteilungen der Krankenhäuser behandelt, 40 bis 50 Prozent suchen die Praxis eines niedergelassenen Hausarztes auf.

Medizinische Rehabilitation im psychischen Bereich ist im Gegensatz zu jener im somatischen Bereich keine Selbstverständlichkeit und in Österreich erst seit kurzem möglich. Die „Rehaklinik für Seelische Gesundheit“ von pro mente Kärnten und das „Sonnenpark Rehabilitationszentrum für psychische Gesundheit“ in Oberösterreich haben Lücken in der Versorgung geschlossen.

„Zielgruppe für Rehabilitationsaufenthalte in den beiden Kliniken sind Menschen, deren seelische Gesundheit so weit beeinträchtigt ist, dass sie ohne Rehabilitation nur eingeschränkt zurecht kommen. Es geht um eine Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt, sagt Primarius Dr. Thomas Platz, Obmann von pro mente Kärnten und medizinisch- wissenschaftlicher Leiter der Rehaklinik für seelische Gesundheit in Klagenfurt. Die Kosten der medizinischen Rehabilitation werden daher von Pensionsversicherungs-anstalten getragen.

In den Rehakliniken sind auch Personen, die bereits eine Pension beziehen und deren Zustand sich ohne rehabilitative Maßnahmen verschlechtern würde, willkommen.

Die angebotene sechswöchige medizinische Rehabilitation soll unmittelbar nach dem Akutereignis greifen. Es wird nach modernsten Methoden gearbeitet, die im ambulanten Bereich nicht einsetzbar wären. Das Angebot geht von Psychotherapie und Physiotherapie über Ergotherapie hin bis zur sozialen und medizinischen Intervention. Für die Aufnahme ist eine ärztliche Zuweisung erforderlich.

Zielgruppe sind Patientinnen und Patienten mit psychotischen Störungen, Depressionen, Angststörungen, Ess- und Schlafstörungen usw. Suchtgiftpatienten oder Menschen mit geistigen Behinderungen gehören nicht zur Zielgruppe. .

Wie groß der Nachholbedarf im Psychiatrischen Bereich ist, belegen Zahlen: So ist der Anteil jener, die wegen einer Erkrankung des Stütz- und Bewegungsapparates in Frühpension gehen zwischen 1995 und 2000 von 20 auf 20,8 Prozent gestiegen, jener mit Herz-Kreislauferkrankungen von 7,2 auf 7,5 jener aber mit psychischen Erkrankungen von 18,7 auf 31,4 Prozent (!). Im Rehabilitationsbereich für Herz-Kreislaufpatienten gibt es beispielsweise derzeit 3000 Betten,für die psychische Rehabilitation nur jene schon zuvor erwähnten 90 Betten von pro mente Kärnten und pro mente Oberösterreich.

„Wenn jemand immer wieder wegen psychischer und psychiatrischer Erkrankungen in Krankenstand gehen muss, belastet das nicht nur ihn selbst und sein persönliches Umfeld. Es kostet dies auch Wirtschaft viel Geld“, weiß Primarius Platz und fordert eine rasche Ausweitung des Angebotes an medizinischer Rehabilitation für psychisch Kranke in ganz Österreich.

Die Arbeitstagung in Klagenfurt analysiert die bisherige erfolgreiche Arbeit der beiden pro mente-Rehakliniken und schaut in die Zukunft. Auf dem Programm stehen neben Vorträgen auch eine Podiumsdiskussion über Qualitätssicherung in der medizinisch-psychiatrischen Rehabilitation.

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2 Kommentare

  • Meiner Tochter geht es psychisch sehr schlecht, Verdacht auf bipolar, traumapatientin, 2 Jahre drogenmissbrauch, momentan in Behandlung bei Dr. Kovac in Eisenstadt, brauchen dringend angemessene Behandlung

  • Das Wiedereingliederung ein Thema ist und es auch bleibt, finde ich sehr wichtig. Wenn es trotz allen Versuchen nicht gelingen sollte, gibt es meines Erachtens nach zu wenig Initiativen. Von promente Wien gibt es zwar Kreativ- und Freizeitgruppen, ist im übrigen aber nur ein kleiner Beitrag zum frühpensionierten, auf sich selbst angewiesenen Krankheitsfall. Mehr Betriebe, auch zum Beispiel Pharmakonzerne sollten sich um Integration kümmern, weil sie von diesen zeitgenössischen Krankheiten ja auch leben! Danke.