Ein Artikel der U-Bahn Zeitung (20.12.05) stellt Menschen mit Lernbehinderung als arme Hascherl dar, die sich über Riesenschnitzerl freuen.
Einzig und allein positiv ist in diesem Artikel Richard Lugner selbst ausgestiegen, der für die „armen Behinderten Lugner-Fans“ Christkind spielte. Anbei also eine Reaktion des Begleiter-Teams an die U-Bahn-Redaktion mit dem Hinweis darauf, dass die Geschichte so nicht stimmt. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir mit dem Artikel über das Schnitzelessen mit Herrn Lugner sehr unzufrieden und enttäuscht sind.
Zunächst sind wir keine „Pfleger“, weil wir nicht in einem Pflegeheim arbeiten, sondern in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung, wo Selbstbestimmung und Empowerment höchste Priorität besitzt. Übrigens sind „Behinderte“ jenseits ihrer Behinderung Menschen.
Am Ärgerlichsten ist aber, dass die ganze Aktion als Hilfsaktion für arme, verhungerte Menschen dargestellt wurde, die vielleicht einmal im Jahr zum Schnitzerl kommen. Tatsächlich ist es so, dass sich Frau Stein nicht „um Unterstützung hilfesuchend“ an Herrn Lugner gewandt hat (das Schnitzerl um ca. 6 Euo können sie sich schon leisten, so dass es nicht einer Spende des „großzügigen mit goldenem Wienerherz“ ausgestatteten Herrn Lugners bedarf), sondern lediglich einen Wunschzettel im Sinne eines Gewinnspiels ausgefüllt hat. Es stellt sich die Frage, ob sie bei der gleichen Aktion mit so genannten „Nichtbehinderten“ in der gleichen Art und Weise berichtet hätten.
Mit dieser Art der Berichterstattung erweisen sie Menschen mit Behinderung keinen Dienst zur Integration und Akzeptanz als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft, sondern schüren vielmehr das Bild des unselbständigen mitleiderregenden Hascherls. Dies widerspricht all unseren Prinzipien zur Normalisierung, d. h. ein Leben so normal wie möglich im Bezug zu kulturellen Normen einer Gesellschaft – das könnten sie mal nachlesen – und ist von unserer Seite abzulehnen.
Es hätte einfach ein netter Tag für Herrn Lugner und die Bewohnern der Wohngemeinschaft werden können, aber das spendierte Schnitzerl hinterlässt durch diese Berichterstattung leider einen sehr schlechten Nachgeschmack. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, als billiger PR-Gag für den Herrn Lugner missbraucht worden zu sein, so Wohngemeinschaft Jagdschloßgasse rückblickend.