"Rette sich, wer kann", so lautet ein bekanntes Sprichwort.

Wie es jedoch zum Beispiel in einem Brandfall um diejenigen bestellt sein könnte, die sich nicht selbst retten können, bzw. um diejenigen, die aufgrund ihrer Behinderung Unterstützung brauchen, das wurde ganz praktisch mit einer Feuerwehrübung beim Sommercamp zum selbstbestimmten Leben behinderter Menschen im Jugendgästehaus in Graz eingeübt.
Klaus Tolliner und Monika Hirschmugl-Fuchs hatten mit der Grazer Betriebsfeuerwehr verabredet, eine realistische Feuerwehrübung im Gästehaus durchzuführen. Ausgangspunkt war dafür ein fiktiver Feueralarm, der am vergangenen Donnerstag um 14 Uhr aus dem Jugendgästehaus in Graz an die Feuerwehr abgesetzt wurde.

Ein Brand ist ausgebrochen
Es dauerte dann auch nur wenige Minuten, bis vor dem Gästehaus die Feuerwehr mit ihrem Löschfahrzeug und 23köpfiger Besatzung vorfuhr. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sommercamps hielten sich zu diesem Zeitpunkt in ihren Zimmern auf. Zwei RollstuhlnutzerInnen waren zwischenzeitlich auf den Gang des 1. Stocks geflüchtet, da in ihrem Zimmer ein fiktiver Brand ausgebrochen war.
Die Aufgabe der Feuerwehr bestand nun darin, die Lage möglichst schnell auch unter dem Gesichtspunkt einzuschätzen, dass im Gästehaus Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen untergebracht sind. Ein Szenario, das man sich zwar nicht wünscht, aber das im Ernstfall nicht unrealistisch sein könnte.

Nach der Sondierung der Lage und der Rettung der beiden RollstuhlnutzerInnen entschied sich die Grazer Betriebsfeuerwehr unter Leitung von Ingenieur Ingo Mayer in diesem Falle dafür, nicht das gesamte Jugendgästehaus zu evakuieren, sondern lediglich den begrenzten Brandherd zu bekämpfen und die direkt Betroffenen zu evakuieren.
Rettungsszenarien im Brandfall
Dabei wurden vor allem die Gäste mit Behinderungen gezielt auf ihren Zimmern aufgesucht und über die aktuelle Situation informiert, beziehungsweise dabei unterstützt, das Gästehaus zu verlassen. Im Anschluss an die Übung nutzte die Gruppe das Gespräch mit den Feuerwehrleuten über Vorkehrungen und mögliche Rettungsszenarien im Brandfall, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen betroffen sein können.

Dabei wurde deutlich, dass dem Thema der Notfall- und Katastrophenhilfe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen bisher noch viel zu wenig Raum eingeräumt wurde und sich jeder Einzelne überlegen muss, wie man sich in einer solchen Situation verhalten kann.
Hier kann man ein 10 minütigen Video über die Aktion sehen.

Tipp von der Feuerwehr
Der Tipp von Ingo Mayer überraschte dabei einige. Wenn im Zimmer kein Brand und Rauch ist, dann ist man dort meist erst einmal am sichersten und soll die Türen geschlossen halten und dort bleiben. Am Fenster solle man nach Möglichkeit sichtbar machen, dass hier jemand ist.
In diesem Fall klappte alles wie am Schnürrchen und Karin Kien wurde von ihrem Elektrorollstuhl auf eine Trage umgebettet und mit der Leiter aus dem Fenster des ersten Stocks auf sicheren Boden gebracht.
Nach diesem Stress begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sommercamps wesentlich entspannter ins Grazer Rathaus, wo am Abend der Bürgermeisterempfang zum Abschluss des diesjährigen Sommercamps stattfand.
Hannes Wurstbauer
07.08.2017, 14:47
Lieber Martin Mair,
ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Diese zwei Volkskomiker Marcus Lupus und Günter sind genau diejenigen Typen, die mir den Tag so „versüßen“.
Herbert Sommereder
06.08.2017, 16:27
Vermutlich wäre es günstig, möglichst vielen infrage kommenden Rettern zu zeigen, wo überall man einen Rollstuhl n i c h t anheben sollte (z.B. an den Fußstützen).
Hubert
06.08.2017, 16:10
Behinderte sollten nur Urlaub in speziellen Behindertenhäusern machen, wir haben dafür extra das Seniorenwohnhaus Waldpension, nur dort kann sichergestellt werden, dass es auch wirklich barrierefrei ist, von einem normalen Hotel kann man nicht verlangen, immer an die unterschiedlichsten Behinderungsformen denken zu müssen, wir sind ja so wenige Personen und da würde sich der Aufwand nicht lohnen.
Markus Wollschläger
06.08.2017, 15:41
Neben einem Feuerlöscher wäre wohl eine Rauchgasmaske ein sehr sinnvolles Hilfsmittel. Leider sind die sehr teuer.
Alois Hirschmugl
04.08.2017, 18:39
Spannend zu sehen, wie so etwas abläuft. Dank an die Organisatoren und vor allem auch die Berufsfeuerwehr Graz.
Groß
04.08.2017, 04:38
Farbe dass ich dich ich konnte ich habe eine schwere OP gehabt und deswegen konnte ich dich nach Graz schade schade schade aber zum Glück gibt’s ja noch die Feuerwehr he hilft jede
Günther
03.08.2017, 23:03
Ja. Und die Feuerwehr ist dann wohl auch nur fiktiv angetanzt.
Erinnert mich an die Verteidigungskurse für Menschen mit Behinderungen. Der Kursleiter diskriminierte nicht und kämpfte so, dass sogar ein Krüppel wie ich ihn besiegen konnte. Ein falsches Sicherheitsgefühl geht über alles.
Die Realität zeigt eher, dass man sich für den Ernstfall vorbereiten sollte und besser für Abkühlung mit einer effizienten Klimaanlage sorgen statt auf hohle Phrasen vertrauen. Wenns heiß wird, trägt kaum jemand einen 200 kg schweren Rollstuhl runter und die Sprungtücher sind vermutlich auch nicht für diese Gewichtsklasse ausgelegt. Außerdem wirds wichtigere Menschen geben, die vorrang haben und diese sich wohl nehmen. Bei solchen Situationen wird kaum jemand Zeit für Fairness und Antidiskriminierung haben.
Ich will niemanden liebgewonnene Illusionen vertreiben, aber irgendjemand muss es ja mal sagen.
Marcus Lupus
05.08.2017, 14:38
@Günther, ich stimme dir zu. Außerdem ist es ja auch ein Vorteil, denn so werden unter Umständen Angehörige entlastet, die unter der Behinderung ihrer Mitmenschen leiden.
Martin Mair
06.08.2017, 12:36
Anderen Menschen nur schlechtes zu unterstellen, das ist aber auch eine Form der Diskriminierung!