Rollstuhl „nein“ – Golfbag „ja“

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen." Ich kann wahrlich was erzählen, weil ich vor einigen Wochen in Hong Kong war. Eine Stadt, die anders war als all das, was ich bisher gesehen habe und faszinierender nicht sein könnte.

Flugzeug vor Wolken
BilderBox.com

Ich erlebte die Stadt und Hong Kong erlebte mich „rollenderweise“. Bei dieser Reise begleitete mich mein Rollstuhl. Nicht über meine Erfahrungen als „kurzfristiger Rollifahrer“ möchte ich erzählen, sondern über etwas, was mir bei der Buchung dieser Reise passiert ist.

Zuerst einmal: Ich bin sehr gut mit dem Rolli in Hong Kong zurechtgekommen. Gehsteige sind zum Großteil abgeschrägt. U-Bahnen sind meist mit Lift erreichbar. Die Fähren waren auch problemlos benutzbar und vor allem eines: Unsere asiatischen Freunde sind hilfsbereit und durch ihre Disziplin kam es auch nie zu einer Kollision auf den doch sehr belebten Straßen.

Rollstuhl als Erleichterung

Ich möchte an dieser Stelle aber unbedingt erwähnen, dass ich bei gröberen Hindernissen einfach aus meinem Rolli gehüpft bin. Für mich ist der Rollstuhl eine Erleichterung. In meinem täglichen Leben bewege ich mich per Fuß mit Unterstützung von Krücken. In den letzten Jahren hab ich es mir aber angewöhnt, meinen Rolli, den ich dankenswerterweise von einem Freund geschenkt bekommen habe, auf größeren Reisen mitzunehmen.

Meine Geschwindigkeit und vor allem die Zahl der Flecken, die ich dadurch mehr erkunden kann, haben sich seitdem wesentlich erhöht. Bin froh, dass ich es für mich geschafft habe, die Möglichkeit der Nutzung eines Rollis zu sehen und die Vorteile nehme ich dankender Weise an.

Buchung mit Troubles

Aber jetzt zu dem eigentlichen Grund meiner Zeilen. Bei der Buchung meiner Reise hatte ich Troubles, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Ich möchte aber vorweg erwähnen, dass die anfänglichen Probleme keinen Einfluss auf den reibungslosen Ablauf der Reise hatten. Geflogen bin ich mit der Air-France, die diesen Flug in Kooperation mit der AUA angeboten hat.

Schon als ich diese Reise gebucht habe, erhielt ich nach zweistündigem Verlassen des Reisebüros die Info: Leider darf ich meine Krücken nicht mit in den Flieger nehmen. Hoppala, dachte ich mir. Kann nicht sein, weil bis dato war das kein Problem. Diese Info stellte sich zum Glück einige Stunden später als Irrtum heraus.

Der Mitarbeiter in der Flugzentrale hat meine Krücken mit einem Rollstuhl verwechselt. Kein Wunder, sieht ja so ähnlich aus! Eine Geschichte die lustig zu erzählen ist. Wenn es nur dabei geblieben wäre.

Na denkste, Sabine.

Einige Tage später buchte das Reisebüro die Mitnahme meines Rollstuhls ein. Wheelchair wie er so schön im Englischen genannt wird. Super, der kommt mit. Na denkste, Sabine. Wieder Tage später: Nachricht von der Fluglinie. Sorry, sie dürfen den Rolli doch nicht mitnehmen. Gleich aber der großzügige Vorschlag: Wir buchen sie aber gerne kostenlos um!

Nein, das geht aber nicht. Schließlich habe ich Monate gebraucht um diesen Termin für die Reise zu buchen. Kann doch nicht sein, dass ich den Rolli jetzt doch nicht mitnehmen kann. Das Reisebüro kommt auch nicht weiter. Tut uns Leid, aber die Airline bestätigt einfach nicht die 100 %-ige Mitnahme. Gut, dann muss ich selbst mit den Verantwortlichen telefonieren.

Anruf direkt bei der Fluglinie.

Mitarbeiterin verbindet mich zu ihrem Vorgesetzten. Dieser teilt mir mit, dass ich den Rollstuhl nicht mitnehmen kann, weil in Paris zu wenig Zeit zum Umsteigen ist. Fliegt man mit Rolli, ist eine Mindestzeit für das Umsteigen erforderlich. Ich klärte den Herrn dann darüber auf, dass ich den Rolli einfach nur als Gepäck einchecken möchte, weil ich kein Rollstuhlsservice benötige. Auch dann noch ein Nein. Ich soll ihn einfach mitnehmen, aber sie können mir die 100 %-ige Garantie einfach nicht geben.

Ab diesem Augenblick stellte ich mir die Frage: Wenn einer sein Golfbag ohne Probleme mitnehmen kann, warum dann nicht auch einen Rollstuhl, der vor Ort dringend benötigt wird? Ich als Taucherin hatte auch noch nie ein Problem beim Einchecken meiner Tauchausrüstung.

Hartnäckigkeit

Der Mitarbeiter ließ und ließ sich einfach keine Bestätigung abringen und sein Verständnis hielt sich in Grenzen. Er verwies dauernd auf sein Buchungssystem und dass das halt „nicht geht“.

So, und jetzt hat mich seine Hartnäckigkeit, mich nicht verstehen zu wollen, zu stören begonnen. Mit dem Ergebnis, dass ich das Gespräch etwas entnervt beendete und mein Reisebüro bat, doch was zu machen. Diese schafften es dann mit einigen Mühen, dass die Bestätigung „Wheelchair o.k.“ doch im System auftauchte und ich somit die Garantie hatte.

Ist das notwendig?

Nein, das ist es nicht. Wenn der liebe Mitarbeiter einmal gesagt hätte: Sie, ich werde mich darum kümmern und auf alle Fälle werden wir schauen, dass sie ihren Rolli mitnehmen können, dann hätte ich mir diese ganze Aufregung erspart. So, hat er mir das Gefühl vermittelt, dass ich einfach eine Bittstellerin bin und mich nicht so doof anstellen soll.

Mir sind diese Zeilen deshalb ein Anliegen, weil ich mir erwarte, dass sich das ändert. Trotz all der Umstände und auch des nicht immer so einfachen Umganges mit einem Rollstuhl beim Fliegen, darf es nicht sein, dass das normale Einchecken eines Rollstuhls derartige Probleme macht. Ihr da in den Fluglinien.

Ich weiß, großteils funktioniert das alles bestens und so war es auch bisher bei meinen Reisen in der Praxis. Aber: Ihr Bürokraten da hinter den Computern, versucht es doch mit ein bisschen mehr Verständnis Euren Kunden gegenüber. Darum bitte ich Euch, weil ein Golfbag bereitet auch kein Kopfweh.

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