Rückblick auf 10 Jahre ANED (Akademisches Netzwerk europäischer BehinderungsforscherInnen)

ANED bedeutet Akademisches Netzwerk europäischer BehinderungsforscherInnen. Das heißt: ANED ist eine große Gruppe von Menschen. Diese Menschen kommen aus ganz Europa. Und diese Menschen forschen gemeinsam zum Thema Behinderung.

ANED - Academic Network of European Disability Experts
ANED - Academic Network of European Disability Experts

Seit dem Jahr 2008 gibt es jedes Jahr mehrere Berichte (das sind lange Texte) von ANED. In diesen Berichten geht es um das Thema Behinderung. Bei ANED sind 35 Länder dabei. Und es gibt jedes Jahr für jedes Land mehrere Berichte.

Und dann gibt es auch noch andere Berichte: In diesen Texten wird dann alles aus den 35 Ländern zusammengefasst. Da steht dann: So sieht es in Europa beim Thema Behinderung aus.

Alle diese Berichte haben verschiedene Themen. Zum Beispiel gibt es da Berichte zu Armut von Menschen mit Behinderungen, zu Barrieren (also Hindernissen), zu Selbstbestimmtem Leben und auch zu Arbeit und Beschäftigung.

Warum schreibt ANED diese Berichte?

Weil es viele Menschen mit Behinderungen in Europa gibt. Und weil das Leben von Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ist. ANED schaut nach und überwacht (das nennt man Monitoring), wie es Menschen mit Behinderungen in Europa geht. Und ANED sagt dann: Hier geht es Menschen mit Behinderungen gut oder besser. Und dort geht es Menschen mit Behinderungen schlechter. Das nennt man Evaluierung.

ANED macht das nicht einfach so. Sondern ANED hat einen Auftrag für diese Berichte.

Dieser Auftrag kommt von der so genannten Europäischen Kommission. In der Europäischen Kommission sind viele Menschen angestellt; und diese Menschen erfüllen bestimmte Aufgaben (die Europäische Kommission ist dabei so etwas Ähnliches wie eine Regierung der Europäischen Union). Die Europäische Union besteht aus 28 (bald 27) Ländern in Europa. Für die Europäische Kommission ist das Thema Behinderung wichtig. Deshalb forscht ANED nun seit 10 Jahren zum Thema Behinderung.

ANED ist eine Gruppe von verschiedenen Menschen. Diese Menschen sind ForscherInnen. ForscherIn bedeutet: Ein Mensch denkt lange über ein Thema nach. Dieser Mensch beschäftigt sich lange mit einem Thema. Dieser Mensch liest viel zu diesem Thema. Und dann schreibt dieser Mensch einen Text (also einen Bericht).

Viele von diesen ForscherInnen bei ANED sind selbst Menschen mit Behinderungen

Das heißt: Diese ForscherInnen wissen selbst über die vielen Barrieren (Hindernisse) Bescheid. Sie werden durch diese Hindernisse selbst be-hindert. Das ist wichtig für ANED. Diese Art von Forschung nennt man Disability Studies, auf Deutsch Behinderungsforschung.

Behinderungsforschung bedeutet: Menschen mit Behinderungen forschen selbst. Sie werden nicht bloß von anderen Menschen beforscht. Das ist wichtig. Denn nur so wird klar: Diese und jene Barrieren gibt es.

ANED macht diese Forschung nun also seit bereits 10 Jahren. Und heuer gab es dazu in Brüssel ein Treffen. Dort wurde auf diese 10 Jahre zurück geblickt:

Was hat ANED bisher erreicht? 
Was hat ANED bereits erforscht? 
Was muss ANED noch erforschen?

Ich bin sehr froh und stolz, dass ich schon recht lange bei ANED dabei bin. Früher habe ich nur mitgearbeitet. Und seit einiger Zeit leite ich den österreichischen Teil von ANED (ich bin die so genannte Kontaktperson für Österreich). Und ich arbeite immer noch an den Berichten mit. Da lerne ich sehr viel über Österreich. Und ich lerne auch sehr viel über andere Länder in Europa und über die Europäische Union.

Wir treffen uns jedes Jahr einmal im November in Brüssel. Dann besprechen wir die Arbeit für das nächste Jahr. Und wir besprechen das, was wir im laufenden Jahr gemacht haben.

Das Treffen heuer in Brüssel zum Rückblick auf die letzten 10 Jahre ANED war besonders aufregend: 10 Jahre. Das ist eine lange Zeit! Und wir haben viel weitergebracht. Wir haben viele wichtige Berichte geschrieben. Wir haben geschaut, wie es Menschen mit Behinderungen in Europa geht. Und wir haben nachgedacht: Was müssen wir in der nächsten Zeit tun? Was müssen wir erforschen?

Schnell ist uns eines klar geworden: Es gibt noch viel zu erforschen! Damit sich das Leben von Menschen mit Behinderungen insgesamt in Europa verbessert. Und damit sich das Leben von Menschen mit Behinderungen in einzelnen Ländern verbessert.

Wichtig ist für unsere Arbeit in der nächsten Zeit: PolitikerInnen und BeamtInnen in Europa müssen viel öfter daran denken: Menschen mit Behinderungen werden oft ‚vergessen’.

Oft wird über so genannte ‚vulnerable Gruppen’ gesprochen – das sind Menschen, denen es nicht so gut in der Gesellschaft geht. Diese Menschen werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie werden schlecht behandelt. Oft vergisst man sogar auf sie. Menschen mit Behinderungen werden oft dazu gezählt.

Und es stimmt leider: Menschen mit Behinderungen werden oft vergessen, wenn es um Politik geht. Zum Beispiel denken viele Menschen über den Arbeitsmarkt nach, weil es viele Menschen ohne Arbeit gibt. Dabei gibt es besonders viele Menschen mit Behinderungen ohne Arbeit! Aber das vergessen viele Menschen leider immer noch!

Damit Menschen mit Behinderungen nicht vergessen werden, muss es so genanntes Disability Mainstreaming geben. Disability Mainstreaming bedeutet: Behinderung (das heißt auf Englisch Disability) ist wichtig und alle müssen/sollen darüber reden. Dann denken alle zum Beispiel beim Thema Arbeit sofort daran: Es gibt viele arbeitslose Menschen. Und sehr viele Menschen mit Behinderungen sind arbeitslos. Was können genau wir dagegen tun?

Aber neben Mainstreaming ist noch etwas anderes in der Politik wichtig: Policy Targeting. Das sind englischsprachige Worte. Das bedeutet: Policy ist ein politischer Inhalt/ein bestimmtes Thema. Targeting bedeutet: Man beschäftigt sich mit bestimmten Menschen. Zum Beispiel eben mit Menschen mit Behinderungen. Man denkt über den bestimmten Bedarf von Menschen mit Behinderungen nach.

Targeting und Mainstreaming gemeinsam bedeutet: Politik muss sich mit Menschen mit Behinderungen speziell und direkt beschäftigen. Aber Politik muss zugleich in allen Bereichen immer das Thema Behinderung mitdenken. Das bedeutet wiederum: Es muss bestimmte Unterstützung ausdrücklich für Menschen mit Behinderungen geben. Und bei allen politischen Maßnahmen (zum Beispiel, wie man arbeitslosen Menschen Arbeit geben kann) für Menschen müssen Menschen mit Behinderungen auch wichtig sein.

Das ist sicher eine der wichtigsten Aufgaben für uns bei ANED für die nächste Zeit. Wir müssen klar machen: Politik darf Menschen mit Behinderungen nicht vergessen und muss Menschen mit Behinderungen immer mitdenken! Und Politik muss auf den Bedarf von Menschen mit Behinderungen Rücksicht nehmen!

Wir haben also bei ANED noch viel zu tun. Ich freue mich darauf. Das ist eine wichtige Arbeit!

Wenn Sie sich für unsere Arbeit bei ANED interessieren (was ich hoffe ;-):

(Leider nur) auf Englisch kann man ANED hier nachlesen: www.disability-europe.net

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