Behindertenorganisationen fordern mehr Pflegegeld und eine automatische jährliche Erhöhung, berichtet die Presse.

Jährlich kommt es zur Diskussion über Inflationsabgeltung beim Pflegegeld. Seit vielen Jahren vernachlässigt die jeweilige Regierung diese wichtige Maßnahme. Auch der jetzige Sozialminister, Dr. Erwin Buchinger, verteidigt, dass in dieser wahrscheinlich 4 Jahre dauernden Regierungsperiode nur einmal das Pflegegeld angepasst werden soll. Im Regierungsprogramm vom 9. Jänner 2007 heißt diese faktische Kürzung des Pflegegeldes „Das Pflegegeld des Bundes ist in dieser Gesetzgebungsperiode einmal selektiv nach Pflegestufe zu valorisieren; die Einteilung der Pflegestufen ist zu überprüfen.“
Forderung: Erhöhung und Wertsicherung
Um pflegebedürftigen Menschen nicht auch in den Folgejahren jährlich die Leistung zu kürzen, fordert der Bundesgeschäftsführer der Lebenshilfe Österreich, Albert Brandstätter, im „Presse“-Gespräch vom 21. März 2008 eine Erhöhung des Pflegegeldes, „weil es seit 1996 nur einmal um zwei Prozent angepasst wurde“.
Ähnlich argumentiert für die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) deren Generalsekretär Eduard Riha. Er schlägt eine Erhöhung in zwei Richtungen vor. Einerseits „die Abgeltung des Realverlusts seit der Einführung im Jahr 1993“ und andererseits „die jährliche Valorisierung zur Inflationsabgeltung und zur Erhaltung der Kaufkraft.“
Anonymous,
27.03.2008, 14:15
Wer sich lebensfeindliche Umstände dadurch erleichtert, daß er sich sukzessive aus diesen Zuständen herauskaufen lässt, darf sich nicht wundern, daß statt der Abschaffung wesentlicher Behinderungen die „Behinderung“ selbst oberstgerichtlich als Schaden festgestellt wird. Oder: wer heute seinen Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen …
Alexandra,
27.03.2008, 12:07
Behindert zu sein, ist keine Bereicherung, aber auch kein Schaden. Denn eine Behinderung ist eine Einschränkung im alltäglichen Leben. Solange es Stufen, Treppen, herumstehende Stühle, zu hoche oder zu niedrige Tische etc gibt, ist all das für uns behindernd. Das ist Fakt!
Das Pflegegeld ermöglicht uns diese Einschränkung durch Unterstützung von Aussen auszugleichen. Wir sind keine all zu guten Bürger, wenn wir aufs Pflegegeld verzichten und dadurch zB nicht arbeiten könnten oder nicht konsumieren könnten, weil wir nicht mal aus dem Haus kommen könnten (sehr einfach dargestellt).
Persönliche Assistenz ist die einzige wirklich gute Lösung für ganz viele Probleme. Ich fühle mich weder als Bittsteller noch als Opfer dieser Gesellschaft. Ich fordere für mich selbst Selbstständigkeit, damit ich meinen Teil zur Gesellschaft beitragen kann, in dem ich Steuern zahle, weil ich einer regelmäßigen Arbeit nachgehen kann oder ich gehe Shoppen und bringe so mein Geld wieder in die Wirtschaft.
Und genau deswegen sollten Behinderte nicht auf ihre Selbstständigkeit verzichten und schon gar nicht aufs Pflegegeld. Denn wir schon so oft erklärt, käme eine Pflege in Institutionen dem Staat weit aus teurer, als eben durch PAs. Somit zahlen wir all das dem Staat zurück und sind keine Nutznieser oder Schmarotzer, sondern ein wertvoller Teil der österreichischen Wirtschaft.
Daher halte ich so ein Zitat „… aus diesen Gründen auf das staatliche Pflegegeld verzichten.“ für absolut sinnfrei.
Anonymous,
27.03.2008, 10:22
@Plagosus – Wo lebst Du? So kann nur ein „Vollkoffer“ argumentieren..
Singh A.S.,
27.03.2008, 08:38
Der gute Anführer von SLI-Wien ist immer wieder bemüht jede Meldung in diese Richtung abzuwürgen.
Plagosus,
27.03.2008, 07:48
Um der „Schadensjudikatur“ des OGH zu entkommen, sollten sich endlich einmal auch die Menschen mit Behinderung zu Wort melden, die ihre „Behinderung“ nicht als Schaden, sondern als Bereicherung verstehen und schon aus diesen Gründen auf das staatliche Pflegegeld verzichten.
Gerhard Lichtenauer,
26.03.2008, 10:27
Alleine durch den inflationsbedingten Wertverlust (mind. 20 %) wurde seit Einführung etwa das Pflegegeld eines gesamten Jahres (ca. 1.800 Millionen Euro!) zum Stopfen von Budgetlöchern und zur Erfüllung der Maastricht- Kriterien von den Pflegebedürftigen – der schwächsten Minderheit in unserem Lande – durch Real-Kürzungen abgezweigt.
Als Wertminderung sollte aber nicht die allgemeine Inflation zugrunde gelegt werden, sondern Preissteigerungen für Pflegeleistungen, ein „Pflegekosten- Preisindex“. Im selben Zeitraum, in dem das Pflegegeld um 20 % gekürzt wurde, sind Pensionen um etwa 30 % gestiegen und Löhne im Allgemeinen um etwa 40 %. Noch viel mehr sind aber die Preise (nicht die Löhne) für Pflege-, Betreuungs- und Heimhilfe- Dienstleistungen in diesem Zeitraum gestiegen. (www.daheim-statt-heim.at)