Sabine Zeller und Team erhält Europasiegel

Sabine Zeller erhält Europasiegel für innovative Sprachenprojekte

Für den "Akademielehrgang Österreichische Gebärdensprache Grund-/ Aufbau- und Ausbaukurs" an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien erhielt Sabine Zeller und das Team die Auszeichnung "Europasiegel für innovative Sprachenprojekte".

Am 10. November 2006 wurden von 31 in Österreich eingereichten Sprachenprojekten fünf mit dem Europasiegel für innovative Sprachenprojekte ausgezeichnet. Der Jahresschwerpunkt des Europasiegels lautete „Wege zur Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen im Sprachenbereich“.

Zwei ausgezeichnete Projekte hatten die Österreichische Gebärdensprache zum Thema. Dies waren:

Akademielehrgang

Im Schuljahr 2002/03 startete an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien – erstmals an einer Lehrerbildungsstätte in Österreich – eine einjährige umfassendere Weiterbildung in Österreichischer Gebärdensprache mit einem Grundkurs, der 6 Semesterwochenstunden umfasst.

„Nach diesem ersten Jahr wollten die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer eine Fortsetzung des Lehrganges, um ihre Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. So wurde ein Jahr später der Grundstufen-Lehrgang überarbeitet und ein Aufbaulehrgang neu konzipiert, der ebenfalls ein Jahr dauert“, erzählt Zeller im BIZEPS-INFO Interview.

Nachfrage war gewaltig

Die Nachfrage war gewaltig und weil „zwei Jahre Sprachausbildung für einen fachsprachlichen Unterricht nicht ausreichen, wurde auch ein Konzept für ein drittes Jahr (Ausbaustufe) entwickelt“, berichtet Zeller und führt weiter aus: „Wegen der Umstellung der Pädagogischen Akademie auf die Pädagogische Hochschule wurde dies bisher noch nicht umgesetzt.“

Im Rahmen des Lehrganges wird die Österreichische Gebärdensprache vermittelt. „Dies umfasst neben der sprachlichen Ausbildung u.a.: Institutionenkunde, d.h. Kennenlernen gehörlosenspezifischer österreichischer Beratungseinrichtungen und Institutionen; weitere Inhalte: Einführung in die verschiedenen didaktisch-methodischen Modelle, Grundlagen des kontrastiven Sprachunterrichts, Sprachdidaktik bei gehörlosen Kindern, Gehörlosenkultur, -geschichte und Politik, Gehörlosentheater und Beispiele von gehörlosen Künstlerinnen und Künstlern“, so die Preisträgerin, die auch ausgebildete Gebärdensprachdolmetscherin ist.

Der Erwerb einer aktiven und passiven Kompetenz der Österreichischen Gebärdensprache, die eine Kommunikation über alltägliche Inhalte hinaus und eine Vermittlung von sach- und fachbezogenen Unterrichtsinhalten ermöglicht ist eines der primären Bildungsziele.

Unterricht im Team

„Im Lehrgang unterrichten gehörlose und hörende Gebärdensprachlehrerinnen und -lehrer im Team, die Vorträge werden ebenfalls von hörenden und gehörlosen Expertinnen und Experten gehalten“, hält sie fest und begründet: „Somit erfahren die PädagogInnen die Perspektive von Betroffenen und erleben Dolmetschsituationen hautnah. Ergänzt wird dieses Angebot durch Fachvorträge und Erfahrungsberichte.“

Kein Ausbildungsangebot

Um in Österreich an einer Gehörlosen- oder Schwerhörigenschule zu unterrichten, müssen Lehrerinnen und Lehrer eine abgeschlossene Ausbildung zum/zur Volks-, Haupt- oder SonderschullehrerIn vorweisen, erläutert die Preisträgerin des Sprachensiegels.

Die Spezialisierung als Pädagogin oder Pädagoge für Hörbehinderte ermöglicht ein bundesweiter zweijähriger Akademielehrgang für „Hörgeschädigtenpädagogik“, den Lehrerinnen und Lehrer berufsbegleitend absolvieren können. In diesem Lehrgang wird nur eine Blocklehrveranstaltung zum Thema „Didaktische Zeichensysteme und Gebärdensprache“ angeboten, wobei jedoch nur Grundlagenkenntnisse der Gebärdensprache als linguistisches System neben anderen Zeichensystemen vermittelt werden.

„Dies bedeutet, dass es für PädagogInnen somit kein Ausbildungsangebot gibt, das Lehrerinnen und Lehrer befähigt, die Österreichische Gebärdensprache, die die Muttersprache vieler gehörloser Kinder ist, als Arbeitssprache im Unterricht zu verwenden. Ebenso fehlt derzeit in dieser Ausbildung die Vermittlung von Hintergrundwissen zur Situation Gehörloser in Österreich, die nähere Beschäftigung mit Gehörlosenkultur und -geschichte sowie die Auseinandersetzung mit bilingualen Unterrichtsformen“, weist sie deutlich auf die unzureichenden Ausbildungsvorschriften hin.

Qualitätsvolle Bildungsangebote wichtig

Seit September 2005 ist die Österreichische Gebärdensprache in Österreich eine gesetzlich anerkannte Minderheitensprache. „Daher ist es umso wichtiger, in der Lehreraus- und -weiterbildung zur Vermittlung dieser Sprache mit qualitätsvollen Bildungsangeboten zu reagieren. Der Akademielehrgang wird dieser Forderung bestens gerecht“, hält Zeller abschließend fest.

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