Sander: Kritik an Stadt nach Fahrtendienst-Konkurs

Jutta Sander für Neuausschreibung und Runden Tisch - Taxigutscheine für Behinderte verlangt

Jutta Sander
GRÜNE

Eine Neuausschreibung der Fahrtendienste und die Einführung eines Taxigutscheines für Behinderte in Wien verlangte die Behindertensprecherin der Wiener Grünen, Jutta Sander, heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz.

Seit dem Konkursantrag der Firma Haas habe sich der Freizeitfahrtendienst auf ein Minimum reduziert. „Zur Zeit lässt die Stadt Wien die Behinderten im Regen stehen“, kritisierte die Gemeinderätin.

Gelebte Integration bedeute, dass sich behinderte Menschen auch selbstbestimmt fortbewegen können, derzeit sei nur der Schul- und Regelfahrtendienst sichergestellt. Am Wochenende gebe es „überhaupt kein Angebot“, so Sander.

Nun müsse eine sofortige Neuausschreibung nach entsprechenden Qualitätskriterien – etwa der Transportsicherheit der Busse und der Sicherstellung der Fahrten auch am Wochenende – erfolgen. Für Behinderte solle ein Taxigutschein eingeführt werden, schlug Sander vor.

In München – wo die Benützung des Fahrtendienstes rund um die Uhr sichergestellt sei – erhalten Behinderte einenTaxigutschein um maximal 250 D-Mark (127,8 Euro/1.759 S), der ein halbes Jahr gültig sei.

Die Verantwortung für das Funktionieren des Dienstes liege bei der Stadt Wien, sagte Sander. In den vergangenen Wochen hätten sich die Klagen von Behinderten gehäuft, eine Hotline gebe es nur von 8.00 bis 16.00 Uhr. Später – etwa, „wen jemand wo stehen gelassen wurde“ – habe ein Notruf keine Chance.

Auch beim Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel stießen Behinderte auf große Schwierigkeiten: So sollen die Niederflurbusse erst ab 2006 mit Rampen für Rollstuhlfahrer ausgestattet werden. Die Anregung, in U-Bahn-Zügen der neuen Generation mehr als zwei Behindertenplätze pro Wagen vorzusehen, habe kein Gehör gefunden: „Uns wurde mitgeteilt: Da gehen zu viele Sitzplätze verloren“, erklärte die Behindertensprecherin.

Außerdem sei laut den Beförderungsbedingungen für öffentliche Verkehrsmittel noch immer für jeden Behinderten eine Begleitperson notwendig. „Dieser Passus gehört herausgestrichen“, forderte die Politikerin. Gründe der Sicherheit – Bergung im Fall einer Gefahrensituation – seien dabei kein Argument.

Dorothea Brozek vom Verein „Selbstbestimmt-Leben-Wien“ forderte „die Verantwortlichen und damit Vizebürgermeisterin Grete Laska“ auf, einen Runden Tisch einzurichten, an dem auch die Benutzer von Fahrtendiensten Teil nehmen. Zum Pressegespräch erschien sie – selbst auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen – verspätet: Trotz 24-stündiger Vorbestellung sei es ihr nicht gelungen, die Fahrt rechtzeitig zu bekommen.

„Der Alltag wird für Behinderte immer mühsamer zu planen und ist kaum ‚handlebar'“, beklagte Brozek. Sammelfahrten würden zu Stunden langen Rundfahrten, mit dem Abholdienst „von Tür zu Tür“ stehe es ebenfalls schlecht. In der Frage der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fühle sie sich „um 20 Jahre zurückversetzt“.

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