„ScheinOnMe“: AK Oberösterreich setzt sich für mehr Chancengerechtigkeit beim Führerscheinerwerb ein

Der Führerschein öffnet Türen zu vielen Berufen, doch nicht jeder kommt auf Anhieb mit der Prüfung zurecht. Besonders für junge Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten stellt der Erwerb des Führerscheins oft eine große Hürde dar.

Arbeiterkammer
BIZEPS

Jugendliche, die im Rahmen einer Teilqualifizierung oder einer verlängerten Lehrzeit erfolgreich zum Berufsabschluss begleitet werden, scheitern häufig an der theoretischen Führerscheinprüfung.

Im Rahmen der AK-Ausbildungsoffensive hat sich die Jugend am Werk GmbH im Projekt „ScheinOnMe“ intensiv mit dem Prüfungs- und Vorbereitungssystem auseinandergesetzt.

Im Projekt „ScheinOnMe“ untersuchte man dabei nicht nur die Komplexität des Prüfungssystems, sondern auch das Sprachniveau der Fragen im Hinblick auf Chancengleichheit für Jugendliche mit Lern- und Leseschwäche. Es wurden strukturelle Analysen und Testversuche alternativer Prüfungsmöglichkeiten durchgeführt.

Darüber hinaus begleitete das Projekt junge Menschen bis 29 Jahre aus Oberösterreich ganz gezielt durch Coaching und Lernunterstützung auf ihrem Weg zum Führerschein. Im Laufe des Projekts stellte sich heraus, dass beim bestehenden Prüfungssystem Chancengleichheit zu kurz kommt und der Bedarf an Unterstützung viel größer ist als angenommen.

Ein Prüfungssystem mit vielen Hürden

Das bestehende theoretische Prüfungssystem der Klasse B umfasst rund 1.500 Fragen. Dieser umfangreiche Lernstoff führt ohne passende Lernstrategien und verständnisorientierte Vermittlungsformate häufig zu großer Überforderung.

Hinzu kommen sprachliche Hürden, vor allem durch die komplexe Formulierung der Prüfungsfragen, die für Personen mit Lern- und Leseschwierigkeiten eine zusätzliche Barriere darstellen. Diese Herausforderungen führen zu einer doppelten Benachteiligung: Gerade diejenigen, die ohnehin schon schwierige Startbedingungen haben, scheitern oftmals auch noch an der Führerscheinprüfung.

„Der Führerschein sollte keine unüberwindbare Hürde darstellen, besonders wenn er für viele Berufe vorausgesetzt wird“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Hoher Unterstützungsbedarf

Das Projekt „ScheinOnMe“ verdeutlicht den hohen Unterstützungsbedarf beim Erwerb der theoretischen Führerscheinprüfung, insbesondere bei jungen Menschen mit Lern- und Leseschwäche. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Empfehlungen für das Vorbereitungs- und Prüfungssystem:

  • Das Bewertungssystem der Multiple-Choice-Fragen sollte vereinfacht werden, da es für Führerscheinwerber:innen eine erhebliche Herausforderung darstellt.
  • Lernunterlagen und Prüfungsfragen sollten im Sinne der Chancengleichheit und Barrierefreiheit in einfacher Sprache (B1-Niveau) umgesetzt werden.
  • Bei der Prüfung sollte auf ein störungsfreies Setting geachtet werden, um die Konzentration der Prüfungsteilnehmer:innen nicht zu stören. Alternativ sollten Prüfungen im Einzelsetting in Erwägung gezogen werden.
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4 Kommentare

  • Gibt es dazu schon internationale Erfahrungen.
    Besonders der letzte Punkt der störungsfreien Umgebung und dem anschließenden Autofahren, wo dies ja u. U. nicht sichergestellt/nicht sicherstellbar ist. DANKE!

    • Es geht um die theoretische Prüfung. Prüfungssituationen wo Wissen abgeprüft wird lässt sich nicht mit Stresssituationen beim Autofahren vergleichen.

    • @Markus Ladstätter: Ja, schon klar. Bedürfte nicht konsequenterweise der praktische Teil auch einer entsprechenden Betrachtung, weil Theorie ohne Praxis und umgekehrt ja faktisch ein Nichtbestehen bedeutet, od.?

    • So wie ich es verstehe ist nur die theoretische Prüfung das Problem und nicht der praktische Teil.