Scheucher-Pichler: Pflegenovelle ist schlecht durchdacht und lückenhaft

Österreich braucht zukunftsträchtige und nachhaltige Lösungen

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Als schlecht durchdacht und nicht zukunftsweisend bezeichnet heute die Präsidentin des Hilfswerks Kärnten und Vizepräsidentin des Hilfswerks Österreich, Elisabeth Scheucher-Pichler, die von Sozialminister Hundstorfer vorgelegte Pflegenovelle.

„Damit werden Pflegebedürftige und deren Familien noch mehr ins soziale und finanzielle Abseits gestellt“, so die Präsidentin.

Im Konkreten verweist Scheucher darauf, dass gerade die frühzeitige Pflege zu Hause, die im Speziellen durch die Pflegestufen 1 und 2 abgedeckt werden, einen enormen Beitrag für ein möglichst lange selbstbestimmtes Leben leiste: „Prävention und Hilfe zur Selbsthilfe durch professionelle Pflegekräfte bedeutet für den zu Pflegenden ein hohes Maß an mehr Lebensqualität, physisch wie psychisch. Was wiederum heißt, dass in vielen Fällen eine Erhöhung des Pflegebedarfes erst später eintritt, bestenfalls gar nicht.“

Weiters, so die Präsidentin, sei die Erhöhung des Pflegegeldes um zwei Prozent eine Farce: „Wie soll sich eine pflegebedürftige Person für drei Euro mehr im Monat professionelle Hilfe holen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Anwartschaft um 10 Stunden! Davon kann man sich nicht einmal eine einzige Pflegestunde leisten. Das ist fernab jeglicher Realität. Es beginnt ein Teufelskreis: Angehörige, sofern welche da sind, werden verstärkt dazu gedrängt, selbst zu pflegen. Dafür ist allerdings nicht jeder Mensch geeignet bzw. hat nicht die Möglichkeit dazu.

Die Pflege von Angehörigen ist mit enormen körperlichen und seelischen Belastungen verbunden, die in vielen Fällen zu sinnlosem Leid und massiven gesundheitlichen Schäden führen. Und wer bezahlt dann die Kosten für Folgeerkrankungen? Letztendlich gehen diese wieder zu Lasten unseres Gesundheitssystems. Hier wird versucht ein Loch zu stopfen und daneben bricht ein noch größeres auf.“

Ein weiteres Problem sieht Scheucher-Pichler auch darin, dass wegen dieser Novelle immer mehr fachunkundige Personen in Anspruch genommen werden, die zu Dumpingpreisen Pflegeleistungen anbieten: „Seriöse Anbieter garantieren mit ihren qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hochwertige Dienstleistung nach den neuesten Qualitätsstandards. Wenn jetzt unqualifizierte Pflegedienste diese Stunden übernehmen, leiden nicht nur die pflegebedürftigen Personen, sondern es gehen auch wichtige Arbeitsplätze verloren.“

„Für mich ist diese Novelle in der jetzigen Form jedenfalls nicht tragbar, da sie schlecht durchdacht und lückenhaft ist. Was wir in Anbetracht der demografischen Entwicklung benötigen, sind Lösungen, die nachhaltig sind und auch unseren Kindern und Kindeskindern ein Altern in Würde garantieren. Dazu bedarf es aber auch mehr als einer Pflegenovelle. Wir brauchen ein Gesamtkonzept im Sozial- und Gesundheitsbereich“, so Präsidentin Scheucher-Pichler abschließend.

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