Schikanen statt Hilfe und Verständnis

Mutter eines Sohnes mit Autismus spricht offen über die Diskriminierung, die ihr Sohn im Alltag erlebt.

Eimer
Christian Schnettelker

Weil ihr Sohn Autist ist, würde er von den Nachbarn schikaniert, informiert eine Mutter eines neun-jährigen Jungen. Das ist einem Beitrag des Momentum Institut – Verein für sozialen Fortschritt zu entnehmen.

Weil er nicht sprechen könne, kommuniziere ihr Sohn mit Lauten. Dieses Verhalten stößt bei den Nachbarn auf so großes Unverständnis, dass sie sogar Wasser auf den Jungen schütten: „Ich verstehe nicht, wie Menschen so grausam sein können. Wie kann jemand einfach auf den Balkon gehen und Wasser auf ein Kind mit Autismus schütten, das im Garten darunter ist?“

Unverständnis und Aggression

Die Nachbarn hätten nie nachgefragt, was eigentlich los ist. Sogar das Jugendamt sei schon einmal eingeschaltet worden. Auch das Wissen um die Situation des Sohnes habe am Verhalten der Nachbarn nichts geändert.

„Einmal fanden wir einen Zettel im Postkasten, unterzeichnet von der Hausgemeinschaft: “Bitte können Sie ihrem Sohn ein Beruhigungsmittel geben, damit dieses laute, tierische Geheule ein Ende hat?”

Die Eltern haben nach der Wasserattacke Angst, den Sohn im Garten spielen zu lassen.

Gegen den Nachbarn wollen sie aber trotzdem keine rechtlichen Schritte einleiten. Sie wünschen sich vor allem, dass die Menschen besser über Autismus aufgeklärt werden. Auch die meisten Kinderärzte würden zu wenig über Autismus sowie dessen vielfältige Ausprägungen und Erscheinungsformen wissen. Das führe dazu, dass Symptome oft gar nicht erkannt werden und die Diagnose ein langer Weg ist.

Hilfsangebote statt Schikanen

Das wünschen sich die Eltern. Es müsste mehr Therapieangebote und Unterstützung für Eltern und Kinder geben. Ein Vorbild in dieser Hinsicht sei die USA. Hier bekäme man teilweise bis zu 30 Stunden Therapie pro Woche, während man in Österreich schon über eine Stunde froh sein müsse. 

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist abgeschalten.

6 Kommentare

  • DA sehe ich ebenfalls einzig die Eltern gefordert, der Umgebung „Beine zu machen“.

    Zeitgleich ein gutes Beispiel, dass es mit dem alleinigen Reden und Bewusstseinsbilden irgendwann auch mal vorbei ist – dieser Grenze dürften sich die Eltern nicht bewusst sein.

    Keine rechtlichen Schritte einzuleiten, aber sich zu wünschen – willkommmen in der Realität!

    Spannend wäre, wie lange die Eltern zuwarten würden, um (rechtliche) Schritte zu unternehmen.

  • Solange die Eltern nicht bereit sind, rechtliche Schritte gegen die Diskriminierung einzuleiten wird sich auch nichts ändern, da das Stillschweigen zu der Diskriminierung diese in der Regel fördert. Bedenklich ist in dem Zusammenhang auch, dass dem Kind somit vorgelebt wird Diskriminierungen zu akzeptieren und man nichts dagegen unternehmen könne, ein fataler Irrtum.
    @Frau Müllebner: Welche Therapie meinen Sie? Sowohl in den USA als auch in Europa setzt man nachwievor auf ABA, hierbei handelt es sich um eine menschenrechtswidrige Praxis, welche in Bezug auf Homosexualität in Deutschland kürzlich für unzulässig erklärt wurde, da jedoch Menschen mit Behinderungen als Menschen zweiter Klasse gesehen werden, drückt man hier ein Auge zu bzw. fördert diese Praxis.

  • „Gegen den Nachbarn wollen sie aber trotzdem keine rechtlichen Schritte einleiten.“

    Dazu kann ich nur sagen: sehr bedenklich. Es geht nicht darum, was die Eltern wollen, es geht um die Rechte des Kindes. Bewusstseinserweiterung und ähnliche Spielchen mögen das Mittel der Wahl sein, wenn das Kind einfach ignoriert wird. Wenn aber ein Fremder, womöglich noch wiederholt und mit Misshandlungs/Verletzungsvorsatz, mich mit Wasser begießt, fände die Bewusstseinsbildung vor einem Gericht statt. Als der gesetzliche Vertreter wäre es auch meine Pflicht, die Rechte meines Kindes durchzusetzen.

    • Ich stimme zu.
      Bei jedem anderen Kind würde man von Misshandlung sprechen, bei einem Kind mit Behinderung wird mit Verständnis auf Misshandlung reagiert.
      Die Eltern machen sich durch die Unterlassung zu Beitragstätern, misshandeln und diskriminieren somit selbst.

    • …das sehe ich auch so!

    • 100% korrekt