Jobkampagne startet / Initiator Huainigg appelliert an Unternehmer/innen: Traut behinderten Menschen etwas zu!

„Es geht darum, behinderten Menschen etwas zuzutrauen“, sagt Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderungen und Initiator der Jobkampagne „Meine Chance – Ihr Nutzen“. Im Mittelpunkt der Kampagne steht das Thema „Arbeit und Behinderung“.
Die breit angelegte Initiative, die von ORF, Sozialpartnern, AMS und Bundessozialamt unterstützt wird, zielt darauf ab, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu forcieren und bestehende Informationsdefizite abzubauen.
„Oft sind es unbegründete Vorurteile, die Unternehmer/innen davon abhalten, einen behinderten Menschen einzustellen: Einen solchen Mitarbeiter wird man nicht mehr los, er leistet weniger und ist häufig im Krankenstand. Wir möchten mit solchen Vorurteilen aufräumen und die veränderten Rahmenbedingungen aufzeigen: Zum Beispiel wurde Anfang des Jahres der Kündigungsschutz für die ersten vier Jahre eines Arbeitsverhältnisses aufgehoben. Dadurch fällt die Benachteiligung für behinderte Arbeitnehmer, einen Job am Arbeitsmarkt zu bekommen, weg – ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit beim Zugang zum Arbeitsmarkt“, betont Huainigg.
Derzeit erfüllen nur 3.950 von 17.186 einstellungspflichtigen Betrieben in Österreich die Beschäftigungspflicht – der Rest bezahlt stattdessen Ausgleichstaxe.
„Ich bin davon überzeugt, dass angesichts der veränderten Ausgangsbedingungen bei vielen Unternehmer/innen ein Umdenken stattfindet. Wir müssen aber die geänderten Rahmenbedingungen auch kommunizieren. Außerdem gibt es zahlreiche Formen der Förderung und Unterstützung für Unternehmen, die behinderte Menschen beschäftigen. Im Rahmen der Jobkampagne ‚Meine Chance – Ihr Nutzen‘ stehen nun all diese Informationen den Unternehmer/innen gebündelt zur Verfügung. AMS, Bundessozialamt und alle Beteiligten ziehen an einem Strang, um Unternehmer/innen zu unterstützen“, sagt der ÖVP-Behindertensprecher und verweist auf die wichtige Rolle des ORF: „Ich freue mich, dass der ORF die Initiative durch Medienöffentlichkeit verstärkt und erst ermöglicht – mein besonderer Dank gilt Sissy Mayerhoffer, der Leiterin der Abteilung Humanitarian Broadcasting, die engagiert die Anliegen behinderter Menschen aufgreift“, so Huainigg.
Die ORF-Kampagne läuft von 12. September bis 9. Oktober 2011 und richtet sich mit verschiedenen Spots und redaktionellen Beiträgen in allen TV- und Radioprogrammen des ORF vor allem an Führungskräfte, Arbeitgeber/innen und innerbetriebliche Akteur/innen. Daneben werden in zahlreichen Printmedien Inserate geschalten.
„Es geht dabei auch um ein Bekenntnis zur Leistung: Behinderte Menschen sollen, können und wollen auch etwas leisten. Es geht darum, ihnen eine Chance zu geben – nicht aus Mildtätigkeit, sondern weil man hochmotivierte und wertvolle Mitarbeiter/innen gewinnt“, sagt Huainigg und betont abschließend: „Funktionieren kann die Aktion nur mit breiter Unterstützung. Ich lade daher behinderte Menschen herzlich ein, bei der Kampagne mitzumachen und sich für ausgeschriebene Stellen zu bewerben und appelliere an Unternehmer/innen, Menschen mit Behinderungen eine Chance zu geben!“
Alle Informationen zur Kampagne finden Sie auf der Internetseite www.arbeitundbehinderung.at
Christian Müllner,
12.09.2011, 23:08
Auswandern, die einzige Möglichkeit. Als Wissenschafter und Behinderter spreche ich aus Erfahrung. Ich möcht nicht wissen, welche Jobs jetzt bei dieser „Kampagne“ ausgeschrieben werden …
Anonymous,
12.09.2011, 14:59
Schöne Worte aller Politiker – nur wie oft haben wie solche schon vernommen???
Was haben all die bisherigen Informationen und Veranstaltungen gebracht? Das ist alles zum Krenn Reiben!!!
Daher kann ich Frau Maga. Brozek nur zustimmen, wir brauchen Gesetze und zwar solche, die wirklich eine Inklusion von behinderten Menschen zur Folge haben und keine zahnlosen Papiertiger! Das Geld für solche Infokampagnen ist wahrlich zum Fenster hinaus geworfen!!! Ganz im Gegenteil; die Situation am Arbeitsmarkt für kranke und/oder behinderte Menschen wird immer schlimmer und Rehab-Maßnahmen, sowie qualifizierte Umschulungen zunehmend zum Luxus!
Skeptiker,
12.09.2011, 09:01
Frau Brozek, herzlichen Dank, für Ihre qualifizierte Stellungnahme!
dorothea brozek,
11.09.2011, 23:46
anstatt die energie und das geld in infokampagnen einzusetzen, macht lieber gesetze mit ecken und kanten – finanziert notwendige hilfsmittel ohne dass wir betteln müssen – finanziert persönliche assistenz und andere personellen hilfen ohne wenn und aber – gewährleistet barrierefreiheit anstatt die übergangsfristen zu verlängern – garantiert ein bildungsangebot der inklusion anstatt jahrzehntelang zu diskutieren – stellt euch einfach eurer verantwortung – alles andere ist heuchelei!
Skeptiker,
11.09.2011, 10:10
S.g. Hr. Dr. Huanigg,
Diese Ihre initiierte Jobkampagne kann über die massive Schlechterstellung behinderter Mitbürger auch von sogenannten „begünstigten behinderten Menschen“ nicht hinwegtäuschen. Das Sparpaket der Bundesregierung greift voll und behinderte Menschen und deren Familien sind armutsgefährdet bzw. verarmen.
Alleine der Absatz in dieser Aussendung: „Zum Beispiel wurde Anfang des Jahres der Kündigungsschutz für die ersten vier Jahre eines Arbeitsverhältnisses aufgehoben. Dadurch fällt die Benachteiligung für behinderte Arbeitnehmer, einen Job am Arbeitsmarkt zu bekommen, weg – ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit beim Zugang zum Arbeitsmarkt“,“ ist absurd.
Behinderte Menschen haben schon alleine durch die Tatsache ihrer Behinderung keine Chancengleichheit, schon gar nicht am Arbeitsplatz speziell in „Zeiten wie diesen“.
Ich bin überzeugt, dass Sie trotz Ihres Intellekts KEINEN Job am freien Arbeitsmarkt bekommen könnten schon alleine durch die Tatsache ihrer schweren Behinderung. Diese Jobkampagne ist eine politische Augenauswischerei!