Schluss mit den Mythen rund um Inklusion

Die Internetseite inklusionsfakten.de klärt auf

Eine Gesellschaft, die ein Problem mit inklusiver Bildung hat, braucht inklusive Bildung.
inklusionsfakten.de

In Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention ist das Recht von Kindern mit Behinderungen auf den Besuch der Regelschule längst festgeschrieben. Trotzdem gibt es noch zahlreiche Widerstände, wenn es um das Thema Inklusion geht. Diese Widerstände werden verursacht durch zahlreiche Mythen und Vorurteile rund um Inklusion.

„Sagen Sie den Vorurteilen, Mythen und Falschaussagen ‚Auf Wiedersehen‘ und besorgen Sie sich Argumente für die nächste Inklusionsdebatte“, so lautet der Slogan der Seite inklusionsfakten.de. 38 Argumente gegen schulische Inklusion sind auf der Seite aufgelistet. Klickt man auf ein Argument, bekommt man passende Gegenargumente, die durch Studien fundiert sind.

Zusätzlich gibt es Artikel von Expertinnen und Experten zum Thema Inklusion. Auch wird grundlegend erklärt, was Inklusion eigentlich ist.

Ein kleiner Auszug aus dem Vorurteilskatalog

  • Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen lernen besser an einer Sonderschule
  • Nicht behinderte Schülerinnen und Schüler werden durch den gemeinsamen Unterricht benachteiligt
  • Inklusiver Unterricht kostet mehr
  • Inklusion schön, aber bitte nicht in Gymnasien

Das sind nur ein paar Beispiele aus dem Vorurteilskatalog der Seite inklusionsfakten.de. Diese Seite möchte mit den Mythen und Vorurteilen rund um schulische Inklusion aufräumen. Es geht aber nicht nur darum, Gegenargumente für das Gespräch mit Inklusionszweiflerinnen und Inklusionszweiflern zu liefern, sondern zu zeigen, dass Inklusion Vorteile für alle hat.

Lisa Reimann spricht aus Erfahrung

Lisa Reimann ist die Autorin der Seite. „Meine Seite gibt es seit 2013. ich konnte die vielen Vorurteile gegenüber inklusiver Bildung nicht mehr hören“, gibt sie gegenüber BIZEPS bekannt.

Die Pädagogin wurde bis zur Matura selbst integrativ beschult. Ihre positiven Erfahrungen aus dieser Zeit machten sie zur Verbreiterin von vorurteilssensiblen Ansätzen für die inklusive Praxis, wie sie sich selbst auf der Homepage bezeichnet. Eine Behinderung war für sie nie etwas Spektakuläres. Auch sei sie durch den gemeinsamen Unterricht mit Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen nicht benachteiligt worden.

Durch die Anwesenheit eines zweiten Lehrers konnte sie besser lernen. Der inklusive Unterricht bot Anregung und Abwechslung, man half sich gegenseitig.

„Ich bin davon überzeugt, dass alle Kinder, ob mit oder ohne Behinderung, gut an meinen alten Schulen aufgehoben waren“, fasst Lisa Reimann ihre Erfahrungen zusammen und sie unterstreicht: „Ohne inklusive Schulen werden wir auch keine inklusive Gesellschaft haben.“

Dem kann man doch nur zustimmen! Also holen Sie sich Munition für die nächste Inklusionsdebatte oder lassen Sie sich von Inklusion überzeugen.

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3 Kommentare

  • Liebe Leute, Ich unterstütze die Inklusion auch, sehe aber die derzeitigen Lösungen nicht als die besten: Was macht z.B. eine Lehrerin bzw. ein Lehrer, wenn sie/er in einer inklusiven Klasse 3 bis 5 Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen betreuen muss? So geht das nicht, wen wir uns mit dem Wort „inklusive Schule“ nicht selbst betrügen wollen. Die Inklusion behinderter Kinder macht uns auf etwas aufmerksam, was manche Pädagog_innen -speziell im deutschsprachigen Raum noch nicht zugeben wollen: In einer Klasse ist es die Verpflichtung des Staates/der Schule, dass Kinder eine optimale individuelle Lernumgebung haben und dass überprüft wird, ob die angewandten Methoden auch bei jedem Kind zum Ziel führen. Als zweites Beispiel: ein hörbehindertes Kind, dessen Schrift- oder Gebärdensprachdolmetscherin nur dem Unterricht hinterher hetzen muss, ohne dass das Kind Zeit zum Verarbeiten des Inhalts und für Fragen hat, das ist auch schlechte Integration. Wir sollten nicht darüber streiten, ob die Inklusion jetzt mehr oder gleich viel kostet wie Segregation, sondern wir sollten auf dem Recht für gleichen Zugang und Teilhabe bestehen. Die Verwirklichung dieses Rechts (= die Finanzierung und das Personal) muss – wenn nötig – vor den Gerichten erkämpft werden.

  • Ich arbeite seit über 25 Jahren inklusiv in einer Wiener Volksschule. Ich stehe voll hinter dem bisherigen System, eine Klasse, viele verschiedene Kinder und 2 Lehrer, einer mit besonderer Ausbildung.
    Aber was haben wir jetzt? Alle Kinder, auch solche, die aufgrund ihres Soseins eben besondere Aufmerksamkeit oder Rücksicht benötigen, damit sie sich voll entfalten können, werden ab jetzt OHNE 2. Pädagogin in den ersten Klassen „inclusiv beschult“. Das ist eine Katastrophe für die Kinder. Ein Lehrer alleine kann es nicht schaffen, alle gleich gut zu betreuen. Ich weiß, was möglich ist, wenn man zu zweit ist. Und was fehlt,ein paar nn man allein ist. In Wien, in der Schulverwaltung ist das Gerede um die Inklusion ein Feigenblatt für Einsparungen. Welcher Ahnungslose hat die Ausbildung zum Sonderpädagogen abgeschafft und durch ein paar extra Vorlesungen für alle ersetzt? Ohne Praxis!
    Mir blutet das Herz, was hier den Bach runter geht. Und ichverstehe ganz und gar nicht, das die Verbände die InInklusion, wie sie von der Behörde gemeint ist, kritiklos hochjubeln.

  • Danke für diesen Artikel!

    Mich gruselt in schöner Regelmässigkeit, wenn ich über die vermeintlichen Gründe, warum behinderte Kinder nicht im Regelunterricht sein sollten, lese. Vor mehr als vierzig Jahren wurde ich in die Regelschule eingeschult. Damals sprach man weder von Integration, noch von Inklusion. Die Rektoren der Schulen, in die ich ging/rollte, betraten damit Neuland und die Vorurteile von damals unterscheiden sich nur marginal von den heutigen.

    Es gab keine sonderpädagogische Zusatzkraft oder umfassende gesetzliche Vorgaben, wie zu verfahren ist, wenn jemand langsamer schreibt, und gewissermassen war das wohl auch mein Glück gewesen, denn die Schule, und damit wir alle, musste damit allein klar kommen – und schaffte(n) das auch!

    Nun gibt es immer Menschen, die sagen: Jaa, die Kinder im Rollstuhl seien ja das kleinste Problem, aber die „geistig behinderten“ Kinder, die seien ja… . Darf ich Ihnen sagen, dass man das auch von uns gesagt hat? Wir würden dafür sorgen, dass die nichtbehinderten Kinder vernachlässigt würden, das Tempo drosseln müssten, etc.? Und die vielen Extrawürste erst…, also das ginge ja gar nicht… !!

    Wie lange müssen die Kinder noch warten, bis begriffen wird, dass „schnell“ und „langsam“ keineswegs automatisch von einer Behinderung abhängt und verschiedene Tempi auch kein Hindernisgrund sein müssen? In Aufsätzen sass ich zur Verwunderung meiner Klassenkamerad*innen eben da und guckte längere Zeit verträumt in die Luft, bastelte mir dabei meinen gesamten Aufsatz im Kopf, und schrieb dann eben gleich die Reinschrift. Abgegeben haben wir alle zur gleichen Zeit. Dabei lernt man übrigens wunderbar kurz und pointiert zu schreiben!

    Und: wir alle lernten dabei einander zu akzeptieren und Freude, wie auch die Probleme gemeinsam zu teilen und zu bewältigen. Eine Fähigkeit, die Kindern ohne Inklusion genommen wird.

    Vielleicht sollten mal die Erwachsenen von heute überlegen, ob ihre Vorurteile nicht daran kranken, dass sie genau diese Erfahrung nicht machen konnten und ihnen damit eine soziale Kompetenz schlicht fehlt.