Schmidt: Sterbehilfe-Diskussion schrittweise führen

Liberale: Selbstbestimmung als humaner Anspruch

Heide Schmidt
ORF

„Es bedarf nicht nur interner ExpertInnengespräche, sondern auch einer seriösen Diskussion, um sich des Themas ‚Sterbehilfe‘ anzunehmen“, begründete die Bundessprecherin der Liberalen, Heide Schmidt, eine Veranstaltung des Liberalen Bildungsforums zum Thema ‚Leben in Würde – Sterben in Würde. Verantwortung und Selbstbestimmung“.

Vor Beginn sei vor allem wichtig festzuhalten, was man NICHT wolle. „Erstens darf keinerlei Zusammenhang mit der Alterspyramide hergestellt werden. Zweitens ist jedes ökonomische Argument von Anfang an in dieser Diskussion schärfstens zurückzuweisen. Drittens dürfen die Bemühungen und die Unterstützung der Sterbebegleitung nicht im geringsten zurückgenommen werden, da es viertens keinesfalls um eine Alternative zur Sterbebegleitung geht. Was wir aber ebenfalls nicht wollen, ist fünftens die Fremdbestimmung des Todeszeitpunktes in einer Sterbesituation“, so Schmidt in ihrer Einleitung zur Podiumsdiskussion, an der Ärzte, Ethiker und ein Jurist mit Pro- und Contra-Positionen teilnahmen.

„Es geht um die Selbstbestimmung und die Straffreistellung zur Hilfe dazu. Im Wissen um die Schwierigkeit von Abgrenzungsfragen und in Kenntnis der Mißbrauchsmöglichkeiten ist dieses Ziel nur erreichbar, wenn ein möglichst exakter Weg zu diesem Ziel definiert werden kann. Die derzeitige rechtliche Situation wird der Selbstbestimmung jedenfalls nicht gerecht und verlängert Leidenssituationen auch gegen den Willen von Betroffenen“, begründete Schmidt die Notwendigkeit zu einem Weiterdenken.

Der Verfassungsrechtler Benjamin Kneihs, Autor des Buches ‚Grundrechte und Sterbehilfe‘ setzte sich mit der Unzulänglichkeit einschlägiger grundrechtlicher Formulierungen auseinander und der Tatsache, daß die Verantwortung einzig bei den ÄrztInnen liege.

Der Vertreter der Ärztekammer Wien, Rolf Jens, erteilte einer aktiven Sterbehilfe mit dem Vergleich eines Henkers eine klare Absage, während der langjährige Leiter der Semmelweisklinik, Prim. Dr. Rockenschaub, die Unmenschlichkeit ansprach, die mit der Verlängerung einer unerträglichen Agonie verbunden sei. Er setzte sich dafür ein, daß ÄrztInnen nach einer gewissenhaften Entscheidung zur Verkürzung einer solchen Agonie nicht vor den Richter gezerrt würden.

Pro und contra herrschte auch bei den Ethikern. Während Prof. Körtner vom Institut für Ethik in der Medizin und Professor an der evangelisch-theologischen Fakultät sich vor allem für den Ausbau der Sterbebegleitung aussprach, weil damit dem Wunsch nach Sterbehilfe aus seiner Sicht entgegengearbeitet würde, war für den Ordinarius für Philosophie der Universität Wien, Prof. Kampits, die Sterbehilfe Ausdruck von Barmherzigkeit und Mitleid. Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung ergebe sich für ihn unter anderem auch aus Umfragen, welche belegen, daß mehr als die Hälfte der Ärzte an Krankenhäusern schon um Sterbehilfe gebeten worden seien.

In der Publikumsdiskussion, an der auch Prof. Sepp Wille, Initiator des Arbeitskreises ‚Menschenwürdig Sterben‘ teilnahm, trafen die unterschiedlichen Meinungen sachlich und emotionell aufeinander. Schmidt schloß die Veranstaltung mit der Ankündigung, daß sich das Liberale Forum des Themas weiter annehmen werde, weil sie es als eine politische Aufgabe sehe, den Menschen nicht nur ein Leben in Würde, sondern auch ein Sterben in Würde zu ermöglichen. „Was wir uns bei unserer Programmarbeit vorgenommen haben, werden wir weiterführen“, schloß Schmidt.

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