Die Forderung nach der Einstellung der ORF-Aktion macht es mir endgültig unmöglich, meinen leichten Unmut für mich zu behalten.

Begründung: Zweifelsohne werden bei der ORF-Aktion behinderte Menschen zu Darstellungszwecken missbraucht. Zweifelsohne gibt es einen Haufen Bürokratie bei dieser Aktion, der beseitigt werden müsste. Zweifelsohne ist die Art der Verteilung der Gelder ein schlechter Witz. ABER: Die Aktion bringt jährlich rund 4 Millionen Euro ein. Finanzielle Mittel, welche von gewissen Institutionen dringend benötigt werden. (Beispielsweise wird in meiner Heimat das SOS Kinderdorf Mosburg unterstützt, für welches der Wegfall dieser Hilfe ein empfindlicher Schlag wäre).
Herr Huainigg wird als ÖVP-Mitglied genug Geld und Kontakte haben, um sich alle nötigen Unterstützungen zu organisieren. Bei Personen, die beispielsweise aufgrund einer Behinderung in Frühpension geschickt wurden, sieht es jedoch anders aus. (Ich selber kenne einen erblindeten Frühpensionisten, der nicht einmal die nötige Unterstützung für ein Mobilitätstraining bekommt). Der würde Hilfe von „Licht ins Dunkel“ sofort annehmen. Und das verstehe ich auch. Denn es ist aus meiner Sicht immer noch besser, sich einmal „verkaufen“ zu lassen, als lebenslänglich eine wichtige Unterstützung nicht zu haben.
Und die spendenden Firmen, machen dies natürlich nicht aus reiner Gutmütigkeit, sondern weil sie in der Öffentlichkeit profitieren wollen. (Wer die Großzügigkeit in den Chefetagen von Sony, Siemens und Co kennt, weiß, dass dort NICHTS verschenkt wird. Reiner Good-will darf da nicht erwartet werden).
Mein Vorschlag
Mein Vorschlag wäre eine Aktion mit einem konkreten Inhalt wie „Recht auf Unterstützung, auch für Pensionisten“, oder so ähnlich. Die Forderung dieser Aktion könnte sein, dass auch Frühpensionisten ohne Diskussion eine gewisse Anzahl an Hilfsmitteln und Schulungsstunden finanziert bekommen.
Die Begründung könnte folgend lauten: Abgesehen von Bewahrung der Menschenwürde wäre dies für die Krankenkassen eine große Geldersparnis.
Es ist erwiesen, dass es unter Frühpensionisten einen enorm hohen Anteil an Alkoholikern gibt, welche wieder unnötig Kosten verursachen. Dieses Problem könnte sicher durch das Angebot von sinnvollen Aktivitäten zumindest verringert werden.
Mir fehlt bei „Nicht ins Dunkel“ jedoch einfach das Konzept, wie der Verlust der finanziellen Mittel ausgeglichen werden kann und was genau erreicht werden soll.
Lange Rede kurzer Sinn
„Licht ins Dunkel“ müsste eindeutig überarbeitet werden. Aber zuerst muss ein klares Alternativkonzept her, wie der Wegfall der finanziellen Mittel ausgeglichen werden kann und was eine Alternative sein könnte!
Daniel Miskulnig,
09.04.2008, 07:56
Liebe Leute, Ich möchte mich, etwas verspätet aber doch, herzlich für die vielen Rückmeldungen über meinen Beitrag bedanken. Außerdem möchte ich sie auch kurz kommentieren. Also: Mir ist klar, dass Huainigg die Aktion LID nie abschaffen wollte. Ich bezog mich da auf den Artikel „Schafft LID ab“ auf Bizeps.
Thema Konzept: Bitte um Korrektur falls ich da falsch liege, aber die deutsche Aktion Mensch war meines Wissens nach nie eine reine Spendenaktion, sondern hat immer auch praktische Dienste geleistet, wie beispielsweise Veranstaltungen organisiert. Eine Aktion die LID, die jährlich rund 3 Monate läuft kann schwer Veranstaltungen organisieren deren Planung mindestens 6 Monate in Anspruch nimmt. Daher hinkt der Vergleich aus meiner Sicht. Und ich bin der Ansicht, dass unter allen Umständen geklärt werden müßte wie die bei einem Neukonzept vermutlich fehlenden Finanzen ersetzt werden können.
Zur Feststellung, dass die Aktion NID überhaupt nichts mit der politischen Funktion von Huainigg zu tun hat kann ich mir allerdings einen Kommentar nicht ganz verkneifen: Der ORF war zwischen 2000 und 2006 zweifelsohne ein ÖVP-Verein. (Intendantin Lindner war zuvor Intendantin in Niederösterreich unter Prölls Gnaden und klatschte fleißig auf Parteitagen der ÖVP). 2007 war das erste Jahr seit langem unter einem „rot gefärbten Intendanten“. In Anbetracht dieser Tatsachen würde es mich wundern, wenn es keinen politischen Zusammenhang gibt. (Könnte mich nicht erinnern so laute Kritik zu Lindners Führungszeit gehört zu haben).
Den Vorschlag einer von LID finanzierten Beratungsstelle mit Juristen kann ich sehr viel abgewinnen! (Allerdings sollte diese Stelle nach Möglichkeit in jedem Bundesland eine Niederlassung haben). Ich denke da wäre allen geholfen.
Um die Herren in den Chefetagen mache ich mir keine Sorgen. Die haben wahrscheinlich genug Geld in Lichtenstein um sich im Fall des Falles nötige Hilfestellungen selber zu bezahlen.
Nochmals vielen Dank fürs Feedback!
Dieter Holzapfel,
03.04.2008, 01:19
Lieber Daniel! Zweifelsohne sind die Marketingpower des ORF und entsprechende Bilder notwendig um 4 Millionen Euro an Spenden und Sponsorgelder „einzufahren“. Zweifelsohne liegt dem Spenden ein Leistungsaustausch zu Grunde. Die Bandbeite erstreckt sich vom „Ablasshandel“ bis zur Werbemaßnahme. Zweifelsohne müssen die Spendeneinnahmen auch verwaltet und verteilt werden. Zweifelsohne sind zusätzliche Mittel für Beeinträchtigte sinnvoll und gut. Soweit stimme ich dir zu.
Dein Vorschlag „Recht auf Unterstützung, auch für Pensionisten“, und deine Begründung, dass dies für die Krankenkassen eine große Geldersparnis wäre, widerspricht jedoch massiv meinem Verständnis eines Sozialstaates. Ein Recht sozial schwacher auf Unterstützung und damit auch auf Hilfsmittel, die ein Leben unter Wahrung der Menschenwürde ermöglicht, ist nur dann nachhaltig, wenn es ein durchsetzbarer Rechtsanspruch ist. Krankenkassenleistungen durch Spenden ersetzten zu wollen bedeutet aus Anspruchsberechtigten Bittsteller zu machen.
Gedankenmodell: Einrichtung einer Licht ins Dunkel Servicestelle mit erstklssigen Verwaltungsjuristen, die Betroffenen helfen, ihre Ansprüche durchzustzen und damit mittelfristig die Verwaltungspraxis zum Wohle aller ändern.
Jakob Putz,
24.12.2007, 19:57
Hallo zusammen! Danke an dich, Cornelia, dass du das Irrtum, dass Hr. Dr. Huainigg irgendwas abschaffen möchte, aufgeklärt hast. Ich denke, dass es genug „Gegenkonzepte“ zu LiD gibt, jedoch würde die Akzeptanz dieser ein enormes Umdenken in Herr und Frau Österreicher bewirken müssen, d. h. in jenen Personen, die momentan uns „Hascherl“ unterstützen. Und dies ist ihnen anscheinend nicht zu zumuten, anders kann ich mir das nicht erklären!
Winfried Hanau,
20.12.2007, 12:09
Ob hinter dem Eintrag vom 19. Dezember 2007 10:31 Uhr jemand steckt, der selbst etwas mit Licht ins Dunkel zu tun hat? Klingt fast so. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man an etwas festhalten muss, das der Schreiber offenbar selbst problematisch sieht („Nichts Gescheiteres“).
Der ORF hat dreißig Jahre Zeit gehabt, es besser zu machen, wenn sich jetzt viele Betroffene wehren (übrigens nicht zum ersten Mal!), ist das ihr gutes Recht. Immerhin sollte es aufhören, dass die Betroffenen nur Mittel zum Zweck sind und ansonsten vielfach große Institutionen profitieren.
Kornelia Götzinger,
20.12.2007, 10:16
Sehr geehrter Herr Miskulnig! Sie schreiben: (Ich selber kenne einen erblindeten Frühpensionisten, der nicht einmal die nötige Unterstützung für ein Mobilitätstraining bekommt). Der würde Hilfe von „Licht ins Dunkel“ sofort annehmen.
Ich kann ihnen versichern, daß dieser Frühpensionist sicher keine Unterstützung von Licht ins Dunkel bekommt. Schauen Sie sich auf der Homepage/Geschäftsbericht von Licht ins Dunkel an, wer in den letzten Jahren unterstützt wurde. Herr Dr. Huainigg hat sehr wohl ein Konzept, wie das überarbeitete Licht ins Dunkel funktionieren könnte (ähnlich wie die Aktion Mensch in Deutschland), daß hinter seiner Forderung nach Abschaffung kein Konzept für einen Ersatz steht, ist eine Unterstellung. Schon gar nicht will er die Einstellung dieser Aktion! Er fordert von den Verantwortlichen unter anderem, daß auch behinderte Menschen mitarbeiten.
Anonymous,
19.12.2007, 10:31
Danke, Herr Miskulnig, Sie drücken das aus, was andere Menschen mit Behinderungen bei der Hetze gegen LiD empfinden. Solang man nichts Gescheiteres hat, sollte das Alte nicht noch schlechter geredet und „weggeputzt“ werden, Herr Dr. Huainigg! Eher muss man sich frage, was stattdessen Hilfe bringt, und wem. Armutszeugnis für den Sozialstaat? Nobody is perfect, seinen wir doch froh, wenn es Stellen gibt, die die Löcher im sozialen Netz stopfen, und die Hindurchgefallenen doch noch auffangen. Und was die Darstellung in der Öffentlichkeit angeht: stellen wir uns doch in die vorderste Reihe, und zeigen wir uns, mit unseren Stärken und Schwächen. Realismus ist ein probates Gegengift gegen Unterstellungen, und das ewige Raunzen bringt ja wirklich nichts, also Schluss damit!
Brigitta Scharinger,
19.12.2007, 09:15
All das wäre die Aufgabe unseres Sozialstaates! Hinter der Aktion steht der Gedanke, dass es für unseren Wohlfahrtsstaat ein Armutszeichen ist, wenn die Ärmsten in diesem Staat auf mildtätige Spenden und und Betteln angewiesen sind! Da kann nur jeder in den „Chefetagen“ beten, dass ihm so etwas nicht passiert! Unser Gesundensystem krankt an der Anerkennung der Würde des Einzelnen.
Etwas zum Nachdenken: Die Sonderschüler spielten in der Volksbank ein Herbergsuchspiel, wofür sie auch reichlich mit Keksen beschenkt wurden. Auf die Frage, was am Schönsten war, kam die einstimmige Antwort: „Das Klatschen!“
Anonymous,
17.12.2007, 00:32
Dass man immer wieder statt sachliche Argumente persönliche Untergriffe gebraucht ist eine der Unerträglichkeiten, die der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung insgesamt schaden. Gute Argumente alleine würdens auch tun. Und noch etwas: Wenn der ORF keine ordentliche Kampagne zustandebringt, dann machen wir es halt mit anderen, die es besser können. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Alexandra,
14.12.2007, 17:22
Niemand sagt, dass LiD abgeschafft wird. Jedem ist klar, dass durch LiD viele andere Organisationen finanziert wird. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Mittel den Zweck heiligen.