Schulbustransport für 900 behinderte Kinder gefährdet!

Am 1. Oktober werden neunhundert behinderte Wiener Kinder nicht mehr in die Schule gehen, weil ihr regelmässiger Transport zu und von der Schule nicht mehr durchgeführt werden kann.

Fahrtendienst Haas
Haas

Wenn nicht in letzter Minute eine Lösung gefunden wird, kann es dazu kommen, daß der regelmässige Transport behinderter Wiener Kinder von und zur Schule völlig eingestellt werden muss.

Seit 1. Jänner 1999 bestimmt ein neues Schulbusgesetz, dass aus Sicherheitsgründen in Kleinbussen nicht mehr als acht Kinder – statt wie früher 14 Kinder – befördert werden dürfen. Bei Mitnahme einer erwachsenen Begleitperson dürfen überhaupt nur noch sieben Kinder befördert werden.

Das erfordert natürlich Mehrkosten, weil mehr Busse und Fahrer eingesetzt werden müssen. Seit Monaten versucht der Fahrtendienst Haas, in Verhandlungen mit der Stadt Wien dieses Problem zu lösen und hat in der Zwischenzeit die Mehrkosten von teilweise bis zu einhundert Prozent selbst getragen.

Hansjörg Haas, Geschäftsführer der Firma Fahrtendienst Haas: „Wir halten uns an das Gesetz und setzen deshalb seit Anfang dieses Jahres auf vielen Strecken doppelt so viele Busse und Fahrer ein. Jetzt können wir uns das einfach nicht mehr leisten. Unser Betrieb ist durch die starre Haltung der Stadt Wien in eine Situation gelangt in der wir nicht mehr weiter können. Wenn wir nicht mehr Geld bekommen, muss ich meine Leute entlassen und den Betrieb einstellen, weil ich sonst in den Verdacht komme, zumindest fahrlässige Krida zu begehen.“

Davon wären aber nicht nur die rund dreihundert Mitarbeiter von Fahrtendienst Haas, sondern auch 900 behinderte Wiener Kinder sowie rund 1000 behinderte Erwachsene bedroht, die bislang täglich vom Fahrtendienst Haas befördert werden.

Diesen Freitag kein Behindertentransport
Besorgt über die Situation ihrer Arbeitsplätze und angesichts einer erdrückenden Anzahl von bereits geleisteten unbezahlten Überstunden hat der Betriebsrat für Freitag, den 1. Oktober 1999 für sechs Uhr früh eine Betriebsversammlung angesetzt, so dass es an diesem Tag zu keinen Behindertentransporten in Wien kommen wird.

Wenn sich nicht kurzfristig eine grundlegende Lösung für die Situation ergibt, ist es wahrscheinlich, dass die Fahrtendienste tatsächlich vollkommen eingestellt werden müssen. Die Schulbusfahrten wurden 1995 auf der Basis von vierzehn Kindern pro Schulbus kalkuliert und von der Stadt Wien auch so ausgeschrieben.

Dabei wurde aber von allen Beteiligten nicht bedacht, dass das Schulbusgesetz über die Reduzierung auf acht Kinder pro Bus schon im Jahr 1993 beschlossen worden war. Während in allen anderen Bundesländern schon seit vergangenem Jahr die auf Grund des neuen Gesetzes entstandenen Mehrkosten vom Familienministerium getragen werden, weigert sich die Stadt Wien, diese Kosten zu übernehmen, obwohl ihr klar sein muss, dass das Unternehmen dadurch in den Konkurs getrieben wird.

Auf Grund des bestehenden Vertrages kann der Fahrtendienst Haas aber leider nichts dagegen unternehmen. Seit 1971 führt der Fahrtendienst Haas diese Fahrten durch. Zahlreiche technische Spezialausstattungen für die Beförderung von Rollstuhlfahrern wurden im eigenen Unternehmen entwickelt, denn Sicherheit hat höchste Priorität. Heute sorgen rund 300 Mitarbeiter mit über 150 Bussen für einen regelmässigen Transport.

Dabei müssen die Fahrer die behinderten Kinder teilweise aus ihren Wohnungen abholen, Rollstühle sichern und auch während der Fahrt auf die spezielle Situation der behinderten Kinder Rücksicht nehmen. Bei besonders schwer behinderten Kindern werden sogar Fahrbegleiter eingesetzt.

In anderen österreichischen Bundesländern laufen die Schulbusfahrten nicht immer so reibungslos ab und es gab auch schon einige dramatische Unfälle. Deshalb hat auch der Gesetzgeber eine Reihe von Vorschriften erlassen, die die Sicherheit in Schulbussen gewährleisten sollen. All das kostet natürlich Geld. Geld, das uns die Sicherheit unserer Kinder einfach wert sein muss und das die Stadt Wien offensichtlich nicht bereitstellen will.

Hansjörg Haas: „Leid tun uns vor allem die Kinder, die wir zum Teil über viele Jahre befördern, wenn es heissen sollte >Ihr Chauffeur und der Haas-Bus kommen nicht mehr<."

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