Wiener Mittelschule bekommt Schultüte zum Dank
Eine Schule für alle – die Lernwerkstatt Donaustadt zeigt, dass sich inklusive Bildungskonzepte im Schulalltag bewähren. Alle SchülerInnen profitieren vom Angebot, das vom Inklusionsgedanken geprägt ist.
Zum Schulstart am 5.9. überreichte Lebenshilfe-Präsident Germain Weber zusammen mit Wiens Landesschulinspektor für Inklusion, Rupert Corazza, heute Vormittag eine inklusive Schultüte an die Lernwerkstatt Donaustadt und ihre Direktorin Justine Scanferla – zum Dank für das Engagement von Lehrpersonal, Eltern und SchülerInnen, und symbolisch für alle inklusiven Schulprojekte, die bereits erfolgreich in einigen Teilen Österreichs umgesetzt werden.
Lernwerkstatt Donaustadt: eine Schule für alle
„Die Lernwerkstatt hat es sich erfolgreich zum Ziel gesetzt, ein Schulzentrum für Kinder aller Begabungslagen zu werden“, betont Corazza. Seit eineinhalb Jahren ist die Schule ein Zentrum für Inklusiv- und Sonderpädagogik. Direktorin Justine Scanferla ist gleichzeitig für den Mittelschul – und Sonderpädagogik-Bereich zuständig. Zehn Wiener Mittelschulklassen der Lernwerkstatt Donaustadt werden integrativ geführt.
Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen lernen zusammen in einer Klasse. Darüber hinaus gibt es einen Aufbaulehrgang für sonderpädagogischen Förderbedarf, in dem die SchülerInnen inklusiv im Rahmen der Mittelschulklassen betreut werden. Mithilfe des sogenannten Kompass-Tools, können LehrerInnen und vor allem die SchülerInnen selbst den individuellen Lernfortschritt kontrollieren.
Das Tool dient nach Schulaustritt als individueller Leistungsnachweis für den Einstieg in die Berufswelt. In der Lernwerkstatt finden die SchülerInnen Raum für ihre spezifischen Interessen als Ergänzung zum konventionellen Frontalunterricht. Ein Atelier bietet auch für Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf kreative Entfaltungsmöglichkeiten und entwicklungsbegleitende Maßnahmen wie Legasthenie-Betreuung, Heilpädagogisches Voltigieren und Tiermediation runden das Schulangebot ab.
Inklusive Bildung als Voraussetzung für inklusive Gesellschaft
Inklusive Bildung legt den Grundstein für das weitere Miteinander. Kinder aus Inklusionsklassen wachsen mit Vielfalt auf und tragen die Inklusion so auch in ihre späteren Arbeitswelten oder die Freizeitgestaltung. Lebenshilfe-Präsident Germain Weber: „Ich möchte einmal mehr darauf hinweisen, wie wichtig Inklusive Bildung für eine inklusive Gesellschaft ist. Unser Appell ergeht an das Schulsystem, SchulvertreterInnen und PolitikerInnen in Bund und Land, Inklusion überall Wirklichkeit werden zu lassen.“
Gute Umsetzungsbeispiele gibt es bereits, dennoch herrscht starker Aufholbedarf bei Inklusiver Bildung in Österreich. Die derzeitige Bildungsreform muss sich auch am offiziellen Maßnahmenkatalog, dem Nationalen Aktionsplan Behinderung (NAP), orientieren. Wir haben uns mit der UN-Behindertenrechtskonvention dazu verpflichtet. Für eine klare Vorgehensweise hat die Lebenshilfe bereits 2012 einen Stufenplan veröffentlicht. Damit Inklusive Schule nicht auf einige wenige Vorbildschulen beschränkt bleibt, muss die Politik jetzt Maßnahmen setzen. Das Ziel laut NAP lautet noch immer „Inklusive Schule bis 2020“, für alle Schulstufen in ganz Österreich.