Abschaffen oder ausbauen?
Heftige Kritik übte heute die Behindertensprecherin der Wiener Freiheitlichen LAbg. Brigitte Schwarz-Klement an der derzeit herrschenden Praxis der Behindertenintegration an Wiens Schulen. „Durch halbherzige Integrationsversuche der Bundesregierung entsteht eine 4-jährige Ausbildungslücke für Behinderte.“
Nach Beendigung ihrer 9-jährigen Schulpflicht läßt die Bundesregierung und der Wiener Stadtschulrat Behinderte im Regen stehen. Für die Zeit zwischen 15. und 19. Lebensjahr besteht für viele Behinderte keinerlei Möglichkeit sich ausbilden zu lassen, da ihnen der weitere Zugang zur AHS verwehrt ist, so Schwarz-Klement.
Zwar können Sinnes- und Körperbehinderte unter großen Schwierigkeiten bis zur Matura kommen, geistig Behinderten bleibt jedoch nur der Weg in Spezialsonderschulen. Es ist daher notwendig, so Schwarz-Klement, bessere Rahmenbedingungen für Behinderte zu schaffen und endlich eine ehrliche Integrationspolitik zu betreiben.
So sei in erster Linie einmal zu überdenken, ob eine Integration geistig Schwerstbehinderter in die AHS generell sinnvoll sei, so Schwarz-Klement. Für einen geistig Schwerstbehinderten ist mit dem Besuch der AHS-Unterstufe keine Berufsausbildung verbunden, die er in seinem späteren Leben sinnvoll verwerten könnte. Besser wäre es z. B. berufsbildende mittlere Schulen für die Integration zu öffnen, forderte Schwarz-Klement.
Gleichzeitig muß Sinnes- und Körperbehinderten der Zugang zur AHS-Oberstufe (Sekundarstufe 2) erleichtert werden. Dazu gehört etwa die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen. Derzeit haben diese Schüler große Probleme eine AHS zu finden, die sie aufnimmt. Gerne werden sie in Behindertenschulen, wie etwa die Gehörlosenschule abgeschoben.
Wenn für diese Behinderten der Besuch der AHS-Unterstufe problemlos funktioniert, ist nicht einzusehen, daß dies in der Oberstufe auf einmal ganz anders sein soll, so Schwarz-Klement. Hier fehlt offenbar der politische Wille der Regierungsparteien die Integration auch zu leben die sie großspurig fordern.
Es ist in höchstem Maße diskriminierend, wenn die SP/VP-Koalition Sinnes- und Körperbehinderte zu Bittstellern degradiert, wenn es um den Besuch einer höheren Schulen geht. Damit wollen SPÖ und ÖVP offenbar Abhängigkeiten schaffen, die einfach nicht notwendig sind.
Es dürfte sich in Regierungskreisen scheinbar nicht herum gesprochen haben, daß Sinnes- und Körperbehinderung nichts mit Lernfähigkeit und Intelligenz zu tun haben. Hier sollten sich die selbst ernannten Gutmenschen einmal an ihrer langen Nase packen, schloß Schwarz-Klement.