ICE wird umgebaut

Schweizer Fachstelle übt massive Kritik an ICE Umbau

Die Deutsche Bahn versucht, ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern. Doch im Bereich barrierefreie Deutsche Bahn gibt es immer wieder massive Rückschritte.

Im Sommer des Vorjahres wurde bekannt, dass die Deutsche Bahn (DB) für 180 Millionen Euro rund 60 alte ICE 1-Züge erneuern wird.

Nun wurde – interessanterweise durch einen Bericht aus der Schweiz – bekannt, welche Barrieren der ICE 1 der Deutschen Bahn nach dem Umbau hat.

Beat Schweingruber, Leiters der „Schweizerischen Fachstelle Behinderte und öffentlicher Verkehr – BöV„, hatte Gelegenheit, einen der ersten umgebauten ICE 1-Züge zu testen und listet in seinem Bericht gravierende Mängel auf.

Unter der harmlos klingenden Überschrift „DB modernisiert ICE1-Züge“ listet der Schweizer Experte detailliert und schonungslos eine Reihe von Fehlplanungen und Unsinnigkeiten auf.

Die Liste reicht von einem verbauten Zugang zum Speisewagen bis zu neu angebrachten Informationsbeschriftungen, die „für Blinde absolut wertlos“ sind.

Bestehende Mängel wie Glastüren „mit zu wenig kontrastreicher Markierung“ sowie „gut getarnte“ Türtaster wurden bei der Runderneuerung unverändert gelassen. Es wäre aber ein Leichtes gewesen dies zu verändern, wurde doch jedes Fahrzeug in seine 12.000 Einzelteile zerlegt und wieder zusammengebaut.

Kritik schon im Vorjahr

Schon im Vorjahr gab es an den mangelhaften Umbauplänen der Deutschen Bahn Kritik. Der Unmut stieg, als ein Foto auftauchte, das einen testweisen Einbau einer fahrzeuggebundenen Einstiegshilfe in einen ICE zeigte und die Machbarkeit dieser Maßnahme nun nicht mehr abgestritten werden konnte. Die DB wehrten sich vehement gegen den Einbau von Einstiegshilfen und nannte sie schlicht „zu teuer“.

Im Gegenzug verwies Ellen Engel, Leiterin der Kontaktstelle für kundenbezogene Behindertenangelegenheiten der DB, auf Maßnahmen wie „die taktile Darstellung der Wagennummern im Innern der Züge oder der Bedienelemente in den Toiletten“. Außerdem werde es künftig drei Rollstuhlstellplätze geben, die sich in der 1. Klasse gleich hinter dem Bordrestaurant befinden, so Engel damals.

Zulassung auch im Ausland?

Doch auch diese Minimalumbauten gingen anscheinend gründlich daneben. Das Restaurant ist nun nicht mehr zugänglich und die Anordnung der Bedienelement am WC wird von der „Schweizerischen Fachstelle Behinderte und öffentlicher Verkehr“ gerügt.

„Offen ist auch noch, ob das Bundesamt für Verkehr, das eine neue Zulassung für die Schweiz erteilen muss, irgendwelche Auflagen macht.“, schreibt Schweingruber in seinem Bericht.

Diese interessante Frage stellt sich auch für Österreich, da die DB mit dem ICE 1 auch das Schienennetz der Alpenrepublik befährt. Wie die Frage der Zulassung auch ausgeht, peinlich sollte der Deutschen Bahn schon der Umstand sein, dass darüber überhaupt spekuliert werden muss.

Rechtliche Möglichkeiten sollen geprüft werden

„Das Ärgerliche am Umbau der ICE-Züge durch die Deutsche Bahn ist, dass auf der einen Seite eine Verbesserung geschaffen wird, die auf der anderen Seite gleich wieder durch Negativentwicklungen entwertet wird“, erklärte Ottmar Miles-Paul, Pressesprecher des Netzwerk Artikel 3, in einer ersten Reaktion auf die nun bekannt gewordenen massiven Mängel.

Er weist darauf hin, dass „Gruppenreisen von behinderten und nichtbehinderten Menschen dadurch schlichtweg zur Segregationsfahrt werden, da ein Zusammentreffen im Speisewagen zukünftig ja ebenfalls verhindert wird“. Es sei sinnvoll, dass es zukünftig auch in der 1. Klasse des ICE „die längst überfälligen rollstuhlgerechten Plätze gibt“, aber ihm sei „umso unverständlicher, dass diese Plätze dann auf der anderen Seite in der 2. Klasse abgebaut werden“.

„Das ist nicht im Sinne des Gleichstellungsgedankens und die deutschen Verbände sollten ernsthaft prüfen, ob es dagegen rechtliche Möglichkeiten gibt, denn das ist kein Zug der Zukunft“, so Miles-Paul abschließend.

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