SELBST in der Hand – ein Erfahrungsbericht von zwei interessierten SteirerInnen

Wir, das sind Jasmin Treffer und Jakob Putz aus Graz, waren zwei der zahlreichen TeilnehmerInnen an der Tagung "SELBST in der Hand" vom 14. - 15. November 2007 an der Universität Klagenfurt.

Logo: SELBST in die Hand!
BMKz

Hätten wir die Aufgabe, dem Tagungstitel im Nachhinein einen Untertitel hinzuzufügen, so wäre „Ein Aha-Effekt kommt selten allein“ aus unserer Sicht sehr treffend.

Nicht nur, dass momentan sehr viele Bundesländer am System der (Persönlichen) Assistenz rütteln und mit den Rückbauarbeiten bereits begonnen haben, sondern auch, dass es auch Länder gibt, in denen Assistenz nicht den Ruf „Wenn es sich ausgeht, machen wir halt was in dem Bereich, ansonsten haben die Behinderten halt Pech gehabt“ hat, waren Erkenntnisse, die wir aus dieser Veranstaltung mitnehmen durften.

Aus unserer Sicht sehr hilfreich und als Tankstelle für neue (Kampf)Motivation dienten für uns auch die diversen Workshops, von denen wir jenen von Dr. Adolf Ratzka wählten, in dem wir die Möglichkeit hatten, uns mit konkreten Ideen zur Wiederherstellung bzw. Sicherung von Assistenz zu beschäftigen.

Darüber hinaus hatten wir durch diesen Workshop die Möglichkeit, Infos über den aktuellen Stand der Überlegungen in der Steiermark zu bekommen, nachdem man hier zu Lande mit Information über den aktuellen Stand der Überlegungen in diesem Bereich sehr sparsam, um nicht zu sagen, sehr, sehr geizig ist.

Diese „Aktualisierung“ war jedoch nur möglich, da es zumindest ein Vertreter des Landes Steiermark, nämlich Behindertenanwalt des Landes Steiermark, Hr. Mag. Suppan, für nötig befand, an dieser sehr wichtigen Tagung teilzunehmen und seine Sicht der Dinge einzubringen. Zusammenfassend helfen wir den zuständigen PolitikerInnen denken und listen die dringlichen To-Do’s in diesem Bereich auf.

Sollten diese für die zuständigen Damen und Herren (jetzt) nicht relevant sein, dennoch ein Tipp: Speichern Sie sich diesen Link, denn spätestens für die nächsten (Landtags)Wahlen brauchen Sie bestimmt Denkstützen, warum behinderte Menschen im Wahlkampf wichtig sind, oder?

Grundproblem

In Österreich ist problematisch, dass es neun verschiedene Landesgesetze gibt, die sich dieser Thematik widmen. Logische Lösung: Bundesweite Regelung, durch die es dann egal werden sollte, in welchem Bundesland ich als behinderter Mensch meinen ersten Schrei tat.

Darüber hinaus wäre für uns dies in weiterer Folge der Anstoß, die Frage zu diskutieren, ob für Assistenz nicht ein bundesweiter Topf geschaffen wird, aus dem die Länder den entsprechenden Bedarf abgegolten bekommen.

Grund für diese Überlegungen ist die Tatsache, dass wir das Gefühl haben, dass vor allem die größeren Bundesländer mehr AntragstellerInnen haben, wodurch in weiterer Folge in diesen Bundesländern auch die Assistenzleistungen sich stärker zu Buche schlagen als in jenen Bundesländern, die kleiner sind und somit weniger AssistenznehmerInnen haben.

Nicht Heim ODER Assistenz, sondern Heim UND Assistenz

Dank dieser Tagung konnte unser Verdacht bestätigt werden, dass die Schlagwörter „Heim“ und „Persönliche Assistenz“ (bewusst?) als Gegensätze behandelt werden.

Gleich, wie sich ein/e AutobesitzerIn aussuchen kann, ob er/sie VW oder Toyota den Vorzug gibt, muss auch für behinderte Menschen die Möglichkeit bestehen (bleiben), die Unterstützungsform zu wählen.

Nicht nur, weil das unser Recht ist, sondern auch, um den Heimsektor nicht von einer auf die andere Sekunde auszuhungern, denn schließlich stellt diese Form der Betreuung einen beträchtlichen Wirtschaftsfaktor dar, dessen „Schließung“ von heute auf morgen eine wirtschaftliche Katastrophe darstellte. Einzig notwendig wäre es, künftig den Bau des einen oder anderen Heimes zu überdenken!

Besprechungen anstelle von Versprechungen

Erstere wären schlicht und ergreifend notwendig, dass PolitikerInnen und sonstige EntscheidungsträgerInnen verstehen (lernen), dass Entscheidungen nur unter der Einbindung von ALLEN Betroffenengruppen funktionieren und mitgetragen werden können.

Inhalt derartiger Treffen dürfen jedoch nicht Versprechungen sein, von denen Betroffene nichts haben, und die EntscheidungsträgerInnen ausschließlich ihr Gewissen beruhigen, in dem sie Schlagwörter wie „Partizipation“, „Inklusion“ und „Selbstbestimmung“ zwar aussprechen, jedoch nicht (genug) leben.

Abschließend möchten wir den VeranstalterInnen für diese sehr tolle Vernetzungs- und Informationsmöglichkeit danken und hoffen, auch künftig an derartig wichtigen Tagungen teilnehmen zu können!

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