Seltsamer Abschluss bei Promi-Millionenshow für Licht ins Dunkel

Wer am 27.2. die Promi-Millionenshow sah, tappte nicht nur bei manchen Quizfragen im Dunkeln, sondern vor allem bei den etwas überhasteten Abschlusserklärungen einiger VertreterInnen von "Licht ins Dunkel".

Promi Millionenshow im ORF
ORF

Wir versuchen daher nun selbst, hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Insgesamt wurden bei der Promi-Millionenshow € 170.000,- für Licht ins Dunkel erspielt.

„Wir werden heuer besser liegen als im Vorjahr, trotz Krise und publizistischer Miesmacherei“, erklärte der Präsident von Licht ins Dunkel KR Erik Hanke am Ende der Sendung, ohne dabei näher zu beleuchten, was er konkret mit „publizistischer Miesmacherei“ meinte.

Nach diesem rätselhaften Statement des Präsidenten von Licht ins Dunkel fragte Armin Assinger einen Rollstuhlfahrer, der neben dem großen Moderator ziemlich klein wirkte: „Hans-Jürgen, Du vertrittst die Community, die auch von Licht ins Dunkel unterstützt wird. Wie ist Dein Eindruck über die Sendung heute betreffend der Spenden?“, und legte ihm dabei von oben wohlwollend die Hand auf die Schulter.

Der befragte Rollstuhlfahrer betonte darauf hin, dass das Geld von Licht ins Dunkel wirklich effektiv eingesetzt wird und damit behinderten Kindern und Familien in Not geholfen wird. „Licht ins Dunkel ist nicht nur eine Spendenaktion, sondern ermöglicht Menschen in ein neues Leben finden zu können“, meinte er wortwörtlich.

Nachdem in diesen Statements viele Fragen offen blieben, versuchten wir selbst Antworten zu finden. Erst nach intensiver Recherche im Internet fanden wir heraus, dass es sich bei dem Rollstuhlfahrer, dem Armin Assinger die Hand auflegte, um Hans-Jürgen Groß handelt, der Landesobmann des ÖZIV Burgenland ist.

Was dem von ihm angesprochenen effektiven Einsatz der Gelder von Licht ins Dunkel betrifft, so geht aus dem Rechenschaftsbericht 2010/2011 des Vereins Licht ins Dunkel hervor, dass 400 Projekte aus der Sozial- und Behindertenhilfe unterstützt wurden und 3.792 Familien mit 11.370 Kindern. Allerdings haben die Familien und Kinder insgesamt nur € 1.698.378,35 erhalten, während die 400 Projekte aus der Sozial- und Behindertenhilfe mit € 7.008.714,28 unterstützt wurden.

Weiters geht aus dem Rechenschaftsbericht hervor, dass für Fundraising nicht weniger als € 460.160,86 von Licht ins Dunkel-Gelder eingesetzt wurden und die Abwicklung der Soforthilfe sowie die Abwicklung der Projekte und der Verwaltungsaufwand samt angefallenen Bankspesen insgesamt € 634.797,26 verschlangen. Ob dies effektiv ist, soll jede Spenderin und jeder Spender selbst beurteilen.

Zweck des caritativen Vereines „Licht ins Dunkel“ ist die materielle und ideelle Unterstützung von behinderten Kindern und deren Familien, von Geburt an geistig und körperlich behinderten Menschen in Österreich, sowie die Förderung der statutenmäßigen Zielsetzung seiner Mitglieder.

Sieben große Organisationen sind seit 1989 Mitglieder des Vereins „Licht ins Dunkel“: Lebenshilfe Österreich, „Rettet das Kind“, Österreichische Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde, Österreichisches Komitee für UNICEF, Caritas Österreich und Diakonie Österreich.

Jeder Mensch kann zum Spendenwesen seine eigene Meinung haben. Wir jedenfalls wünschen uns, dass der ORF mehr Wert auf die Darstellung von Menschen mit Behinderung als gleichberechtigte und vollwertige Mitglieder dieser Gesellschaft legt. Als gutes Beispiel könnte die „Aktion Mensch“ dienen, die – in einem längeren Prozess und in Zusammenarbeit mit ExpertInnen in eigener Sache, nämlich mit kompetenten Betroffenen – ihr Wirken sowohl nach innen als auch nach außen zugunsten einer ‚inklusiven Sichtweise‘ verändert hat.

Eine knappe Woche kann die Promi-Millionenshow noch auf tvthek.orf.at nachgesehen werden. Uns hat jedenfalls der Abschluss mehr als peinlich berührt.

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